Otto Ulbrich

Kunstmaler und Portraitist

(02.09.1876 Lichte - 23.04.1943 Hanau)

 

Liebe Leser,

 

es ist mir ein große Freude und Ehre zugleich, Ihnen in den nächsten Wochen das Lebenswerk des Künstlers, Porzellanplattenmalers, Emailmalers, Miniaturmalers und Portraitisten

Otto Ulbrich

 

vorstellen zu dürfen.

 

Nebenan können Sie ihn und sein Selbstportrait in Augenschein nehmen. 

 

Der Kontakt zu seinem Enkelsohn hat es mir ermöglicht, wieder ein Stück Porzellangeschichte zu schreiben, die ihren Ursprung und Lauf in unserem Porzellinerort Lichte genommen hat.

 

Otto Ulbrich war, wie ich insgeheim erhofft hatte, der Sohn des in Lichte und Umgebung  bekannten Porzellanmodelleurs und Heimatdichters Wilhelm Ulbrich (10.09.1846-16.10.1922), den ich auf einer separaten Seite gewürdigt habe. Die Frau von Wilhelm Ulbrich, Henriette Agnes Adelheid Böhm war die Mutter, die Otto Mylius Oskar Ulbrich, wie sein vollständiger Name lautet, am 02.09.1876 in Lichte zur Welt gebracht hat.

 

Otto Ulbrich hat von 1882-1890 die Volksschule in Lichte besucht. Danach ging er wie seine Vater zur damals weltbekannten  Porzellanmanufaktur Gebrüder Heubach. Er war Schüler der Zeichen- und Modellierschule in Lichte.  Er lernte Zeichnen und Modellieren und erhielt eine Ausbildung im Porzellanmalen. Der Ausspruch seines Vaters - mein Sohn sucht ein Lenbach zu werden - bewegte ihn dazu, im Alter von knapp 20 Jahren im Jahre 1895 in die Kunststadt Hanau zu gehen. Dafür wurde er vom Vater mit einem guten Havelock, dem damals modernen Mantelcape ausgestattet. In Hanau absolvierte er an der Zeichenakademie Hanau unter Prof. Max Wiese eine Ausbildung im Portrait- und Aktzeichnen. Nebenbei 

erlernte er auch die Kunst des Emaillierens und wurde Spezialist für Portraitminiaturen in Elfenbein und Email.

 

Studienreisen führten ihn nach Berlin, Pforzheim, und Wiesbaden, von denen er 1905 nach Hanau zurückkehrte. Er macht sich mit einem Atelier selbständig und heiratete Im gleichen Jahr Else Schröter, eine junge Hanauer Bürgerin. Einen Teil der vorstehenden Informationen haben wir dem Artikel im Hanauer Anzeiger vom 28.11.1970 zu verdanken.

 

In der Stadt Hanau hat Otto Ulbrich die längste Zeit auf seinem künstlerischen Weg verbracht; von hier aus ist er in Europa und weit darüber hinaus bekannt geworden.  

In der Deutschen Goldschmiedezeitung von 1908 steht geschrieben, dass der Emailmaler Otto Ulbrich Hanau Elfenbein-Miniaturen, Portraits von bekannten Persönlichkeiten "in ganz reizender Ausführung" sowie mehrere farbenprächtige Emailmalereien ausgestellt hatte.

 

Nachfolgend das von ihm gemalte Bild des Goldschmiedehauses in Hanau. 

 

In seiner Zeit in Hanau trat er der akademischen Verbindung Cellini bei, was zu einer Vergrößerung der Bandbreite seines künstlerischen Wirkens und Könnens führte. So hat er dort nicht nur Miniaturen auf Elfenbein oder Gold, sondern auch auf Porzellanplatten und Porzellanteller gemalt. Landschaftsgemälde und Portraits in Öl auf Leinwand gehörten ebenso zu seinen Werken.

 

 

Zu den Porzellinern in Lichte und seiner Ursprungsfamilie hat er stets engen Kontakt gehalten.  Die Malerei auf Porzellanplatten hat ihn mit seiner Verwandtschaft in Lichte, der Familie Scherf , namentlich Louis Scherf und Albert Scherf, den bekannten Thüringer Porzellanplattenmalern, verbunden.

 

Da wundert es nicht, dass er sich im Jahre 1912 an der Ausstellung, die zum 50. Jahrestag der Gründung der Zeichen- und Modellierschule in Lichte veranstaltet wurde, mit kunstvollen Miniaturmalereien auf Email und Elfenbein beteiligte. Er wurde im Rahmen dieser Veranstaltung von der regierenden Fürstin Anna Luise von Schwarzburg durch Verleihung einer goldenen Nadel mit den Initialen der Fürstin und der Krone ausgezeichnet.

 

 

Ein Großteil der Tätigkeit von Otto Ulbrich bestand darin, Persönlichkeiten bekannter  Königshäuser zu portraitieren. Dazu gehörte auch das Königshaus Siam, was durch Fotografien dokumentiert ist. Bekannt sind ebenso seine Portraits der Zarenfamilien, der Königsfamilie von Rumänien, der Prinzessin Elisabeth von Hessen, der Kaiserin Auguste Viktoria, der Fürstin und des Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, der Königin Luise und des eisernen Kanzlers Bismarck. Es existiert eine Sammlung von mehr als 100 Fotografien von Mitgliedern von Adelshäusern, die Otto Ulbrich wohl anhand dieser Fotografien portraitiert hat. 

  

Im Jahre 1941, als Otto Ulbrich in Hanau seinen 65. Geburtstag feierte, wurde er als Genie auf dem Gebiet der Miniaturmalerei und der einzige in Europa lebende Miniaturportraitist bezeichnet und eingeschätzt, dass seine Portraits von in- und ausländischen Persönlichkeiten der Hanauer Industrie viele Aufträge und Devisen und seinem Land Ansehen gebracht hatten. Er starb zwei Jahre später im Alter von 67 Jahren.

 

 

Von seinen Kunstwerken aus dem privaten Bereich sind die Bildnisse

1. Reihe von l. nach r.: seines Vaters, seiner Tochter, seiner jungen Frau, seiner Mutter, 

2. Reihe: seines Sohnes und dessen Ehefrau

erhalten geblieben, die Sie nachfolgend bewundern können. 

 

 

 

Otto Ulbrich hatte Elise Schröter, geb. am 05.09.1879, 1905 geheiratet, die zwei Kindern das Leben geschenkt hatte, bevor sie im Alter von nur 36 Jahren am 15.06.1915 verstarb. Das waren Rosa Helma Ulbrich (01.05.1906-14.1.1987) und Wilhelm Ernst Ulbrich, genannt Willi, (12.09.1910-07.08.1944); beim Tode der Mutter gerademal 9 und 5 Jahre alt.

 

In den Jahren 1914-1918 war Otto Ulbrich nicht vom

1. Weltkrieg verschont geblieben.

 

Über diese Zeit hat er das Buch "Zwischen den Schlachten" geschrieben.

 

Nach dem 1. Weltkrieg zog er in das schlesische Waldenburg, wo er auch durch  Ausstellungen seiner Werke bekannt wurde.

 

Er kehrte nach Hanau zurück.

  

Während man Wilhelm den "Ulbrich-Dichter" und Otto den "Ulbrich-Maler" nannte, so war Willi der "Ulbrich-Flieger", da er ab und zu über den Rennsteig flog. Er war Major/Oberstleutnant und Kommandeur einer Aufklärungsstaffel und ist in Frankreich gefallen. Er hat seine Frau Charlotte Leni Ulbrich geb. Heyer (07.07.1916, Magdeburg - 19.07.1984, Würzburg) und seinen Sohn, Hans Benno Ulbrich hinterlassen, der fünf Wochen nach dem Tod des Vaters, am 15.09.1944 in Coburg zur Welt kam. Sein Großvater Otto Ulbrich war bereits am 23.04.1943 in Hanau gestorben.

 

So hat der Urenkel, Hans Benno Ulbrich, dem wir den Großteil der Informationen und die Bewahrung des künstlerischen Nachlasses von Otto Ulbrich zu verdanken haben, weder Vater, noch Großeltern oder Urgroßeltern kennengelernt.

 

Ein Teil der Werke von Otto Ulbrich hat den Krieg nur deshalb überstanden, weil diese von den Verwandten in Lichte für Hans Benno Ulbrich aufbewahrt worden waren. 

 

  

Von seinem Vater, Wilhelm Ulbrich, dem Porzellanmodelleur und Heimatdichter aus Lichte, ist neben seinen Gedichtbändchen auch die Porzellanfigur einer Eule erhalten geblieben, die links abgebildet ist.

 

Sie war bereits 1910 auf der Weltausstellung in Brüssel im Sortiment der Firma Gebrüder Heubach vertreten, wie ein Foto mit Blick in den Schauraum von 1910 bezeugt.

 

Über ihn habe ich eine eigene Seite gestaltet.

Nebenan die Eule, mit der Modellnummer 3938, die von Lekebusch Otto Pech zugeordnet und ins Jahr 1904 datiert wird.  Was meinen Sie liebe Leser, handelt es sich hier um die gleiche Eule und wem ist sie dann tatsächlich zuzuordnen?

 

Bei dem vorstehenden, bisher bekannten Bildnis des Mannes auf signierter ovaler Porzellanplatte um 1900,  handelt es sich, wie sich nun herausgestellt hat, nicht um das Selbstbildnis  von Otto Ulbrich.

 

Hier hat Otto Ulbrich seinen Vater Wilhelm Ulbrich, den Porzellanmodelleur und Heimatdichter aus Lichte portraitiert.

 

Sein Urenkel hat dies inzwischen bestätigt.

 

Es ist einfach wunderbar, das wir jetzt ein Bild vom Ulbrich-Dichter vor Augen haben - siehe auch das nebenstehende Selbstportrait von ihm.

  

Das Gemälde des Jungen in Blau, das im Ausstellungskatalog des Museums Otto Ludwig in Eisfeld enthalten ist, befindet sich ebenfalls im o.g. Nachlass. 

 

 

Porzellanbild "Donauweibchen" von Otto Ulbrich

 

Hanauer Anzeiger: Ausstellung des Kunstmalers

Otto Ulbrich, Hanau 13. Dezember:

 

"Von berückender Schönheit ist die Kopie des Gemäldes von Krey, betitelt: "Donauweibchen", eine Wassernymphe mit offenem Haar, die in einer Felsenschlucht auf einem Steinblock sitzend, traumverloren in die grünen Fluthen schaut.  Die reizende Lichtwirkung und der Reichthum sowie die Zartheit der Farbentöne des Originals hat der Künstler in seiner Technik meisterhaft wiedergegeben." 

 

 

 

 

 

"Die beiden Kopien des bekannten Richterschen Gemäldes : "Königin Luise" sind in Zeichnung und Farbengebung" so warm und lebensvoll, daß die von Anmuth und Herzlichkeit beseelte Erscheinung den Beschauer zu fesseln vermag."

 

Hanauer Anzeiger: Ausstellung des Kunstmalers

Otto Ulbrich, Hanau 13. Dezember:

  

Otto Ulbrich hat u.a. auch das Ölgemälde "Junges Mädchen" gemalt, wie dem Internet zu entnehmen war.

   

1930 malte Otto Ulbrich ein Bild des Oberbürgermeisters von Hanau, Bernhard Eberhard, das ich noch nicht finden konnte.

 

Elfenbeinmalerei:

Malerei mit Aquarellfarben auf dünnen Elfenbeintäfelchen. Das durchscheinende Elfenbein bildet mit dünnen Lasuren die hellen Töne; die Farben werden nicht mit Weiß gemischt. Es wird dadurch eine lebensnahe Hautfarbe erzielt, die die große Beliebtheit der Elfenbeinmalerei des 17. bis 19. Jahrhundert begründete.