Porzelliner - Lexikon

Porzelliner aus Wallendorf und Lichte

Wallendorfer Modelleurin Doris Weiske

               Porzellan - Geschichte(n)

 

Da bin ich wieder für Sie, Ihre Porzellan-Reporterin

 de  K o g e n 's  Sylvia,

mit meinen Geschichten rund um's Porzellan.


Doris Weiske geb. Krauß 07.08.1946 - 09.02.2024

Die Wallendorfer Modelleurin Doris Weiske, geschätzte Kollegin und "rechte Hand" von Gottfried Stöhr, ist verstorben.

 

Die Trauerfeier fand am Donnerstag, dem 22.02.2024, um 14,00 Uhr

in der Trauerhalle zu Neuhaus, Friedhof Bau statt.

 

Das vorstehende Bild entstand um 1970 und wurde als Werbetafel in einer Vergrößerung auf ca. 1 m am Stand der Wallendorfer Porzellanfabrik zur Leipziger Messe eingesetzt. Die linke Person ist Doris Weiske. Nach Beendigung der Messe wurde die Werbetafel, wie alle anderen, im Musterzimmer eingelagert...
 
Als zu Hillebrands Zeiten das Kulturhaus samt Musterzimmer abgerissen wurde, kam die Tafel wieder zum Vorschein und die Protagonisten, inzwischen waren 25 Jahre vergangen, nahmen noch einmal Aufstellung...
Doris Weiske, Gerhard Nußmann und Gottfried Stöhr.

 

Das folgende Foto zeigt die Modelleurin Doris Weiske an ihrem Arbeitsplatz, ihr gegenüber saß die Modelleurin Angela Bock verheiratete Kulling.

 

Gottfried Stöhr präsentierte seine Entwürfe als Gipsmodell in der Größe 1:1
Für die Produktion mussten aber Arbeitsmodelle angefertigt werden, also 16% größer als das Entwurfsmodell (wegen der Brenn-Schwindung des Porzellans).

 

Diese Arbeiten übernahmen dann zum Teil Angela Kulling und Doris Weiske.

 

"Das Arbeiterpersonal"

 

so hat Wilhelm Stieda in seinem Buch "Die Anfänge der Porzellanfabrikation auf dem Thüringerwalde..." das Kapitel über die ersten Arbeiter der Wallendorfer Fabrik überschrieben.

 

"Neben dem Rohstoffe musste die Hauptschwierigkeit für die Fabrik in der Beschaffung und Ausbildung des Personals liegen...so musste doch von den Formern, Drehern, Malern Geschicklichkeit, von den in der Glasur- und Massemühle beschäftigten Männern völlige Vertrautheit mit allen Operationen vorausgesetzt werden. Anders konnte man nicht hoffen den Erzeugnissen der Fabrik einen guten Ruf auszuwirken und ihren Absatz gewährleistet zu sehen."

 

Dieser Einschätzung ist bis zum heutigen Tage nichts hinzuzufügen.

 

Und daher sollen auf dieser Page all diejenigen aufgeführt und geehrt werden, durch deren gute Hände das Wallendorfer Porzellan im Verlaufe von 250 Jahren gegangen ist.

 

Wenn ich über einen Porzelliner etwas mehr Informationen erhalte, gestalte ich eine spezielle Unterseite, schauen Sie doch einmal nach.

 

 

Auf dem Foto Nr. 7 ist Christel Epler geb. Häckel zu sehen, die Nichte von Arno Häckel, geboren im Jahre 1942, ist sie am 16.10.2023 im Alter von 81 Jahren von uns gegangen. Sie war im gleichen Ausbildungsjahrgang wie Gerhard Nußmann, von dem diese Informationen sind.

 

 

In den 1920 er Jahren war Otto Stauch Obermaler bei der Firma Heubach in Lichte geworden. Vielleicht hat er ja die nachfolgende Porzellanplatte gemalt.

 

 

Liste der Personen, die zur Tätigkeitszeit meines Opas Fritz Koge in der Malerei in Lichte beschäftigt waren

 

Paul?? Häckel (Schwiegervater von Lipphart Steinert+Marthel geb. Häckel, Dorst)

Paul Apel

Fred Tigges

Harry Grunert

Hans Bischoff

Otto Pröschold, s.u.

Sohn Erich Pröschold in Lichte gelernt, dann Gräfenthal

Helmut Fischer (Vater von Volker Fischer)

Karl-Heinz Müller (Schwiegersohn von Arno Häckel)

Gerhard Knopf, im Haus Dorst gewohnt

Otto Meisel (1859-1927), Porzellanplattenmaler, auf der Welt Ausstellung 1910 in Brüssel erhielt er als Mitarbeiter der Gebrüder Heubach die Bronzene Medaile, Vater von Hugo Meisel (1887-1966)

 

die Emaillemaler sind 1926 nach Pforzheim gegangen

 

Hier die Liste der Personen der Firma Schaubachkunst

 

Heinz Schaubach, Inhaber,

Margarete Schaubach geb. Marsteller, die Ehefrau,

Heinz Schaubach jun., der Sohn, gefallen 1943,

Meta Pabst geb. Bock, Malerin,

Hildegard Arnd geb. Rosenbaum, später Packerei,

Erich Jahn, kaufm. Angestellter, Büro,

Karl Bock, Hauptbuchhalter, Vater der Ehefrau von Hans Treunert, die noch lebt,

Otto Müller, kaufm. Angestellter, Versand, bevor diesen Frau Schaubach übernommn hat,

Fritz Paschold, Maler, Meister im Malerbereich,

Liesbeth Möbius,

Dora Müller, Arbeitsausgabe, hat meinen Vater und seinen Bruder "de Kogen Jongs" genannt, hat meinem Opa Fritz Koge, der vorher bei Heubach gearbeitet hat, keine ordentliche Arbeit zugeteilt, weswegen er weggegangen ist,

Marie Brager,

Frau Wachsmuth,

Kurt Seidel, Maler, später Modelleur, hat sich dafür eingesetzt, dass ein neues Modellhaus errichtet wurde, letztes Haus hinten,

Kurt Neumann, Maler, aus Bock und Teich, wo der Ali wohnt,

Herrmann Apel, Maler, später 1. Meister,

Otto Scherf, Maler, ein großer Langer,

Richard Sonntag, Maler, keine Nachkommen,

Arno Matz, Maler,

Otto Pröschold, Maler, Vater der Sarasse,

Helene Wenzel, Malerin,

Hugo Wenzel, Obermaler,

Hermann Unger, Maler, Bruder von Hans und Otto Unger,

Ellmer, Maler,

Alfred Schultheis, saß in der Malerei hinter meinem Vater,

ein Maler aus Meißen,

links außen und rechts außen Maler aus Schmiedefeld, Namen nicht bekannt,

oben rechts außen, Lothar Marsteller, der Bruder von Frau Schaubach.

Lotte Fiedler geb. Popp

Frau Walther

Gustav Gitter (Handlanger)

Ilse Wanderer

Vater von Gerd Greiner

2. Foto:

Otto Scherf

Hermann Apel

 

Foto Malerei Schaubach - vor 1960?

(von links nach rechts)

Kurt Heun

Gerhard Sperber

Frau Beutel

Frau Walther

Hans Treuner

Anneliese Fritsche

Lotte Heun (Frau von Kurt Heun)

Gerda Sperber (Frau von Gerhard Sperber)

Gerd Greiner (vorletzter Meister meines Vaters)

Frau Franke

Otto Scherf

Herbert Bock

Helga Häckel (Müller)

Klaus Meusel

Hermann Apel (1. Meister meines Vaters)

Eva Berschneider

Reinhard Kühnert

Martin Günther

Heinz Koge

Irmgard aus Lippelsdorf ("Schnecke")

Gerhard Kiesewetter

Horst Linke

 

Wie ich gerade erfahren habe, wurden im Jahre 1951 neue Malereiräume im Dachgeschoss eingerichtet, die als "Sperlingslust" bezeichnet wurden. Dort haben die Porzellanmaler Gerhard Kiesewetter, Lilli Arnold, Horst Neiding, Hermann Apel, Gerhard Sperber, Gerda Sperber geb. Paschold und Heinz Koge gewirkt.

 

Liste der Personen, die zur Tätigkeitszeit meines Vaters (1952 bis 1989) in der Malerei beschäftigt waren, ca. 80 Maler, insgesamt 350 Mitarbeiter:

Gerd Greiner (Meister in der Malerei),

Alfred Schultheis,

Kurt Leidel,

Rudi Lattermann,

Hermann Apel,

Gerd Paschold,

Gerhard Sperber,

Udo Lindauer,

Kurt Neumann,

Reinhard Kühnert,

dessen Frau Ruth Kühnert,

Walther Beerschneider,

dessen Frau Eva Beerschneider,

Egon Heinz,

Helga Müller geb. Häckel, Tochter von Arno Häckel, ihr Mann Karheinz Müller hat in Lichte gearbeitet und war Ausbilder in Bock und Teich bei Fasold & Stauch,

Harry Heinert,

dessen Frau Hildgard Heinert,

Heini Günther (kam von Langer und Jahn)

Otto Scherf (genannt: "Grußer" (Großer)),

Horst Neiding,

Heinz Arnold,

Walter Höhn,

Magda Wanderer,

Heinz Koge,

Herbert Koge,

Klaus Unger,

Otto Greiner, Vater von Eva Berschneider, Spritzer (wegen Auge)

Eva Berschneider

Walter Berschneider

Wolfgang Heun,

Erhard Schmidt,

Erich Fiedler,

Lotte Fiedler,

Lotte Heun,

Kurt Heun,

Richard Sonntag.

Günter Habenicht - Spritzer

Armin Erich, Malerei und Meister Brennhaus,

seine Frau: Thea Erich geb. Schünzel,

Vater Hans Schünzel und dessen Vater Paul Schünzel waren Maler (Anstreicher),

die Frau von Hans Schünzel war Tochter vom Glasfabrikanten, der "Wisse" (der Weiße)

 

In einer  Broschüre der Wallendorfer Fabrik sind Horst Kiesewetter beim Malen von Figuren (Tänzerpaar) Rita Beyer beim Malen von Tellern mit Dekor Rose und Gerlinde Straube beim Malen von Vasen in Kobalt Rose zu sehen.

 

Alwin Körner aus Schmiedefeld hat die Dekore vor dem Spritzen abgedeckt und auch danach abgewaschen. Seine Tochter Lissi Otte war Malerin und hat über dem Konsum in Wallendorf gewohnt. Es handelte sich um eine Umsiedlerfamilie.

 

die Pröscholds waren die Sarasse, weil sie mit einem Laienspiel herumzogen mit der Rolle des Sarass,

der alte Sarass war Otto Pröschold, Maler, Haus neben Koge Hügel, Tochter Eva??

Sohn Otto: "Ottel"

Sohn Hans Pröschold hat mit Fritz Koge in Malerei Lichte gleiches Dekor: braun gemalt

Hans Pröschold war der schnellste Maler, erst in Lichte, dann in Wallendorf

der Sohn Walter Pröschold war Fleischer

der Sohn Erich Pröschold, wohnhaft gewesen Haus neben Koge/Dorst wurde Leiter des Werks in Gräfenthal, hat Heinz Koge die Konfirmationsmappe mit der roten Lilie geschenkt.

 

Hanna Seidel (verh. Böhm) hat im Haus über Herrenhaus Wallendorf gewohnt, unterdrin im Haus war Lager

Albert Gräf: Rohrhammer

die Frau von Paul Koge war Anna geb. Walther, die Schwester von Heinz Walther in krummer Dorst,

Paul Walther,

Hans Walther mit Sohn Rolf+Gerda, Holzrahmen für Porzellansachen

 

der Filmvorführer war Herr Malgy, die Ärzte hießen Polk und Krause.

 

2 Häuser über Hubert Koge war die Rutens Villa (dem Roten seine Villa),

1 Haus unter Hubert war Schwester vom Roten, jetzt Christa Leube

dem Roten seine andere Schwester? (geb. Schmidt) hat gewohnt in Rotis Haus, Frau Zehendner, Herr Zehendner war Geschäftsführer vom Roten seiner Glasfabrik, hat Schriftzüge in Violen eingebrandt, Muffelofen im Haus,

 

der Rote ist im KZ Buchenwald gestorben, der Glasbetrieb wurde enteignet, stand da, wo jetzt BHG steht.

 

Suche nach:

Winterlandschaft vorderer Hügel, gemalt von Heinz Koge für die Zeichenschule,

Vase auf Vertiko von Fritz Koge, Paradisvogel kobaltblau, viel Gold

Vase Stiefmütterchen Fritz Koge ist Nr. 5655

Fritz Koge: Heubach, Schaubach, Volksstedt, Firma Friedrich, auch Glasstöpsel zu Hause hergestellt.

 

Maler laut Aufstellung bei Alami (außer o.g.)

 

Engelbert Brödel 1848 - 1938

Alfred Brödel 1861 - 1927

Florenz P. Brödel, Malerei 1907

Oskar Dietrich 1871-1948

G. Dietrich

P. Dietrich

R. Dietrich

E. Liebmann Ende 19. Jhdt.

E. Meisel,

Hermann Meisel 1909 erwähnt

Otto Meisel 1859 - 1927 Vater von Hugo Meisel (Modelleur

Emil Pröschold um 1900

Felix Scherf 1954 -

Louis Scherf 30.05.1870 - 20.03.1955

Otto Hugo Scherf, Vater von Louis Scherf, 1837 - 1881

Wilhelm Scherf, Großvater von Louis

Alber Scherf 17.08.1876 - 01.05.1953, Sohn Hugo

L. Schinzel (Louis?)

Albert Schünzel 1898/99

Edmund Schünzel

C.A. Schmidt 1834, der Rute, der Wisse?? Glasfabrikant

1894 - 1907 Inhaber Eduard Schmidt

Sontag & Söhne: Geog Heinrich Sontag, Eduard Sontag, Eduard Meisel s.o. E. Meisel?

 

 

Gebrüder Alfred und Engelbert Brödel

Alfred jüngerer Bruder

 

Engelbert Brödel: 1848 - 1938 lichte bei Wallendorf

Porzellanplatte um 1900: " Im Gebet. Ab: 30." Modellpressmarke "324"

 

Ihre Porzellanfee.  

 

Karl Jäger hat als Modelleur in Wallendorf gearbeitet, später war er Abteilungsleiter im Weissbetrieb. Der Mann auf dem Foto auf der Tür im Hintergrund könnte er gewesen sein.

 

Porzelliner in Lichte

Fritz Paschold, Armin Erich, Sylvana von Ende, Doris Unger, Elke Fischer, Sabine Liebmann, Gisela Seel, Gerhard Hampe, Klaus Springer, Doris Weiske, Karin Witzmann, Rita Beyer, Christel Ehrlicher, Antje Danneberg, Annelie Töpper, Manfred Köcher. H. Krauser, Ursula Müller, Roswitha Faber, Andrea Liebmann, Gertraut Arnold, Marita Borchert, Petra Bätz, Angela Kulling geb. Bock, Frau Lemnitzer...

 

Gerade habe ich noch einen neuen Porzelliner entdeckt, da eine von ihm handgemalte Vase von Fraureuth aufgetaucht ist. Es handelt sich um Franz Buchmann aus Lichte-Wallendorf.

Claus-Peter Senf - Zeitzeugenbericht - Die Massemüller, Einrichter, Gipser und Brenner

 

Aus dem Bericht des Zeitzeugen Claus-Peter Senf, Stücke der Jugend 1 & 2,  edition winterwork, 2013:

 

"Hier oben, auf der Höhe des Thüringer Waldes, waren die Menschen von jeher auf sich selbst gestellt und gleichermaßen aufeinander angewiesen. Jeder musste sein Brot allein verdienen, überleben konnten sie nur in der Gemeinschaft. Freilich gab es auch einzelne Feindschaften, oft auch aus Tradition. Natürlich wurde sich zu Kirchweihen traditionell geprügelt, aber über all die Jahre, die ich dort war, hörte ich nie ein Wort des Neides. So war das jedenfalls 

damals."

 

"Der zu erlernende Beruf nannte sich: Kunstkeramikeinrichter...Die Arbeit im Porzellanwerk war für mich etwas ganz anderes. Nach den Grobheiten auf dem Bau nun die Feinheiten. In meinem neuen Beruf ging es, um das ganz schlicht und einfach zusagen, um Gipsformen, die von Modellen abgegossen wurden.

 

Mein alter Meister (Alfred) Seidel hatte mich in einem Schnellkurs in die Grundbegriffe der Herstellung von Porzellan eingeführt. Seidel war bereits über siebzig, ein Porzelliner von Schrot und Korn und ein eigenwilliger Kautz, aber einer mit Charakter...

 

Im Betrieb war er der Alterspräsident. Der Chef, der nicht in der Betriebsleitung saß. So fühlte er sich und so wurde er geachtet...Seidels fachliches Wissen war unumstritten und im Betrieb gefragt...Er wusste genau um seine Narrenfreiheit, der alte Meister, und er reizte sie aus...

 

Am ersten Arbeitstag musste ich erfahren, dass der alte Meister gestorben war. Er hatte es geahnt. Sein Arbeitstisch war sauber und aufgeräumt, wie immer. Neben dem Werkzeug lag eine angebrochene Schachtel Carré.

 

Der neue Meister in der Gipserei war Günther. Ein Einrichter.  Er hatte natürlich bei Seidel gelernt, kannte sich aus und sein fachliches Können war unumstritten...Günter hatte es nicht leicht. Für ihn war es bestimmt oft eine Gratwanderung weiter Kumpel zu sein und Arbeiten zuzuteilen, die unterschiedlich bezahlt wurden ohne dabei den Gipsern klarmachen zu müssen, wer der Chef in der Abteilung ist."

 

"Mit den Kollegen in der Gipserei war ich recht schnell warm geworden. Ihre anfängliche Zurückhaltung wegen meiner längeren Haare gab sich bald und spätestens nach dem ersten Waggon Gips, den wir zusammen entladen hatten, war ich akzeptiert und gehörte zu dieser Gesellschaft dazu. Die hatten gesehen, dass ich arbeiten konnte und wollte, auf mich Verlass war und gut.

 

Das Gipslager war die gesamte Etage über unserer Abteilung und musste mehrmals im Jahr aufgefüllt werden. Das waren besondere Tage.

 

Wenn vom Bahnhof der Anruf kam, der schon erwartete Waggon stünde fertig zum Entladen an der Rampe, galt in der Abteilung der allgemeine Ausnahmezustand. Das Ritual des Entladens begann immer damit, das Geld für Getränke einzusammeln...

 

Auf dem Betriebs LKW rumpelten alle zum Bahnhof. Aus dem Waggon wurden die Säcke in einer Kette von Mann zu Mann bis auf die Ladefläche durchgereicht oder zugeworfen. Jeder Sack wog vierzig Kilo und etwa fünfzig Tonnen gingen zweimal durch unsere Hände. Einmal auf dem Bahnhof und dann beim Abladen im Betrieb. Dort wurde die Ladung auf Sackwagen in den Aufzug geschoben und im Lager mannshoch gestapelt. Das war ein Knochenjob, ging in die Arme und ins Kreuz...

 

Das war ein Haufen für sich, diese Gipser.  Ungehobelte Klötze, laut , derb und kautzig-schräg. Bei ihrer Arbeit waren sie fleißig und genau, dabei mussten sie schnell arbeiten um ihr Geld zu verdienen.

 

Die Gipser, wie die meisten Porzelliner, arbeiteten in Norm. Pro Stück wurden wenige  Pfennige gezahlt. Für einen Satz Formen gab es eine Mark mehr, für einen anderen weniger...

 

"Eine andere Möglichkeit, etwas Geld dazu zu verdienen, war die Arbeit am Rundofen. In diesem rundum mit Schamottesteinen ausgemauerten Bauwerken wurde das Porzellan gebrannt. So ein Ofen hatte einen Durchmesser von zehn, vielleicht auch zwölf Metern...Er verjüngte sich nach oben in eine Kuppel, aus der die mächtige Esse hoch über die Fabrik ragte. Diese  Klinker-Brocken waren echte Relikte aus den Anfängen der Porzellanherstellung. Aber sie hatten sich bestens bewährt...

 

Die Brenner, das waren zwei oder drei Arbeiter, die sich nur um die Öfen kümmerten. Neben den ständig anfallenden Reparaturarbeiten beschickten sie den Ofenraum mit Schamottekapseln, in die sie die Porzellanrohlinge gestellt hatten. Jede dieser Kapseln, groß wie eine Waschschüssel, nur viel schwerer, wurde mit einer Platte abgedeckt und so Schicht für Schicht der Brennraum bis unter die Kuppel gefüllt und anschließend die Zugänge vermauert. Wenn der Ofen angefahren wurde,  mussten die Brenner mit drei oder vier weiteren Kollegen verstärkt werden. Diese Sonderschichten wurden mit Erschwernis- und Nachtzulagen gut bezahlt und waren traditionell fest in den Händen der Gipser und Massemüller. Das waren auch nur zwei oder drei Kerle, die in den Trommelmühlen die Porzellanmasse mahlten und mischten...Irgendwie, vielleicht hatte einer Urlaub oder war krank, kam ich an eine Doppelschicht am Ofen. Ich hatte keine rechte Vorstellung davon, worauf ich mich da eingelassen hatte. Der Vorbrand dauerte vierundzwanzig Stunden. Mit Holz und Briketts wurde die Temperatur im Ofen langsam auf eintausenddreihundert Grad hochgefahren. Nach diesen drei Tagen verstand ich, wieso für diese Arbeit der fast dreifache Stundenlohn gezahlt wurde. Trotzdem stand diese Schinderei zum Verdienst in keinerlei Verhältnis...Keine Ahnung, wie viele Tonnen Kohle für einen Brand bewegt werden mussten, aber es waren einige. Im Kohlenbunker wurden sie in Holzkisten mit angenagelten Griffen geschaufelt, zum Ofen getragen und in Feuerlöcher gekippt. Unter dem Ofen lagen die Fuchslöcher. Dort hinunter führten ausgetretene Stufen. Die dicken Roste mussten regelmäßig, mit langen Eisenstangen,  von der festgebackenen Schlacke freigestoßen werden. Länger als paar Minuten hielt es dort keiner aus, trotz Asbestschürze und Handschuhen. Die Glut strahlte eine gewaltige Hitze ab. Der Schweiß im Gesicht schien zu kochen und das Einatmen der Gase blockierte die Atmung. Rauch, Kohlenstaub und Asche setzten sich im Mund und Nase fest und waren noch nach Tagen zu schmecken. Da halfen auch die Schlucke aus der Kornflasche nichts. In den Pausen saßen wir verschwitzt und verdreckt auf verdreckten Stühlen um einen alten, verdreckten Tisch. Im Licht der Glühbirnen hing feiner Staub und Rauchschwaden, von denen kaum etwas durch eine geöffnete Tür ins Freie zog. Im Winter biss die hereinströmende Frostluft auf der nassen, heißen Haut... Etwas abseits in der Ecke standen paar niedrige Holzpritschen mit durchgelegenen verdreckten und verschlissenen Matratzen. Darauf konnte man sich mal ausstrecken und verschnaufen...Wenn die optimale Brenntemperatur erreicht war und das Feuer genügend Luft bekam, tranken wir zusammen noch ein Bier. Dann wurde geduscht und ab ging's ins Bett."

 

weitere Mitarbeiter waren Werner, Georg (der Schorsch)

es gab eine verglaste Sprossenwand, die die Gipserei von der Einrichterei trennte

 

Bald werde ich noch weitere Auszüge aus der vorgenannten Veröffentlichung aufnehmen;

- welche Wohnverhältnisse herrschten

- wo Leninbüste und Stalinbüste landeten

 

Ihre Entdeckerin de Dietrich