Die Porzellan - Malerei Langer & Jahn in Geiersthal

kobaltblaue Vase mit Blume in Goldrelief, Sockel und Mündungsrand mit Ätzgoldkante dekoriert von der Malerei Langer & Jahn in Geiersthal

Liebe Leser,

 

heute habe ich interessante Nachrichten für Sie.

 

Die Firma Langer & Jahn in Geiersthal (ein Ortsteil von Lichte) ist, wie uns Paul Lattermann, Ortschronist von Lichte, hinterlassen hat, aus der Firma Sontag & Söhne in Geiersthal (siehe meine vorhergehende Page) hervorgegangen.

 

Der eingesetzte Konkursverwalter Langer übernahm aus der Konkursmasse der Firma Sontag & Söhne Ende der 1920er Jahre das Werklager und baute mit einer kleinen Gemeinschaft von Arbeitern und Herrn Jahn unter der Regie der Sparkasse Saalfeld die Porzellanmalerei unter der Firma Langer und Jahn wieder auf. Sie bestand demnach etwa 40 Jahre lang, von 1932 bis 1972.

 

Wie ich heute exklusiv erfahren durfte, handelte es sich bei Herrn Langer um den Kaufmann Max Langer, der vorher Bürochef in der Porzellanfabrik in Wallendorf war. Als sein Sohn Hans Langer 1945 aus dem Krieg zurück kam, arbeitete auch dieser in der Firma seines Vater mit, genau wie seine junge Frau Gisela, die heute 88-jährig noch im Haus wohnt.

 

Nach und nach stieg die Anzahl der Mitarbeiter und bald waren in der Firma ca. 30 Arbeiter beschäftigt, Heimarbeiter eingeschlossen. Es entstand ein gut florierender Betrieb, der auch auf Messen vertreten war.

 

Das Weißporzellan, das in der Malerei dekoriert und dann auf eigene Rechnung verkauft wurde, kam aus Porzellanfabriken der Umgebung: aus Tettau, Gräfenthal, Ilmenau (Henneberg), Martinroda, Gräfenroda, aus Lichte und anderen Betrieben, wie auch aus der Galerie (den Bodenmarken) ersichtlich ist.

 

Die Qualität der Bemalung und Dekoration soll hervorragend gewesen sein. Es wurden in großem Maße Souvenirporzellane dekoriert. Die Stahlplatten mit Dekoren für die Ansichten der Städte und touristischen Ziele standen im Eigentum der Firma; sie sind übrigens seit 1972 spurlos verschwunden. Die Stahldruckdekore wurden teilweise noch farbig ausgestaltet, in der Art der kleinen grünen Vase, die Sie nachfolgend sehen können. Der Dekorbrand erfolgte in elektrischen Brennöfen.

 

 

Desweiteren wurden auch Kaffee- und Speiseservice bemalt. Das gesamte Porzellan für den Hapag-Lloyd Dampfer "Deutschland" wurde laut Lattermann von Langer und Jahn geliefert.

 

Die Firma endete zu DDR-Zeiten mit ihrer Eingliederung in die Vereinigten Zierporzellanwerke Lichte. - Dies ist ein solch nüchterner Satz, der nicht im Geringsten widerspiegelt, was damit verbunden war.

 

Mit einem einzigen schwarzen Federstrich wurde die in privatem Eigentum stehende Firma ausgelöscht.

 

Das Geschäfts- und gleichzeitig Wohnhaus wurde gegen Abfindung den Zierporzellanwerken Lichte übereignet (ging in Volkseigentum über). Hans und Gisela Langer behielten Wohnrecht. Max Langer war bereits 1962 verstorben und hat die Enteignung nicht erleben müssen.

 

Hans Langer wurde in der Leitung der Abteilung Lehrlingsausbildung im Zweigbetrieb Bock und Teich eingesetzt, die Ehefrau Gisela fand noch 16 Jahre lang Arbeit im Zweigbetrieb Lichte.

 

Im Jahre 1975 wurde das Künstlerkollektiv des VEB Vereinigte Zierporzellanwerke Lichte zeitweise in die ehemalige Betriebsstätte Langer & Jahn in Geiersthal "umgesiedelt".

 

Das war es erst einmal, was ich bisher herausfinden konnte.

 

Und nun viel Freude mit Porzellanen, die von den Mitarbeitern der  Malerei Langer & Jahn dekoriert wurden und die ich bisher erwerben konnte.

 

 

Wie aus einem Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesamten Industrie aus dem Jahre 1874 hervorgeht das ich gerade erst entdeckt habe, hat es in Wallendorf bereits um 1874 eine Porzellanmalerei Gebrüder Langer, gegründet im Jahre 1858 von den Inhabern Emil und Ant. Langer gegeben.

 

Bei Stieda kurz nachgeschaut und auf meiner Porzellinerseite bestätigt finden Sie, dass bereits in den Jahren von 1764 bis 1797 der Buntmaler Josef Adam Langer in der Hammannschen Porzellanfabrik in Wallendorf beschäftigt war.

 

Ob diese Herren Langer Vorfahrens der Herren Langer der Malerei Langer & Jahn waren, muss ich allerdings erst noch herausfinden. Sie können mir gern dabei helfen.

 

Ergänzend möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass es in Wallendorf im Jahre 1874, wie wir aus dem Handbuch ersehen können, noch die Porzellanmalerei Gebrüder Kern, 1840 gegründet von Heinrich, August und Magnus Kern, die die Einheimischen als "Papp-Kern" kennen, die 1836 gegründete Porzellanmalerei Traugott Liebmann, die 20 Arbeiter beschäftigte, sowie die Porzellanmalerei, Schieferwaren- und Puppenfabrik Th. Buschbaum, 1859 gegründet von Theodor Heinrich Buschbaum gab.

 

Meine Mutter hat noch bis 1990 in der Puppenfabrik in Wallendorf gearbeitet, die, längst zum Kombinat "Sonni" Sonneberg gehörig, von allen "Buschbaum" genannt wurde und jetzt weiß ich auch warum.

 

Nun, das waren wieder meine Neuigkeiten!

 

Ihre Porzellanforscherin

de Dietrich

 

 

Dies ist eines der noch erhaltenen Gebäude, das die damalige Porzellanmalerei

 

Langer & Jahn

 

beherbergte.

 

 

Heubachvase, bemalt von Langer & Jahn

 

Porzellan aus Ilmenau, Graf von Henneberg, bemalt von Langer & Jahn