Otto Thiem - Bildhauer

geb. 1876 in Ilmenau - verstorben 1956

 

Otto Thiem wurde 1876 in Ilmenau als Sohn eines Schuhmachers geboren.

 

Er erhielt eine Ausbildung als Bildhauer an der Dresdner Akademie.

 

Im Jahre 1908 wurde er Mitarbeiter der Porzellanfabrik in Unterweißbach, die zu dieser Zeit unter "Mann & Porzelius AG" firmierte, am 16.02.1909 als "Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst, Max Adolf Pfeiffer" weitergeführt wurde und unter dieser Firma Weltruhm erlangte. Er gehörte dort neben Ernst Barlach, Max Esser, Paul Scheurich, Etha Richter, Gustav Oppel, Arthur Storch und Hugo Meisel zu denjenigen Künstlern und Mitarbeitern, die den Stil dieser Porzellanwerkstätte maßgeblich mitbestimmten.

 

Werke von Otto Thiem aus dieser Zeit sind der "Backfisch" mit der Modellnummer U 1, der "Wanderbursche" aus dem Jahre 1909 mit der Modellnummer U 17,  "Spielende Kinder" aus dem Jahre 1909 und "Kinder mit Buch" aus dem Jahre 1910 mit der Modellnummer U 29.  Diese kann man im Internet gelegentlich in Augenschein nehmen. Derzeit kann ich noch keine Fotos zur Verfügung stellen.

 

Otto Thiem erhielt 1910 einen Auftrag, mit dem er in die Porzellangeschichte einging...

 

Die kunstverständige Fürstin Anna Luise zu Schwarzburg-Rudolstadt und Sondershausen hatte ihn beauftragt,  als Geschenk für ihren Gatten Fürst Günther Victor einen Tafelschmuck für den Kaisersaal des Schlosses Schwarzburg zu gestalten. Dieser sollte den Jagdzug des Fürsten, dessen Verwandte und Jagdfreunde in mehreren Gruppen darstellen.  In zweieinhalbjähriger Tätigkeit entstand der  "Jagdtafelschmuck", der 1912 zum 60. Geburtstag des Fürsten erstmals die Tafel im Kaisersaal Schwarzburg schmückte. Die Figuren und Gruppen, von denen jeweils nur wenige Stücke ausgeformt wurden,  brachte man 1912 auf der Großen Kunstausstellung in Dresden auch einem größeren Publikum zur Kenntnis.

 

Für diesen Tafelschmuck erhielt Otto Thiem 1913 die Schwarzburgische Verdienstmedaille in Gold verliehen. Auch der Porzellanoberformer Albert Bauersachs, der Porzellanformer Albin Bechmann, der Porzellanformer Oskar Wagner und der Porzellanabgießer ?? wurden geehrt.

 

Max Adolf Pfeiffer, der zu dieser Zeit Direktor der "Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst" in Unterweißbach war, bezeichnete die Jagdgruppe Thiemes als Jahrhundertwerk des Thüringer Porzellans. Die Figuren erhielten die Modellnummern U 205, U 207, U 208 und U 216 der "Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst" in Unterweißbach.

 

 

 

 

Auf dem nebenstehenden Bild ist Otto Thiem zu sehen,

fotografiert, zusammen mit einer der Figuren, die zum Schwarzburgischen Jagdtafelschmuck gehören.

 

Von 1918 bis 1928 war Otto Thiem als Bildhauer an der Zeichen- und Modellierschule Lichte tätig, die um 1922 in Staatliche Keramische Fachschule Lichte umbenannt worden war. Er  unterrichtete dort die Bildhauerklasse und übernahm 1924 (?) auch die Leitung der Schule.

 

Über diese seine Tätigkeit wird in der "Roesler Fabrikchronik" berichtet. Er bemühte sich, der traditionsreichen Schule einen modernen Charakter zu geben und ging neue Wege beim Unterrichten der  angehenden Bildhauer und Modelleure. Er vermittelte eine vielseitige Ausbildung, die den Anforderungen der Stiltendenzen der 20er Jahre gerecht werden sollte. 

 

Die thüringische Porzellanindustrie betrachtete das Wirken von Otto Thiem allerdings mit Skepsis, da sie v.a. Modelleure für ihre traditionellen Formen brauchte. Es gab jedoch auch aufgeschlossene Firmen, wie Pfeffer in Gotha, Rosenthal in Selb,  Max Roesler in Rodach/Darmstadt und Heubach in Lichte.

   

 

Später war Otto Thiem in Gotha und Bautzen als Bildhauer tätig.