Die Malerei Lichte als Teil der Kunstabteilung Fraureuth

 

In Lichte bei Wallendorf hatte die Fraureuth AG bereits 1917 eine Malerei eingerichtet. Dafür soll in Lichte ein Haus angemietet worden sein; meine Vermutung geht in Richtung des Herrenhauses.

 

In einem gerade erst gefundenen Artikel von Claudia Over hießt es "Mit Wallendorf erwarb man als Anhängsel außerdem eine weitere, hochspezialisierte Malerei im thüringischen Lichte".  

 

Die Malerei in Lichte sollte ursprünglisch ausschließlich Kopien von Gemälden berühmter Meister (Galeriebild-Kopien) auf gerahmten Porzellanplatten, Vasen, Dosen und Sammeltellern erzeugen, dass heisst, die in Fraureuth oder auch in Wallendorf hergestellte Weissware bemalen. Porzellanplatten kamen auch von der KPM Berlin.

 

Aus einem Bericht der Fraureuth AG in der Zeitschrift für Feinkeramik "Keramos" zum Jahreswechsel 1923/1924 erfahren wir etwas über die Aufgabenverteilung im Jahre 1923 innerhalb der angegliederten Betriebe.  "...die beiden Fraureuther Werke erzeugen Gebrauchs- und Hotelgeschirre aller Art in auserlesenen Formen u. Dekoren, Wallendorf stellt unsere handgemalten Kunstporzellane, Plastiken, Vasen, Dosen u. dgl. her, während sich unsere Malereien in Dresden u. Lichte der Dekoration der in Fraureuth erzeugten Ware widmen." Dies bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt in Lichte nicht nur Galeriebildkopien gefertigt wurden, sondern hier auch die in Fraureuth hergestellten Geschirre bemalt wurden.

 

Zu Beginn meiner Nachforschungen glaubte ich, dass die Fraureuth AG neben der Kämpfe und Heubach GmbH in Wallendorf auch die Gebrüder Heubach AG in Lichte erworben und hier die Malerei Lichte eingerichtet hatte, dies war jedoch nicht der Fall. Eher scheint es so gewesen zu sein, dass Fraureuth die Malerei Lichte als Konkurrenz für Heubach ins Leben gerufen hatte und dort einige Porzellanplattenmaler beschäftigte, die für Heubach nicht mehr arbeiten wollten.

 

Ein Maler, der für die Fraureuth AG in der Malerei Lichte gemalt hat, ist mir jetzt bekannt geworden. Es ist Karl Büttner (siehe meine gleichnamige Seite), der Großvater mütterlichseits von Dieter Hähnlein (siehe Haag Page Standort). Letzterer erzählte mir, dass Karl Büttner sich mit der Firma Gebrüder Heubach überworfen hatte und deshalb für Fraureuth gemalt hat. Ich konnte bei ihm zwei Porzellanmedaillons mit Frauenbildnissen, eine große Vase und zwei große Gemälde von Karl Büttner bewundern. Karl Büttner hat laut Auskunft von Dieter Hähnlein stets mit "Büttner" signiert.

 

Desweiteren hatte ich folgenden Gedanken: Wenn man herausfinden könnte, welche Porzellanplatten für Fraureuth gemalt wurden (vorausgesetzt, die Porzellanplatten wären mit der Firmenmarke versehen) und diese eine Künstlersignatur aufweisen würden, könnte man auch herausfinden, welche Maler noch in der Malerei Lichte beschäftigt waren.

 

Einen ersten Hinweis auf die für Fraureuth gemalten Bildplatten gibt der Katalog der Kunstabteilung, veröffentlicht im Jahre 1921, der auf meiner gleichnamigen Unterseite vollständig eingesehen werden kann, wie nachfolgend abgebildet.

 

 

Es hat sich jedoch eine noch viel bessere Informationsquelle erschlossen. Die wunderbare Webseite von Stefan Tichter aus Düsseldorf www.fraureuth-porzellan.de, die den Ausgangspunkt meiner Nachforschungen bildete.

 

Er hat nämlich einige Bildplatten sowohl von vorn (mit Künstlersignatur) abgebildet, als auch von der Rückseite, auf der sich tatsächlich auch die Firmenmarke von Fraureuth befindet und zwar eine ganz bestimmte, wie ich nachfolgend nach ausführen werde. 

 

Sehen Sie sich diese erst einmal an! Auf die gleiche Art der Rahmung, wie im Katalog der Kunstabteilung abgebildet, darf ich verweisen. Das letzte Frauenmedaillon ist allerdings anders gerahmt und anders gemarkt.

Im Katalog der Kunstabteilung sind die nachfolgend Dekore für Galeriebildkopien aufgeführt. Diese haben sämtlich Dekornummern der Jahres 1920 erhalten, die auf der Rückseite der Bildplatten allerdings nicht erscheinen, wie das bei den sonstigen Fraureuther Porzellanen der Fall war. Sie werden wohl auch bereits vor 1920 ausgeführt worden sein und sind 1920 nachträglich in die Liste aufgenommen worden.

 

Dekornummer 20/90: "Leiden" nach Greuze

Dekornummer 20/92: "Madonna" nach Ferrucci - Alfred Brödel

Dekornummer 20/97: "Frühlingshymne" nach Arnold Böcklin  - Alfred Brödel

Dekornummer 20/160: "Königin Christiane" nach Pesne

Dekornummer 20/160: "Portrait d'une jeune femme"  - Oskar Dietrich

Dekornummer 20/162: "Feierabend" nach Defregger

Dekornummer 20/165: "Madame Victoire" nach Natier

Dekornummer 20/171: "Mrs. Hoppner" nach J. Hoppner

Dekornummer 20/172: "Venus mit dem Orgelspieler" nach Tizian - Alfred Brödel

Dekornummer 20/175: Portrait Wagner - Alfred Brödel

Dekornummer 20/176: Portrait Liszt - Alfred Brödel

Dekornummer 20/180: Portrait Puccini - Alfred Brödel

Dekornummer 20/181: Portrait Verdi - Alfred Brödel

Dekornummer 20/197: "Diana nach dem Bade" nach Boucher 

Dekornummer 20/573: "Interieur" nach Pieter Jarssen

 

"Himmlische und irdische Liebe" nach Tizian - Alfred Brödel

"Der kleine Jesus mit Johann und Engeln" nach Rubens - Oskar Dietrich

"Bella" nach Tizian

"Madonna mit dem Blumenkranz" nach Rubens - Alfred Brödel

Portrait Beethoven - Alfred Brödel

Portrait Mozart - Alfred Brödel

 

"Frühlingshymne" nach Arnold Böcklin auch gemalt von Oskar Dietrich

 

Es lassen sich an Hand der im Umlauf befindlichen Porzellangemälde folgende Künstler bzw. Porzellanplattenmaler ermitteln:

 

Alfred Brödel, Oskar Dietrich und Karl Büttner.

 

Bei dem Maler, der mit AB signiert hat, handelt es sich um Alfred Brödel, der auf den großen länglichen Platten mit A. Brödel signiert, auf den kleineren Platten nur seine Initialen verwendet hat. Bitte schauen Sie auch auf die Seite von Alfred Brödel in der Porzellinergalerie

 

Vielleicht kann ich in der Folgezeit noch weitere Maler ermitteln, aber vielleicht war es auch nur das o.g. Dreiergespann. Selbst Frau Fraas bemerkt in ihrem Buch, dass im Untersuchungszeitraum nur sehr wenige Porzellanplatten mit Fraureuthmarke zu finden waren. Sie meint, dass die damaligen hohen Preise für Porzellanplatten die Ursache war.

 

Ein Maler, der für die Fraureuth AG in der Malerei Lichte gemalt hat, ist mir jetzt näher  bekannt geworden. Es ist Karl Büttner (siehe meine gleichnamige Seite), der Großvater mütterlichseits von Dieter Hähnlein (siehe Haag Page Standort). Letzterer erzählte mir, dass Karl Büttner sich mit der Firma Gebrüder Heubach überworfen hatte und deshalb für Fraureuth gemalt hat. Ich konnte bei ihm zwei Porzellanmedaillons mit Frauenbildnissen, eine große Vase und zwei große Gemälde von Karl Büttner bewundern. Karl Büttner hat laut Auskunft von Dieter Hähnlein stets mit "Büttner" signiert.   

 

Wie ich gerade erst aus einem im Jahre 1920 veröffentlichten Artikel erfuhr, war Alfred Brödel der Leiter des Filialwerkes Malerei Lichte der Fraureuth AG und der, wie wir nachfolgend erfahren werden, den größten Teil der Porzellanplatten gemalt hat.

 

Obwohl nur Fragmente des Artikels erhalten sind, möchte ich Ihnen diese nicht vorenthalten:

 

"...Modelle mit besonderer Liebe durchgeführt worden ist. Hervorragendes leistet die Fraureuther Filiale in Lichte in der Darbietung von Galeriebildkopien. Noch selten haben Originale alter und moderner Meister eine in Komposition und Farbe so getreue Wiedergabe gefunden, als dies durch die Hand des Kunstmalers Alfred Brödel, dem Leiter der Filiale, geschehen ist. Direkt bezaubernd wirken die Reproduktionen der "Madonna mit dem Blumenkranz" von Rubens, der "Frühlingshymne" von Böcklin, der "Venus mit dem Orgelspieler" ..."

 

 "...Nicht minder beachtenswert ist seine Geschicklichkeit in der künstlerischen Wiedergabe der Portraits von Wagner, Liszt, Beethoven, Mozart, Puscini, Verdi usw.""...

 

Was nun die Firmenmarke betrifft, so bin ich auch auf eine kleine Sensation gestoßen, denn m.E. hat sich bisher niemand die Frage gestellt, welchen Firmenstempel eigentlich die Malerei in Lichte für ihre Porzellanplatten, Dosen und Sammelteller mit Gemäldekopien verwendet hat.

 

Da ausschließlich in der Malerei in Lichte diese Porzellanplatten und Porzellane mit Galeriebildkopien hergestellt wurden und die oben abgebildeten Platten, die "rote halbrunde Marke Fraureuth Kunstabteilung handgemalt" tragen, muss dies die Marke für die Malerei Lichte gewesen sein und nicht oder nicht nur, wie bisher angekommen, für in der Malerei Dresden dekorierte Porzellane. 

 

Desweiteren habe ich folgende Überlegung zur Unterscheidung, an welchem Standort welche Marken verwendet wurden, angestellt:

 

Wenn alle Weißware, die in Fraureuth hergestellt wurde mit der grünen Fraureuth Marke versehen war, so haben die Malereien in Lichte und Dresden zur Kennzeichnung ihrer Bemalung einen weiteren Stempel zur Kennzeichnung benötigt,  und wie wir sehen, wurde ein roten Stempel mit halbrunder Schrift verwendet. Davon gab es zwei verschiedene: "Fraureuth Kunstabteilung handgemalt" bzw. "Fraureuth/Dresden Kunstabteilung handgemalt". Ich würde daher davon ausgehen, dass nur die Porzellane mit dem Marke "Fraureuth/Dresden Kunstabteilung handgemalt" in Dresden dekoriert wurden, die anderen in Lichte. Und da der Absatz an Porzellanplatten nicht besonders groß war, hat man sicher später in Lichte auch anderes Porzellan bemalt und mit der roten halbrunden Marke" Fraureuth Kunstabteilung handgemalt" versehen, wie schon vorher auch die Porzellanplatten. Vielleicht waren es hier eher Karl Büttner und Oskar Dietrich, die andere Porzellane als Porzellanplatten bemalt haben.

  

Die Porzellane, die zusätzlich zur normalen grünen Fraureuth Marke mit dem schwarzen/grünen Stempel Kunstabteilung darunter versehen wurden, wurden als Weißware in Fraureuth produziert und sind später erst nach Wallendorf gekommen, um hier in der Kunstabteilung Wallendorf dekoriert und mit dem Zusatzstempel Kunstabteilung versehen zu werden.

 

Die Porzellane, die mit grüner Fraureuth Kunstabteilung Marke in alter Schrift versehen sind, haben nicht noch zusätzlich eine normale grüne Fraureuth Marke. Es waren wohl die Porzellane, die nach der Verlegung der Kunstabteilung nach Wallendorf dort als Weissware hergestellt und gleichzeitig hier dekoriert und mit dem Stempel der neuen grünen Marke  in alter kunstvoller Schrift versehen wurden. Dies gilt ebenso für die Porzellane mit dem einheitlichen Stempel "Fraureuth Kunstabteilung handgemalt". 

Fraureuth - Service - Rokoko

               Porzellan - Geschichte(n)

 

Da bin ich wieder für Sie, Ihre Porzellan-Reporterin

 de  K o g e n 's  Sylvia,

mit meinen Geschichten rund um's Porzellan.


Liebe Leser,

 

ich habe Ihnen heute etwas ganz Besonderes mitgebracht. Ich konnte es wieder zurück in seine Heimat holen, nach dem es im Norden von Idaho in den USA gelandet war, wohin die Eigentümer vor 25 Jahren ausgewandert waren.

 

 

Es handelt sich um ein Tee/Kaffeeservice mit der Bezeichnung "Rokoko" aus den Jahren 1879-1884, von dem mir schon Abbildungen einzelner Gedecke bekannt waren. Als Service hatte ich es bislang noch nicht gesehen. In dem Buch von Susanne Fraas erfahren wir, dass es sich um die Form Nummer 191 handelt und es wohl zu den ersten kompletten Servicen gehört, die Fraureuth überhaupt hergestellt hat.

 

 

 

" Ein filigraner, durchbrochener,  aus kombinierten Rocailleornamenten zusammengesetzter eingezogener Ringfuß trägt die bauchigen Ovalhohlkörper von Kannen, Dosen und Tassen dieser Geschirrform." - so beschreibt es die Expertin. 

 

Bei dem Gold, das für das Service Verwendung fand, muss es sich auch um etwas Besonderes handeln, ein solcher Goldglanz ist mir noch nie begegnet.

 

Ich habe daher gleich meinen Experten Gerhard Nußmann dazu befragt und erfahren, dass neben dem sonst verwendeten empfindlichen Glanzgold und dem bekannten stabileren Poliergold noch eine weitere Goldart verwendet wurde - das Pudergold, das hochwertigste Gold, das mit Dicköl angerührt wurde. Da es nach dem Brennen eine nicht so schöne gelbbraune Farbe bekommt, muss es mit dem Achatstift noch aufwendig poliert werden. Auch die sichtbaren Blattadern wurden mit dem Achatstift eingebracht.

 

 

Bei Fraas sind mehrere Dekorvarianten dieses Services abgebildet. Kein Dekor ist jedoch so schön wie das vorliegende.

 

Der Umstand, dass ein Dekor der Malerei Sontag und Söhne in Geiersthal aus den 20er Jahren gefunden wurde, lässt neben meinen Ausführungen zu der roten Bodenmarke der Malerei Lichte darauf schließen, das dieses Geschirr wohl in Wallendorf oder Lichte bemalt wurde. Die Teller kamen eindeutig aus der Weißproduktion von Fraureuth, sie sind mit der grünen Bodenmarke versehen, die Tassen und Gefäße jedoch nicht. Sie können daher nur in Wallendorf hergestellt worden sein.

 

 

Es handelt sich bei dem Service sicher um eine Auftragsarbeit, bei der der Kunde sein Service nach seinen Wünschen zusammenstellen, Dekor und Farben auswählen konnte.

Jeder Teller, jede Tasse, jedes Stück ist mit einer aufwendigen Blumenmalerei versehen, natürlich handgemalt und ein Unikat, wie Sie in der folgenden Galerie sehen können.

 

Nun, das war es,

Ihre Entdeckerin de Dietrich

 

 

Nachfolgend eine Galerie mit weiteren Dekorvarianten des Services