Die Familie Koge und ihre Porzellantradition

 

Liebe Leser,

 

den Ausgangspunkt meiner Forschungen zur Genealogie der Familie Koge bildete der Wunsch meines Vaters,  etwas über die Herkunft seines Großvaters Friedrich Koge, Vater seines Vaters Fritz Koge, zu erfahren.

 

Das einzige was wir über ihn wussten, war, dass er aus der Magdeburger Gegend stammen sollte und dass er als Porzellanmaler nach Lichte gekommen war.

 

Schaut Ihn Euch erst einmal an, unseren Friedrich Koge und gleich daneben seine Frau Matthilde geb. von Ende aus Lichte und ihren jüngsten Sohn Fritz Koge.

 

Auf meiner Suche wurde ich schließlich im Archiv in Rudolstadt fündig. Was wir jedoch erstaunt und verblüfft feststellen mussten, war das Folgende:

 

Friedrich Koge war am 09.07.1868 in Schelten (Kreis Tetschen) in  B ö h m e n  geboren...

 

Im Oktober 1908 hat er für sich und seine 5 Kinder die Staatsangehörigkeit des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt beantragt und mit Urkunde vom 18.10.1908 auch erhalten. Seine "preußische"  Staatsangehörigkeit wollte Friedrich Koge allerdings beibehalten. Es war auch zu vermuten, dass Friedrich Koge bereits vor 1908 in Lichte ansässig gewesen ist, da zwei seiner Kinder bereits im Jahre 1893 bzw. 1902 dort zur Welt gekommen waren. Für die Einwanderung benötigte er einen "Heimatschein", der in Magdeburg beantragt und ausgestellt worden war.

 

Das war alles ziemlich verwirrend für uns. Aber es war ein guter Anfang.

 

Weitere entscheidende Hinweise und Informationen erhielt ich von einer engagierten Archivleiterin in Teplice, die, obwohl sie nicht zuständig war, mir trotzdem weiterhalf. Ich erfuhr, dass die Bücher für Schelten und Eichwald im Archiv in Leitmeritz geführt wurden und diese auch online eingesehen werden konnten. Das Ergebnis ihrer Einsicht, das sie mir übermittelte, war bahnbrechend.

 

Es war der Geburtseintrag von Franz Josef Koge, geb. am 14. April 1880 in Eichwald, wie sich später herausstellte, der Bruder meines Ururgroßvaters.

 

Dessen Vater und natürlich auch der Vater meines Urgroßvaters Friedrich Koge war Friedrich Wilhelm Koge, Fabriksarbeiter in Schelten und Eichwald. Ihre Mutter war Maria Helzel, eheliche Tochter des Johannes Helzel, Glasmachers in Parchen (Prácheň) und der Maria Josepha geb. Walter aus Steinschőnau.

 

Aber Friedrich Wilhelm Koge kam, wie sich herausstellte, ganz woanders her, nämlich aus Preußen in der Nähe von Magdeburg, wie es in der Familie weitergegeben worden war.

 

Friedrich Wilhelm Koge wurde am 20.12.1841 in Althaldensleben geboren. Er war der eheliche Sohn des Friedrich Heinrich Koge, Fabrikant in Althaldensleben, Porzellandreher aus Hundisburg - in der Porzellanfabrik des Johann Gottlob Nathusius in Althaldensleben - , Regierungsbezirk Magdeburg in Preussen und der Maria Katharina geb. Claus aus Althaldensleben bei Magdeburg in Preussen. 

  

Das war nun wirklich der Durchbruch. Der Bruder Franz Josef, die Eltern und Großeltern waren gefunden und die preußische Staatsangehörigkeit aufgeklärt. Meiner Familie hätte dies mehr als ausgereicht, meine Forscherleidenschaft wurde dadurch jedoch erst geweckt.

 

Nach und nach gelang es mir, die glücklicherweise digitalisierten Geburts-, Heirats- und Sterbebücher von Schelten und Eichwald, der Geburts- und Wohnorte der Familie Koge in Böhmen einzusehen. So entstand der Stammbaum der Herkunftsfamilie Koge in Böhmen in mühevoller Kleinarbeit. 

 

Auch ein Besuch im Landeshauptarchiv in Magdeburg förderte dank meiner Beharrlichkeit zu guter Letzt noch neue Erkenntnisse und sogar handschriftliche Briefe meines Ururgroßvaters Friedrich Koge und seines Bruders Franz Joseph Koge in Zusammenhang mit der Beantragung von Heimatscheinen zu Tage. 

 

Wie es den Vater meines Ururgroßvaters von Althaldensleben bei Magdeburg nach Eichwald ins Böhmische zur Siderolitwarenfabrik in Schelten und zur Firma des Eduard Eichler (Royal Dux) in Eichwald, der sogar Pate bei der Geburt seines Sohnes gewesen ist, und seinen Sohn von Eichwald nach Lichte ins Thüringische zur Porzellanfabrik der Gebrüder Heubach in Lichte verschlagen hat, können wir nur erahnen - es war die Spur des "weißen Goldes", der sie folgten und das sie in ihren Bann gezogen hatte.

 

Da es mir nun ebenso ergangen ist, werde ich an dieser Stelle nicht halt machen. Es bleibt noch Raum für die Erforschung der weiteren Nachfahren der bei Hundisburg/Althaldensleben verbliebenen Kinder des Friedrich Heinrich Koge und der Marie Catharina Koge geb. Claus sowie der Nachfahren des Franz Josef Koge im Raum Chemnitz. 

  

Und es hat sich ein neuer Gedanke aufgetan: War der in der Porzellanfabrik des Johann Gottlob Nathusius in Althaldensleben und Hundisburg um 1840 tätige Fabrikant und Porzellandreher Friedrich Heinrich Koge ein angestammter Althaldenslebener Bürger oder war auch er, genauso wie Jakob Uffrecht, nur dem Ruf des weißen Goldes und des Herrn Nathusius gefolgt und kam gar aus einer anderen Region??

  

Friedrich Heinrich Koge - Porzellandreher aus Hundisburg bei Nathusius in Althaldensleben

Dies ist natürlich nicht Friedrich Heinrich Koge, sondern mein verstorbener Patenonkel Gerhard Koge aus Lichte, der in der Porzellanfabrik Lichte tätig war. Hier sehen wir ihn beim Drehen von Porzellantellern.

 

Drehen von Porzellan - Porzellandreher

 

Im Gegensatz zum Gießen hat die Porzellanmasse beim Drehen eine verdichtete Konsistenz, die aber immer auch eine bestimmte Feuchtigkeit haben muss. Man dreht anders als beim Töpfern nicht frei auf der Drehscheibe. Auf die rotierende Drehscheibe wird eine spezielle Gipsform zum Überdrehen (flache Geschirre wie Teller) oder Eindrehen (Hohlgeschirr wie Becher) aufgesetzt. In oder auf die Gipsform wird die verdichtete Masse gelegt und auf der Drehscheibe auf oder in der Gipsform herumgeschleudert und vermittels eines Werkzeuges  an die Form gedrückt und abgezogen, abgedreht, die Ränder abgeschnitten, abgewischt und in der Form verbleibend zum Trocknen abgestellt.

 

So stellt sich mir der Beruf des Porzellandrehers doch als angesehener kunsthandwerklicher Beruf dar.

Der vorstehend links abgebildete Arbeiter ist ein Porzellandreher in der Porzellanfabrik Nathusius in Althaldensleben; eine Zeichnung aus einem Preisverzeichnis, eine Lithografie von 1845. Dies könnte mein Vorfahre Friedrich Heinrich Koge gewesen sein und so kann ich mir seinen Arbeitsplatz jetzt vorstellen.

 

Nun, heute am 16.04.2024 gibt es neue Erkenntnisse über meinen Vorfahren, den Porzellandreher Friedrich Heinrich Koge, der, wie sich herausgestellt hat, ein gebürtiger Hundisburger Bürger war:

 

Friedrich Heinrich Koge und Marie Catharina Koge geb. Claus, verwitwete Siebert, haben am 11.07.1841 geheiratet. Friedrich Heinrich Koge war zu diesem Zeitpunkt bereits Porzellanfabrikant, 24,5 Jahre jung, ist demnach im Jahre 1817 geboren und seine Angetraute war 32,5 Jahre jung (8 Jahre älter als er) und ist somit 1809 geboren. Ihr gemeinsamer Sohn Friedrich Wilhelm Koge kam noch im Jahr der Hochzeit, am 20.12.1841 in Althaldensleben zur Welt. Es folgten noch Dorothee Ludowike Ottilie, geb. am 21.06.1846, die witzigerweise die Vornamen ihrer Patinnen trug, und Friedrich Louis Koge, geb. am 22.02.1849, der jedoch kurz darauf am 22.02.1849 verstarb. So blieb der erstgeborene Sohn Friedrich Wilhelm Koge der Einzige, der den Namen Koge weitergetragen hat.

 

Der Porzellanfabrikant Friedrich Heinrich Koge, geb. am 27.01.1817 in Hundisburg, war der Sohn der Margarethe Koge in Hundisburg, die ihn in Hundisburg unehelich zur Welt gebracht hat, so dass wir seinen Vater leider nicht ermitteln können, der dann aber auch kein Koge war. Und wie es nun aussieht, war Friedrich Heinrich Koge der erste Kogesche Porzelliner und der erste mit Namen Friedrich und dieser Vorname hat sich von 1817 an bis zu meinem Vater Heinz Friedrich Otto Koge bis ins 21. Jahrhundert fortgesetzt.

 

Der Vater von Margarethe Koge war, wie derzeit angenommen wird, aber noch nicht urkundlich bestätigt ist, der Bergmann Johann Christoph Koge, der 1767 geboren, in den Jahren 1803-1810 (demnach so um die 40 Jahre alt) mit seiner Frau, Marie Elisabeth Mahlfeldt und 3-4 Kindern (Margarethe Koge, Catharina Elisabeth Koge, Johann Christoph Koge jun.) nach Hundisburg zog, um dort im Steinbruch Hundisburg zu arbeiten, den sie nachfolgend sehen können.

 

 

Seine Tochter Catharina Elisabeth Koge, die zu diesem Zeitpunkt Dienstmagd war, war jedenfalls die Patin bei der Taufe von Friedrich Heinrich Koge.  Am 15.11.1818 heiratete die Catharina Elisabeth Koge in Hundisburg Joachim Christian Andreas Zander.

 

Woher die Familie zwischen 1803 und 1810 nach Hundisburg kam, ist noch nicht erforscht, wohl aber aus einem der umliegenden Orte, wo es in den Steinbrüchen Flechtingen, Dönstedt, Bebertal, etc. Arbeit für den Vater und Ernährer der Familie, den Bergmann und Steinbrecher Johann Christoph Koge gegeben hatte.

 

Johann Christoph Koge und Marie Elisabeth Mahlfeldt blieben mit ihrer Familie in Hundisburg. Johann Christoph Koge starb mit 70 Jahren am 10.07.1837 in Hundisburg, seine Frau starb am 23.02.1840 in Neuhaldensleben mit 71 Jahren. Beide haben Sie die Hochzeit von Friedrich Heinrich Koge und die von Friedrich Wilhelm Koge 1841 nicht mehr erlebt. Aber Margarethe Koge, die Mutter und Oma schon. 

 

Allerdings sind noch zwei Koge Männer aufgetaucht, der 1802 geborene Johann Christoph Adolph Koge, der am 23.02.1832 in Althaldensleben geheiratet hat und zu diesem Zeitpunkt Schneider in Magdeburg war. Als Eltern werden der noch lebende Vater Christian Koge, Berggesell zu Hundisburg und dessen Ehefrau Catharina Maria Voigt angegeben. War er etwa der Bruder?? des Bergmanns Johann Christoph Koge. Auch deren Tochter könnte Margarethe Koge sein.

 

Bis es mit der Erforschung weitergeht verbleibe ich
Ihre Kogen`s Sylvia

 

handgemalte Mokkatasse aus der Porzellanfabrik Nathusius in Althaldensleben

 

Diese Tasse habe ich erworben, da der älteste mir bisher bekannte Koge - Ururgroßvater - im Jahre 1841 Fabrikant in Althaldensleben und Porzellandreher in/aus Hundisburg war.

 

Bei dieser Tasse handelt es sich um eines derjenigen Stücke, bei denen das Motiv mit dunkler Farbe durch Kupferdruckerei auf den rohgebrannten Scherben aufgebracht wurde, bevor dieser glasiert und bemalt wurde. Wieso der Porzellanmaler allerdings seine Bemalung so deutlich neben das Motiv gesetzt hat, ist mir nicht erklärlich.

 

signiert mit den Buchstaben H K für  Heinrich Koge ??  oder sind es zwei Striche und ein H.

 

In der Personenstandsurkunde wird Friedrich Heinrich Koge allerdings als Porzellandreher (und nicht Porzellanmaler) in Hundisburg aber auch als Fabrikant in Althaldensleben bezeichnet. Vielleicht hat er ja Tasse und Teller geformt, die übrigens materialschwer gestaltet sind. Die Modellnummer der Tasse ist die Nr. 110, die des Tellers 011. Wie es aussieht, wurden die einzelnen Ziffern einzeln eingepresst und einmal auch verkehrt herum (auf dem Kopf stehend).

Porzellan aus Eichwald in Böhmen zu der Zeit der Tätigkeit meines Urgroßvaters um 1900

 

Hier ein Vergleich der Vase aus Eichwald mit einer Heubachschen Vase mit gleichem Motiv.