Unterglasurmalerei

  

Um die Verdienste von Ernst Müller bei der Einrichtung der Abteilung Unterglasur einschätzen zu können, muss man bedenken, dass es an Unterglasurfarbe bis in das 18. Jahrhundert hinein nur das kobaltblau gab. Durch alkalische Zusätze in der Glasur lies sich der Farbton variieren in hellblau, dunkelblau, grünblau.

 

Ab 1807 wurden dann grün, schwarz und braun in Form von Chromoxiden entwickelt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts entstanden aus Wolfram-, Molybdän-, Titan- und Vanadiumverbindungen gelbrote und gelbbraune Töne. Und damit ist auch das Spektrum der Unterglasurfarben erschöpft:

 

kobaltblau, kupfergrün, antimongelb, manganviolett und manganbraun.

 

Um 1920 gab es daher nur wenige Farbtöne: das meistverwendete Kobaltblau dann noch Olivgrün, Schwarz, Braun, Gelb und ein helles Pink. Das waren sogenannte Pigmentfarben, aus Metalloxyden hergestellt. Pastelltöne wurden erreicht durch die sogenannten Lösungsfarben. Hierbei wurden die Metalloxyde in Säure aufgelöst zu einen Chlorit, wobei auch Goldchlorit zum Einsatz kam für Purpur- und Violett-Töne. Diese Farben wurden als wässrige Substanz in Fläschchen vertrieben. Die Farben wurden direkt auf den verglühten Scherben aufgemalt und erst danach glasiert. Von der Glasur zwischenzeitlich überdeckt, zeigten sie erst nach dem Glasurbrand wieder ihre Farbigkeit.

 

Es versteht sich von selbst, dass diese Unterglasurfarben durch die darüber liegende Glasur geschützt und daher viel haltbarer und widerstandsfähiger waren, als die damaligen Aufglasurfarben, wie das typische Fraureuther Rot, das bei vielen Porzellanen schon heute deutliche Abnutzungsspuren zeigt.

 

In der Ausstellung in Meißen konnte ich dazu noch erfahren, dass es die dänischen Manufakturen waren, die auf der Weltausstellung 1889 in Paris erstmals mit Unterglasurdekoren (auch Scharffeuerdekore genannt) auftraten. Sie erlangten damit große Beachtung und inspirierten alle anderen Manufakturen, die diese Malerei bald danach auch perfekt meisterten. Die Besonderheit dieser Malerei liegt in ihren weichen Farbverläufen und der dadurch bedingten harmonischen Ausstrahlung, wie Sie nachfolgend am Beispiel einer Vase aus der Ausstellung in Meißen sehen können.