Bildplatten u. Galeriebildkopien Portraits auf Porzellan

Porzellanplattenmalerei in Lichte und Wallendorf sowie Lauscha

 

"Und tatsächlich, allein vom rein Handwerklichen her stellt die Porzellanmalerei außerordentliche Anforderungen und setzt langjährige Erfahrung und Einfühlungsvermögen voraus. Nur die besten, meist aus Paris bezogenen Farben (Metalloxide) wurden benutzt. Sie mußten, obwohl sie sehr fein waren, noch mehrere Stunden mittels eines Glasreibers, einer Art Stempel, auf einer Glasplatte gerieben werden. Das war die Beschäftigung des Abends. Die Farben wurden dann mit Nelkenöl, mit Terpentin edelster Art sowie mit Dicköl angesetzt und "standen" selbst in der Sonne. Wichtig war auch ein hochwertiges Pinselmaterial, und Voraussetzung für das Gelingen waren natürlich einwandfreie Porzellanplatten. Die mittleren und größeren Formate, das wurde schon gesagt, bezog man in Lichte meist von der "Königlichen" in Berlin, die kleineren wurden am Ort selbst hergestellt. Über die notwendigen zeichnerischen Fähigkeiten beim Anlegen des Sujets mußten die einem mehrfachen Muffelbrand unterworfenen Platten in den sich verändernden Pigmenten sicher und erfahren vorgetragen und, wenn erforderlich, korrigiert, d.h. lasierend übermalt und neuerlich gebrannt werden. Eine besondere Schwierigkeit aber besteht eben darin, daß den Porzellanplattenmalern nur eine begrenzte Palette von Scharffeuerfarben zur Verfügung steht und daß die Farben zudem bei unterschiedlichen Temperaturen gebrannt werden müssen. Das bestimmt auch, in der Abfolge, den Vortrag der einzelnen Pigmente. Die fertigen und gelungenen Platten aber bestechen durch die Intensität und die Leuchtkraft der Farben, durch den Schmelz und die Wärme der differenzierten Töne. Das Zustandekommen der feinen Zwischenwerte, etwa beim Inkarnat, ist besonders hoch zu bewerten. Mitunter zersprang auch die Platte oder die Farbe verdampfte in der Schmelze; dann war der Kummer nach aller Mühe groß...."

aus dem Aufsatz von Helmut Scherf: Porzellanplattenmalerei aus dem Lichtetal, Leistung und pflege einer überlokal bedeutsamen Tradition.

  

Meine Schönheitengalerie

 

Bilder des Monats

Porzellanplatte - handgemalt von          Gerhard Nußmann nach einem Gemälde von Andrea del Sarto, Bildnis einer jungen Frau

Wallendorfer Porzellanteller - handgemalt von  Gerhard Nußmann nach Gemälde von  Eduard von Grützner "Ein guter Tropfen"

Wallendorfer Porzellanteller - handgemalt von  Arnolds Häckel nach Gemälde von Bartolomé Esteban Murillo "Trauben- und Melonenesser"

Meine Schönheitengalerie wird nun ergänzt durch einen neu entdeckten Portraitteller aus der Feder von Gerhard Nußmann. Bezeichnung und Signatur auf der Rückseite sind nach Angabe des Künstlers nicht eingebrannt worden.

 

Die weiteren Schönheiten können Sie nachfolgend auch bewundern und Sie finden dort ebenfalls Ausführungen zum Alter und zur Maltechnik der Portraitteller.

 

Portraitteller nach historischem Vorbild - gemalt von Gerhard Nussmann

Bei Herrn Nussmann angefragt, habe ich für Sie in Erfahrung bringen können, dass diese Teller in der Zeit zwischen 1970 und 1975 gemalt wurden. Bei der äußeren Kante handelt es sich um eine Ätzgoldkante; hier wird mit Hilfe von Fluor-Säure ein Motiv in die Glasur geätzt. Nicht nur die im Mittelspiegel nach historischen Gemälden ausgeführten wunderbaren Portraits, auch die sie umrahmenden Ornamente und das Ringmotiv an der Ätzgoldkante wurden von Gerhard Nußmann von Hand ausgeführt. Diese Teller sind Meisterwerke der Porzellanmalkunst, sie sind einfach zauberhaft.

Bildnis eines jungen Mannes mit Handschuh nach Frans Hals

gemalt auf (Bavarian) Porzellan von Gerhard Nußmann

Porzellanplattenmalerei in Lauscha

 

Liebe Leser,

 

den Erwerb der nachfolgenden Teller habe ich zum Anlass genommen, mich mit dem Porzellanplattenmaler Felix Scherf und der Porzellanplattenmalerei in Lauscha zu beschäftigen.

 

Hier bin ich auf ein zweiteilige Dokumentation gestoßen, die der Porzellanmalermeister Felix Scherf aus Lauscha über die Geschichte der Porzellanplattenmalerei in Lauscha und Umgebung verfasst und herausgebracht hat. Hierin hat der Verfasser alles zusammengefasst, was aktuell über die Porzellanplattenmalerei in Lauscha bekannt geworden ist. Auch sind dort zahlreiche  bisher in der Öffentlichkeit weniger in Erscheinung getretene Porzellanplattenmaler mit ihren Lebensdaten aufgeführt. Auch konnten durch genealogische Forschungen bisher im Umlauf befindliche falsche Lebensdaten von Porzellanplattenmalern aus Lauscha und Umgebung korrigiert werden; insbesondere die des Anton Knye Belle (02.04.1859-01.09.1928).

 

Aber natürlich erfahren wir auch über die bekannten Malereien wie die Porzellanmalerei Ens und Greiner in Lauscha, die Porzellanmalerei Julius Greiner-Sohn in Lauscha und das Atelier Anton Knye in Lauscha in Thüringen noch eine ganze Menge neuer Dinge.

 

Im Ergebnis der Verlegung der Porzellanmalerei Ens und Greiner im Jahre 1897 nach Volkstedt/Rudolstadt haben sich viele ehemalige Porzellanmaler dieser Malerei selbständig gemacht. Für die Firma Julius Greiner Sohn wirkten Maler wie Theodor Kob, Max Eichhorn, Reinhold Wagner, Oskar Schindhelm,  zeitweise auch Louis Scherf und Albert Scherf. Auch von dieser Firma haben sich später Maler selbständig gemacht. 

 

Das ganz Besondere der Dokumentation liegt meiner Ansicht nach darin, dass dort viele Ortskenntnisse und Geschichten eingeflossen sind, die die Dokumentation zu einem lebendigen Zeugnis der Geschichte des Porzellanplattenmalens in Lauscha und Umgebung werden lassen. Ganz zu schweigen von den dort gezeigten Abbildungen der Porzellanplatten, Zeichnungen und anderen Werke der Porzellan-, Elfenbein- und Glasmalkunst der Lauschaer Künstler, die der Öffentlichkeit bisher vorenthalten blieben und die in ihrer Gesamtheit einzigartig sind.

 

Diese Dokumentation kann ich Ihnen bei Interesse nur empfehlen. Sie ist über den Heimat- und Geschichtsverein Lauscha e.V., Ringstraße 16 in 98724 Lauscha, Jürgen Müller-Blech, Tel. 036702/21777, E-Mail: heimatvereinlauscha@t-online.de, zu beziehen. 

 

Anlässlich einer Ausstellung von Porzellanplatten im Museum "Otto Ludwig" in Eisfeld im Jahre 2011 wurde ein Katalog herausgegeben. Dort sind 65 der besten Porzellanplatten aus dem Thüringer Raum abgebildet. Das Museum in Eisfeld als Eigentümer der Bilder hat mir die Erlaubnis erteilt, Ihnen diese auf der Webseite zu präsentieren, dafür herzlichen Dank. 

 Die Ausstellung stand in Zusammenhang mit dem Erscheinen des Buches von Sandy Alami "Von wahrhaft künstlerischer Ausführung" über die Porzellanplattenmalerei in Thüringen. In diesem Buch können Sie alles erfahren, was derzeit über die Thüringer Porzellanplatten bekannt geworden ist. 

Das Beste wäre es jedoch, Sie würden sich nach Eisfeld ins Museum "Ctto Ludwig" auf den Weg machen. Das eigene Erleben, ein Portrait auf Porzellanplatte in natura zu sehen ist unbeschreiblich und durch nichts zu ersetzen.

 

In der nachfolgenden Galerie sind Porzellanplatten abgebildet, die von Georg Nussmann gemalt wurden und  in Auktionshäusern zur Versteigerung kamen.

 

Was die auf Meissener Porzellanteller von Gerhard Nussmann gemalte Shakespeare-Figur des "Falstaff" nach einem der Gemälde von Eduard von Grützner betrifft,  kann ich Ihnen zunächst mitteilen, das man einen solchen Teller gerade bei ebay ersteigern kann.

 

Herr Nussmann hat dazu noch eine interessante Geschichte geliefert:

 

In den 1970er Jahren war es nicht möglich, Weissware aus Meissen zu beziehen. Während einer Dienstreise in Berlin 1975 war es ihm jedoch einmal gelungen, drei Teller weißen Meissener Porzellans, nur versehen mit einem unscheinbaren roten Rand, im Meissener Porzellanladen Unter den Linden zu erwerben. 

 

Diese hat er dann im Mittelspiegel mit dem Portrait des "Falstaff" bemalt und auch die Randdekoration (florale Goldstaffage der Fahne und goldradierte Wandung des Mittelspiegels) vorgenommen.

 

 

Nachfolgend ein Porzellangemälde, eine Bildplatte von Gerhard Nußmann, die in die Zeit des Thüringen - Atelier fällt. Zum Thüringen - Atelier erfahren Sie bald mehr in meinem  Blog - Artikel, den Sie auf der Startseite finden.

 

Die Porzellanplatte ist vom Maler nicht signiert, Herr Nußmann hat jedoch persönlich bestätigt, dass es sich um sein Werk handelt. Die Bildplatte trägt keine Bodenmarke, da Herr Nußmann diese Porzellanplatte als Rohling selbst gefertigt hat. Es handelt sich um Johann Gottfried Herder nach dem Gemälde "Der junge Herder" von Anton Graff aus dem Jahre 1785.

 

Wir danken dem Kunsthaus Lorenz Pistor in Rodenbach für die Bereitstellung der Fotos. Dort war das Werk käuflich zu erwerben.

 

Bitte schauen Sie sich auch meine Seiten über Arno Häckel und Karl Heinz Müller und die von Ihnen gemalten Porzellanplatten an. 

 

Ebenso möchte ich auf den Katalog der Firma Gebrüder Heubach verweisen, der die Vorlagen für Bildplatten enthält, die bei der Firma Gebrüder Heubach gefertigt wurden.

 

Weitere einheimische Bildplatten

 

Die Porzellanplatte trägt die Prägemarke von Hutschenreuther. Sie wurde von dem Porzellanmaler Franz Wagner nach dem berühmten Vorbild des 1879 entstandenen Bildnisses der Königin Luise von Gustav Carl Ludwig Richter (1823-1884) gemalt und ist rechts unten mit " Wagner “ signiert.

 

Zum Porzellanmaler Wagner lassen sich nur Teile der Biografie rekonstruieren, seine Lebensdaten sind unbekannt: Nach Waltraud Neuwirth, Porzellanmalerlexikon, Bd. 1+2, ist er in den Jahren 1894 – 1908 in Wien nachgewiesen. Er war auch Obermaler der Porzellanmalerei Julius Greiner Sohn in Lauscha. Wagner hat auf Porzellanbildplatten von KPM - Berlin und Hutschenreuther gemalt.

 

Carolus Magnus Hutschenreuther, auch C. M. Hutschenreuther (* 9. April 1794; † 10. November 1845) war ein deutscher Unternehmer in der Porzellanbranche und Begründer der C. M. Hutschenreuther Porzellanfabrik in Hohenberg an der Eger. Geboren als 15. Kind des Porzellanmalers und Besitzers der Wallendorfer Porzellanmanufaktur Johann Heinrich Hutschenreuther im thüringischen Lichte (Wallendorf), verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Porzellanartikeln wie Pfeifenköpfen, Türkenbechern und Ähnlichem. Das Verkaufsgebiet erstreckte sich bis nach Ostbayern und den böhmischen Bädern.Bei einem Besuch seiner Verwandten, des Oberförsters Ernst Ludwig Reuß und dessen Ehefrau Justina, geb. Böhner, auf der Burg Hohenberg lernte er so deren Tochter Johanna kennen. Als Ortskundiger konnte Oberförster Reuß dem jungen Hutschenreuther, der nicht nur die Kunst des Porzellanmalens vom Vater erlernt hatte, sondern dem auch das Wissen um die Zusammensetzung und Herstellung des „weißen Goldes“ bekannt war, Vorkommen dieser „weißen Erde“ zeigen. Insgeheim führte Hutschenreuther damit Versuche durch. Das vielversprechende Ergebnis führte zu dem Entschluss, dort in Hohenberg selbst Porzellan herzustellen. 

 

1814 stellte ihm Oberförster Reuß Räume in der Burganlage zur Verfügung, in denen er zunächst begann weißes Porzellan zu bemalen. Dann lernte er den vermögenden Gutsbesitzer Christian Paul Aecker aus Seußen kennen. Mit ihm als Teilhaber wollte er eine gemeinsame Porzellanfabrik gründen. Es folgte eine Zeit, in der viele administrative und bürokratische Hindernisse zu überwinden waren. Mehr als sechs Jahre vergingen von beider erster Eingabe am 10. September 1816 mit der „Bitte um Erteilung einer Konzession zur Errichtung einer Porzellanfabrik in Hohenberg“ bis zu deren Genehmigung am 7. November 1822. Einige Jahre später, nachdem Aecker eine eigene Konzession zum Betrieb einer Porzellanfabrik in Schirnding erhielt, trennten sich ihre Wege wieder. In diese Jahre fällt seine Hochzeit mit Johanna Maria Barbara Reuß (22. Dezember 1816) und der Erwerb von Grundstück und Gebäude eines stillgelegten Alaunwerkes „auf der Freundschaft“ in Hohenberg, wo bis heute die Porzellanfabrik C. M. Hutschenreuther steht. Erst die Errichtung eines weiteren Brennofens, der Bau einer größeren Massemühle an der Eger (1841) und die Beschäftigung mehrerer Maler bzw. der Verkauf von weißer Porzellanware an selbständig arbeitende Maler brachten letztlich den entscheidenden finanziellen und auch technischen Durchbruch. Am 10. November 1845 starb Carolus Magnus Hutschenreuther in Hohenberg. Die Fortführung der Firma oblag von da an der Witwe Johanna zusammen mit ihren Söhnen Lorenz und Christian. Die im Jahre 1822 gegründete Porzellanfabrik sollte zur C. M. Hutschenreuther AG Hohenberg aufsteigen, Rezessionen und Wirren zweier Weltkriege überdauern, Weltgeltung erlangen und 1969 mit der 1856 von Lorenz Hutschenreuther in Selb gegründeten Porzellanfabrik zur Hutschenreuther AG Selb verschmelzen.

 

 

Heubach'sche Bildplatten

               Porzellan - Geschichte(n)

 

Da bin ich wieder für Sie, Ihre Porzellan-Reporterin

 de  K o g e n 's  Sylvia,

mit meinen Geschichten rund um's Porzellan.


Heubach'sche Porzellanplatten, Bildplatten aus Porzellan der Gebrüder Heubach in Lichte

 

"Und tatsächlich, allein vom rein Handwerklichen her stellt die Porzellanmalerei außerordentliche Anforderungen und setzt langjährige Erfahrung und Einfühlungsvermögen voraus. Nur die besten, meist aus Paris bezogenen Farben (Metalloxide) wurden benutzt. Sie mußten, obwohl sie sehr fein waren, noch mehrere Stunden mittels eines Glasreibers, einer Art Stempel, auf einer Glasplatte gerieben werden. Das war die Beschäftigung des Abends. Die Farben wurden dann mit Nelkenöl, mit Terpentin edelster Art sowie mit Dicköl angesetzt und "standen" selbst in der Sonne. Wichtig war auch ein hochwertiges Pinselmaterial, und Voraussetzung für das Gelingen waren natürlich einwandfreie Porzellanplatten. Die mittleren und größeren Formate, das wurde schon gesagt, bezog man in Lichte meist von der "Königlichen" in Berlin, die kleineren wurden am Ort selbst hergestellt. Über die notwendigen zeichnerischen Fähigkeiten beim Anlegen des Sujets mußten die einem mehrfachen Muffelbrand unterworfenen Platten in den sich verändernden Pigmenten sicher und erfahren vorgetragen und, wenn erforderlich, korrigiert, d.h. lasierend übermalt und neuerlich gebrannt werden. Eine besondere Schwierigkeit aber besteht eben darin, daß den Porzellanplattenmalern nur eine begrenzte Palette von Scharffeuerfarben zur Verfügung steht und daß die Farben zudem bei unterschiedlichen Temperaturen gebrannt werden müssen. Das bestimmt auch, in der Abfolge, den Vortrag der einzelnen Pigmente. Die fertigen und gelungenen Platten aber bestechen durch die Intensität und die Leuchtkraft der Farben, durch den Schmelz und die Wärme der differenzierten Töne. Das Zustandekommen der feinen Zwischenwerte, etwa beim Inkarnat, ist besonders hoch zu bewerten. Mitunter zersprang auch die Platte oder die Farbe verdampfte in der Schmelze; dann war der Kummer nach aller Mühe groß...."

aus dem Aufsatz von Helmut Scherf: Porzellanplattenmalerei aus dem Lichtetal, Leistung und pflege einer überlokal bedeutsamen Tradition.

  

Neuigkeiten aus dem Hause Heubach

 

Es hat sich bei einem Sammler ein Katalog angefunden, in dem die Mustervorlagen für die Fertigung der berühmten Heubach'schen Bildplatten aus Porzellan enthalten sind. Die Werkspreise sind in Reichsmark ausgewiesen, was bedeutet, dass diese Vorlagen in die Zeit zwischen 1924 und 1945 fallen. Der Preis, den man als Kunde für ein handgemaltes Porzellangemälde nach Vorlage historischer Meisterwerke zu berappen hatte, lag um das Doppelte bis Dreifache höher.

 

Wie Sie sehen sind die Vorlagen in schwarz/weiß. 

 

Für die farbliche Gestaltung erhielten die Porzellanplattenmaler Hinweise oder wurden zu Farbstudien in die Gemäldegalerien entsandt, wie beispielsweise Louis Scherf, der berühmteste der Lichtener Plattenmaler.