Porzellanfabrik Carl Moritz Taubenbach /Schmiedefeld

 

Vor der Gründung einer Porzellanfabrik in Taubenbach, das zum Ort Schmiedefeld gehört, soll die Porzellanmalerei schon stark betrieben worden sein. Ein Herr L. Fritze wird in der Literatur (Landeskunde des Herzogtums Meiningen, 1853) besonders erwähnt.

 

Im Adressbuch der Kaufleute, Fabrikanten und Gewerbsleute von 1864 wird für Taubenbach eine Porzellanmanufaktur Reccius, Stauche & Co. angegeben.

 

Die berühmt berüchtigte Porzellanfabrik Carl Moritz in Taubenbach, die bis etwa 1932/1939 bestand, wurde nicht von Carl Moritz, wie es vielerorts heißt, gegründet. Sie wurde 1840 von H. Bock gegründet und war seit 1869 im Besitze von C. Töpfer und C. Moritz. Carl Moritz, der aus Coburg kam, hat dann die Fabrik ganz übernommen, wie es in "Thüringen - Ein geogr. Handbuch", Bd. 3 von 1896 zu lesen ist. Wie es aussieht hat er sie lange Zeit nicht selbst betrieben, wie Sie unten sehen werden.

 

Hier erst einmal ein wunderbarer Fund: eine Anzeige der 

Porzellan - Fabrik C. Toepfer & Moritz

 

 

Wie aus der vorstehenden Annonce hervorgeht, wurden in der Porzellanfabrik C. Toepfer & Moritz in Taubenbach bei Wallendorf in Thüringen Kaffee-, Thee-, Tafel- und Wasch-Service für Kinder, Dosen, Vasen, Mugs, Eierbecher, Märbel, Badekinder, Puppenköpfe, Figuren, Flacons, Rosetten und Weihkessel hergestellt. Die Porzellanfabrik hat in Leipzig zur Messe ausgestellt und hatte Vertretungen in London, Paris und Berlin.

 

 

Im Jahre 1896 werden 230 Personen beschäftigt und Luxusartikel produziert, wie nachfolgend zu lesen ist.

 

Aus der Keramischen Rundschau Band 19  des Jahres 1911, S. 137, die nur fragmentarisch im Internet verlautbart, konnte ich entnehmen, dass Franz Detlef Goebel die Porzellanfabrik in Taubenbach gepachtet hatte.

 

William Goebel, geboren in Wallendorf, der Sohn von Franz Detlef Göbel, die beide dann die Hummelwerke in Oeslau gegründet haben, arbeitete zunächst in der Porzellanfabrik seines Onkels Hermann Hutschenreuther in Gräfenthal, diese später, 1911, Carl Schneiders Erben firmierend.

 

Hermann Hutschenreuther hat dann im Jahre 1886 die Porzellanfabrik in Probstzella gegründet.

1906: Max und Ernst Hutschenreuther

1916: Max Hutschenreuther stirbt am 18.07.1916 bei einem Jagdunfall,

Ernst Hutschenreuther nunmehr alleiniger Geschäftsführer. die Prokura des Kaufmanns Franz Gebhardt bleibt bestehen,

 

Da der Onkel von William Gobel ein Hutschenreuther war, habe ich weiter geforscht und Folgendes herausgefunden: Franz Detlef Goebel hat doch tatsächlich die Enkeltochter des Johann Heinrich Hutschenreuther und der Johanna Christiana Catharina Hammann, die Tochter des Paul Adolf Friedrich Hutschenreuther (1783-1842), Bruder des Carolus Magnus Hutschenreuther, alle aus Wallendorf, geheiratet. Die Tochter trägt die Namen Johanna Alice Bertha, ihre Mutter ist Friederike Marianne Gräfin von Kranichfeld.

 

William Goebel arbeitete danach bei seinem Vater, Franz Goebel, der damals die Fabrik in Taubenbach, später, 1911, Carl Moritz firmierend, gepachtet hatte. Auch das Archivportal Thüringen berichtet über das Gesuch der Fabrikbesitzer Töpfer und Goebel in Taubenbach um Erlaubnis zum Bau eines 2. Porzellanbrennofens, datiert 1868.

 

Franz Detlef Goebel meldete nach einer anderen Quelle 1845, nach der Geburt seines Sohnes William Goebel sein erstes eigenes Gewerbe an. Dazu habe ich gerade folgendes erfahren: Ein gewisser Goebel aus Wallendorf erhielt die Konzession am Schloßberg in Gräfenthal eine Fabrik zu gründen und produzierte Türkenkoppchen. Diese Firma wurde 1852 bereits wieder verkauft und ist bald danach vom neuen Eigentümer stillgelegt worden; Bodenmarken dieser Fabrik sind nicht bekannt. Dies ist damit die erste Gründung einer Porzellanfabrik in Gräfenthal. 1861 wurde dann in Gräfenthal die Porzellanfabrik Unger, Schneider & Hutschenreuther gegründet. Allerdings habe ich eine alte Stelle (Special-Katalog der gewerbl. Ausstellung des Zollvereins 1862) gefunden an der es heißt, diese habe vormals in Taubenbach bestanden. 1886 schied Herrmann Hutschenreuther aus, der später eine Porzellanfabrik in Probstzella gründet.

 

Daraus könnte man Folgendes schlussfolgern: Nachdem Franz Detlef Goebel 1852 die Fabrik in Gräfenthal verkauft hatte, pachtete er die Fabrik von Carl Moritz in Taubenbach. Es könnte auch erst später gewesen sein, denn einem neuerlichen Eintrag in einem Adressbuch der Kaufleute Fabrikanten und Gewerbsleute von 1864 wird Franz Deltlef Goebel als Gewerbetreibender in Wallendorf erwähnt. Um 1868 war er neben Herrn Töpfer Miteigentümer der Fabrik, wie es im Archivportal Thüringen verlautbart (oder ggf. auch nur Pächter?). Sein Sohn William Göbel arbeitete ggf. von 1886 bis 1871 mit in Taubenbach.

 

1871 trennte er sich William Goebel von seinem Vater, weil der Absatz der in Taubenbach produzierten Pfeifenstummeln durch die in Mode gekommenen Zigaretten stark beeinträchtigt wurde. William Goebel ging nach Oeslau und betrieb dort ein Geschäft mit Griffeln, Schiefertafeln, Märbeln usw. 1879 gründete er mit seinem Vater die Porzellanfabrik in Oeslau (aus Keramische Rundschau, Bd. 19, 1911).

 

Im Jahre 1904 starb (C)Karl Moritz, kurz zuvor zum Kommerzienrat ernannt. Sein Sohn Max, Mitbesitzer der Fabrik, ließ sich 1919 von seinem Bruder ausbezahlen. Der Mitinhaber Fritz Meyer ist im I. Weltkrieg an der Front gestorben. Die Produktion wurde 1932 durch Ernst Moritz endgültig eingestellt, andere Stellen sprechen von einer Einstellung der Produktion im Jahre 1939.

 

In der Porzellanfabrik Carl Moritz in Taubenbach wurde Geschirr, auch figürliches Porzellan, Vasen und Krüge und Kinderspielzeug hergestellt. Hervorzuheben war die Art und Weise der Bemalung. In origineller und kultivierter Weise wurden Gold- und Buntmalerei auf Kaffegeschirr, Konfektschalen und Bechern ausgeführt.

 

Es wurden auch Puppen, Blechspielzeug und Kleinbleche hergestellt. Im ausgehenden 19. Jahrhundert spezialisierte sich die Fabrik auf die Fertigung von Puppenköpfen für die Sonneberger Puppenmanufakturen. Die Ausstellung in Piesau beherbergt auch in einer Felsspalte nahe der ehemaligen Fabrik gefundene kleine Porzellanköpfe.

 

Die verwendete Porzellanmarke und einige dort hergestellte Porzellane können Sie in der nachfolgenden Galerie sehen.

 

Auf der Suche im Internet nach Ansichten der Produktionsanlagen und des Herrenhauses bin ich nun fündig geworden. Die Produktionsanlagen sind links zu sehen das Herrenhaus, die Villa Moritz, rechts. 

Die Villa Moritz wurde später als Kreis-Feierabendheim genutzt, auch als Heim für Kinder und behinderte Menschen. Später wurde sie abgerissen und an dieser Stelle das uns bekannte Schaumglaswerk Taubenbach errichtet.

 

Das Bild von den Produktionsanlagen und der Villa bildet die Vorderseite einer Broschüre, in der ich noch Bewegendes und Erschütterndes über die Porzellanfabrik Moritz und die Zustände in der Fabrik und der Region in den Jahren 1920 bis 1923 erfahren habe.

 

Die Porzellanfabrik Moritz soll zu dieser Zeit und auch schon früher eine der modernsten Betriebe der Region gewesen sein, eine moderne Anlage mit allen Einrichtungen für die Porzellanherstellung von der Massenmühle bis zu den Brennöfen.

 

Die Inhaber der Fabrik hatten sich seinerzeit auch an der Herstellung der Eisenbahnanlagen von der Maxhütte Unterwellenborn zu den Erzgruben in Schmiedefeld beteiligt, die an den Produktionsanlagen der Porzellanfabrik vorbeiführten, damit auch der Warentransport der Porzellanfabrik gesichert war. Diese Bahn wurde daher im Volksmund Max und Moritz - Bahn genannt.

 

In der Porzellanfabrik Moritz waren ungefähr 200 Arbeiter beschäftigt, die aus dem Ort selbst und aus den Dörfern der Umgebung kamen, allein ca. 75 Arbeiter aus Reichmannsdorf. Es war die Zeit der Arbeitslosigkeit, der Kurzarbeit und so nahmen die Arbeiter die weiten Wege, die Trennung von der Familie auf sich, um Geld für das Notwendigste im Notstandgebiet Thüringer Wald zu verdienen.

 

Und obwohl es bekannt war, dass es in der Porzellanfabrik Moritz niedrigste Löhne gab, die Lehrlinge ausgenutzt wurden und es auch Beispiele für menschenunwürdigste Behandlung gab, kamen immer wieder Arbeiter, da die Not so groß war. Den Arbeitern ist vor allem Helene Moritz, die Frau des Inhabers (der kaum in Erscheinung trat), die die "Moritzen" genannt wurde, in bitterer Erinnerung. Ersparen wir uns die Einzelheiten...  So sah es also aus in der "guten alten Zeit" um 1920.

 

Das war es erst einmal von dieser Porzellanfabrik. Über weitere Informationen, die Sie für mich haben, würde ich mich freuen.

 

Ihre Frau Dietrich