Porzellanfabrik und Rittergut  Verkaufsofferte aus dem Jahre 1852

 

Am 20. Mai 1851 haben Eduard Hammann und Ernst Schilling als Vormund der Kämpfeschen Kinder ihre beiden 1/3 Anteile an der Porzellanfabrik Wallendorf und dem Rittergut Wallendorf zum Kauf angeboten. Nachfolgend der Wortlaut der Verkaufsofferte, die ich in der Allgemeinen Zeitung, München, S. 2720  heute gefunden habe. Sie vermittelt in eindrucksvoller Weise ein Stück Wallendorfer Geschichte.

 

"Es wird beabsichtigt, die den Forstkommissär Friedrich Kämpfes Erben und dem unterzeichneten Hammann eigenthümlich zustehenden intellectuellen zwei Drittheile an nachstehenden näherbeschriebenen Realitäten zu Wallendorf mit allen Rechten und Gerechtigkeiten aus freier Hand zu verkaufen, und zwar zwei Drittheile 

 

I. an  dem erblehnbaren Rittergute, welches besteht aus 

a) 1010 3/4 Acker 9 Quadrat Ruthen Waldung,

b) 134 Acker Wiesen,

c) 102 Acker Artland mit Gärten

d) Gerechtigkeiten

1) an Erbzinsen,

2) Lehnherrlichkeit,

3) Gast- und Schlachtgerechtigtkeiten,

4) an Braugerechtigkeit,

5) an Fischgerechtigkeit,

6) an Eisenhüttenwerk,

7) an Schneidemühle mit Wohnhäusern und

8) Jagd.

 

An Gebäulichkeiten ist außer dem Wohnhaus mit 4 Kellern und hinreichenden Wirtschaftsgebäuden noch der Gasthof mit eingerichteter Brauerei, Tanzsaal und 2 großen Felsenkellern, eine Schmiede und mehrere kleinere und größere Wohnhäuser vorhanden.  Diese Realitäten sind um und für 245.000 fl. taxiert.

 

II. an Porzellanfabrik nebst Zubehör an Gebäulichkeiten, Wassermühlen, Oefen und Gerechtigkeiten. Die Gebäulichkeiten derselben haben den Werth zu 32.000 fl. und die Gerechtigkeiten u. dgl. ist 60.000 fl. rhein. in Anschlag,

 

 

III. an Tafel- und Hohlglasfabrik nebst Gebäulichkeit, seit 1845 ganz neu und in Anschlag incl. Gebäulichkeiten zu 35.000 fl. rhein.

 

Das Rittergut Wallendorf mit Inbegriff der Porzellan- und Glasfabrik liegt an der frequenten Straße von Saalfeld nach Sonneberg und Coburg und ist von Saalfeld 4, von Sonnenberg 5, und von Coburg 8 Stunden entfernt.

 

Außer der Oekonomie des Rittergutes ist auch der Betrieb einer Posthalterei nebst Postexpedition damit verbunden. Sowohl der Absatz der Porzellanfabrik wegen dessen geschätzten Fabricates, sowie der Glasfabrik ist stets lebhaft. Die Glasfabrik kann aber auch mit dem Betrieb von Eisenhüttenwerken umgetauscht werden, in welchem letzteren Falle noch sämtliche Gebäude und Vorrichtungen, sowie das Holzprivilegium vorhanden sind, indem letzteres mit höchster Erlaubnis zum Betrieb der Glasfabrik derzeit verwendet wird.

 

Die Frequenz der Straße verleiht dem Gasthofe ein sicheres Einkommen und der Absatz rücksichtlich der Bierbrauerei ist bedeutend. Die Waldung des Rittergutes ist aber in ganz vorzüglichem Zustande und kann nachhaltig jährlich 400 Klafter Holz geschlagen werden. Hierauf reflektierende Kaufliebhaber haben sich wegen näherer Auskunftsertheilung an die Unterzeichneten franco zu wenden.

 

Schließlich wird noch bemerkt, daß auch die Porcelan-Fabrik zu 2 Theilen allein verkauft werden kann, und ein beträchtlicher Theil der Kaufsumme auf den verkauften Realitäten verzinslich stehen bleiben kann.

 

Wallendorf u. Saalfeld, 20. Mai 1851

Eduard Hammann

Ernst Schilling, zu Saalfeld

Vormund der Kämpfeschen Kinder.