Hutschenreuther, Kämpfe Heubach & Sontag

Porzellan von Hutschenreuther, Kämpfe   und Heubach sowie Heubach, Kämpfe & Sontag, auch Kämpfe & Heubach (1833 bis 1915)

 

Über die Geschicke der Wallendorfer Porzellanfabrik in der Zeit zwischen 1833 und 1915 ist nur weniges bekannt. Daher kann ich nur zusammenfassen, was in den veröffentlichten Quellen über diese Zeit bekannt ist.

Carl Magnus Hammann, der als ältester Sohn von Ferdinand Friedrich Hammann, wie wir bereits auf der vorhergehenden Page erfahren haben, die Porzellanfabrik Wallendorf 1829 auf eigene Rechnung übernommen hatte, starb im November 1832. Zu dieser Zeit hatte er die Fabrik bereits an Friedrich Christian Hutschenreuther und dessen Schwiegersohn Hermann Kieser verpachtet.

Als Carl Magnus Hammann starb, beschloss die Familie, den Porzellanbetrieb nicht weiter zu verpachten, obgleich die Pachtdauer auf zehn Jahre festgelegt war, sondern die Fabrik zu verkaufen.

Die Käufer waren der ehemalige Pächter Friedrich Christian Hutschenreuther sowie Friedrich Kämpfe und Gabriel Heubach aus Neuhaus.

Friedrich Christian Hutschenreuther war der 1. Sohn aus der Ehe von Johann Heinrich  Hutschenreuther und Christiana Catharina Hammann, der Schwester von Ferdinand Friedrich Hammann sen. (Sohn des Firmengründers Johann Wolfgang Hammann), somit Tante von Carl Magnus, Friedrich Christian Hutschenreuther somit der Cousin von Carl Magnus (siehe Stammbaum der Familie Hammann).

Bei Friedrich Kämpfe handelt es sich höchstwahrscheinlich um Andreas Friedrich Kämpfe, den Schwiegersohn von Carl Magnus Hammann, der im Jahre 1830 dessen Tochter Maria Bianca Hammann geheiratet hatte.

Andreas Friedrich Kämpfe war, wie aus dem Stichwortverzeichnis des Landesarchivs Thüringen in Rudolstadt zu entnehmen ist, der Sohn des Oberförsters Johann Heinrich Günther Kämpfe aus Neuhaus.  Er hatte den Beruf eines Büchsenspannners gelernt und wurde dann zum Substituten seines Vaters ernannt. In dieser Zeit war er mit Vermessungen und Fertigung von Vermessungsskizzen u.a. für Grundstücksverkäufe beschäftigt, bis er um Entlassung gesuchte und Johann Simon Obstfelder sein Nachfolger wurde. Dies fällt wohl in die Zeit, als er Teilhaber der Wallendorfer Porzellanfabrik wurde. Wie es ihm mit derlei Vorbildung möglich war, die Leitung einer  Porzellanfabrik zu übernehmen, soll dahingestellt bleiben, er hatte ja noch zwei Kompagnons. Vielleicht wurden die Geschicke der Porzellanfabrik ja auch weiterhin, wie während der Zeit von Anna Margaretha Hammann, von Johann Andreas Müller und Georg Sebastian Wagner als Faktore und Geschäftsführer geleitet, wie aus Stieda zu entnehmen ist.

Gabriel Heubach ist der Bruder der Gebrüder Heubach, die zehn Jahre später, im Jahre 1843 die gleichnamige Firma in Lichte bei Wallendorf gründen sollten.

Wie es bei Stieda heisst, wurde der Wert der Fabrik nach dem Tode von Carl Magnus Hammann von einer Kommission auf 72.000,00 Fl geschätzt. Verkauft wurde sie dann für 54.640,00 Gulden Rhein. Folgende Gebäude gehörten zu diesem Zeitpunkt zum Bestand:

1. Das neue Wohnhaus.

2. die sogen. Schichtmeisterwohnung.

3. Das Fabrikgebäude.

4. Die Massenmühle.

5. Eine Scheune nebst Stall, bei der Fabrik belegen.

6. Eine Stallung mit Pottaschesiederei nebst dem Wohnhause.

7. Das Kapselhaus zwischen den beiden Brennhäusern.

8. Vier Brennhäuser.

9. Zwei Schmelzhütten.

10. Zwei Holzhäuser.

11. Das Sandpochhaus im Lamprecht.

 

Eine stattliche große Anlage, wie ich finde, die auf der nachfolgend abgebildeten Karte zur Messe in Leipzig zu sehen ist. Daraus können wir auch entnehmen, dass zu dieser Zeit ein neuer Inhaber Sontag eingetreten war; dazu später mehr.

 

Nach Stieda ist die o.g. Abbildung eine Geschäftskarte, die er in die Zeit kurz nach 1833 datiert. Ich würde sagen, dass sie auf jeden Fall in die Zeit nach dem Tod von Christian Hutschenreuther 1839 (auf der Karte nicht mehr genannt), eher noch nach dem Eintritt von Ernst Sontag im Jahre 1854 (da der Name Sontag dort aufgeführt ist) und dem Ausscheiden von Robert Sontag im Jahre 1897 fallen sollte, demnach in die Zeit zwischen 1854 und 1897.

 

Das Herrenhaus, das älteste Gebäude der Anlage, es beherrbergte seit jeher Wohn- und Geschäftsräume, und auch weitere Gebäude wurden leider inzwischen abgerissen (siehe die diebezüglichen Fotos auf der Wallendorfer Page). Hier ein Foto der rückwärtigen Seitenansicht des Herrenhauses, wie es bei Stieda zu sehen ist.

 

 

 

 

Es würde mich freuen, wenn Sie zu Hause noch Fotografien finden und mir zur Verfügung stellen könnten. Dann stelle ich eine kleine Galerie zusammen, die Webseite soll ja nach und nach wachsen. Ich selbst weilte als junges Mädchen einmal in diesem Haus, da eine Klassenkameradin dort wohnte.

 

Als Friedrich Christian Hutschenreuther bereits im Jahre 1839 verstarb, verkaufte die Witwe, wie es bei Stieda heißt, ihren 1/3 Anteil an den älteren Sohn von Carl Magnus Hammann, Eduard Hammann. Dies ist in der Literatur eher weniger bekannt, auch nicht, welche Rolle er für die Porzellanfabrik spielte. 

 

Der Hinweis eines Lesers hat nun zu neuen Erkenntnissen geführt: bei der Geburt von Eduard Sontag, Sohn des Ernst Renatus Sontag, im Jahre 1853 war Eduard Hammann als Pate anwesend. Eduard Hammann wird im Geburtseintrag als Fabrikmitbesitzer in Wallendorf benannt. Daher liegt die Vermutung nahe, dass er von 1839 bis 1854 als Mitinhaber zu 1/3 Anteil die Geschicke der Wallendorfer Porzellanfabrik mitbestimmt hat. Eduard Hammann ist der Bruder von Maria Bianca Hamman, deren Mann/Ehegatte Andreas Friedrich Kämpfe auch Mitinhaber der Fabrik war.

 

1846/1848 verstirbt auch Andreas Friedrich Kämpfe, der Inhaber des zweiten 1/3 Anteils; es verbleibt noch Gabriel Heubach.

 

An dieser Stelle gibt es eine Neuentdeckung. Im Jahre 1851 haben der Vormund der Kämpfeschen Kinder und Eduard Hammann ihre beiden 1/3 Anteile am Rittergut Wallendorf und der Porzellanfabrik Wallendorf öffentlich zum Verkauf angeboten. Den Wortlaut der Verkaufsofferte stelle ich bald auf eine Unterseite ein, denn hier offenbart sich ein Stück Geschichte von Wallendorf.

 

Wie es aussieht, ist es etwas später zu einem Verkauf gekommen, aber lediglich zum Verkauf des 1/3 Anteils des Eduard Hammann. Es hat sich tatsächlich ein Vertrag aus dem Jahre 1854 über den Verkauf des 1/3 Anteils an der Wallendorfer Fabrik zwischen Eduard Hammann und Ernst Renatus Sontag, dem Sohn des Inhabers der Malerei Sontag & Söhne in Geiersthal angefunden. Dies ist nun mal wirklich eine Sensation, die wir einem Leser und Sontag'schen Ururenkel zu verdanken haben; siehe meine Seite zur Familie Sontag.

 

Bei Scherf/Karpinski "Thüringer Porzellan" heißt es: "Um 1855 erzeugte Wallendorf mit rund 120 Mitarbeitern in drei Brennöfen jährlich etwa 1000 Zentner zum Teil unbemaltes Porzellan. Ein Gutteil davon, hauptsächlich in der Geiersthaler Porzellanmalerei Sontag & Söhne dekoriert, führte das Werk noch immer als sogenanntes Türkengeschirr über Wien und Triest nach der Türkei aus."

 

Dies dürfte heißen, dass zu der Zeit, als Ernst Renatus Sontag zu 1/3 Mitinhaber der Wallendorfer Fabrik war, die Malerei Sontag & Söhne die Bemalung des in Wallendorf als Weißware hergestellten Türkengeschirrs übernommen hatte, welches einen großen Anteil an der Wallendorfer Produktion des Jahres 1855 einnahm.  

 

Der 1/3 Anteil des verstorbenen Friedrich Kämpfe ist, wie es aussieht, nicht verkauft worden und in der Familie geblieben.

Von Stieda erfahren wir noch Folgendes:

„im Jahre 1864 (wurde) das Jubiläum des 100jährigen Bestehens der Fabrik in Wallendorf feierlich durch einen Umzug zur Kirche, einer Gedächtnispredigt, Bewirtung der Arbeiter. u. dgl. m. begangen…“.

Für das Jahr 1864 habe ich im Adreßbuch der Kaufleute, Fabrikanten und Gewerbsleute noch folgenden Eintrag gefunden: Wallendorf, Porzellanfabrik und Malerei: Heubach, Kämpfe & Sontag sowie Materialwaren: Heubach, Kämpfe & Sontag u. Schnittwaren. - Göbel, F.D. Bei Letzterem könnte es sich um Franz Detlef Goebel handeln, über den ich etwas auf meiner Seite Carl Moritz Taubenbach geschrieben habe.

Als ortsansässige Porzellanmalereien werden Gebrüder Kern und Traugott Liebmann  sowie Spielwaren Gebrüder Langer, Schiefer und Holzwaren Theodor Buschbaum genannt.

Im Jahre 1874 heißt es, dass Th. Buschbaum eine Porzellanmalerei, Schieferwaren- und Puppenfabrik betreibt und er, Theodor Heinrich Buschbaum diese seine Firma im Jahre 1859 gegründet hat. Die Porzellanmalerei Gebrüder Kern wurde 1840 gegründet. Inhaber waren im Jahre 1874 Heinrich, August und Magnus Kern.

Im Jahre 1871 wird ein Gustav Kämpfe (Wallendorf) als Fabrikbesitzer im Vorstand der Zeichen- und Modellierschule Lichte erwähnt.

Aus dem Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesamten Industrie aus dem Jahre 1874, das ich gerade erst entdeckt habe, erfahren wir, dass die Firma seit 1853 Im Besitze von G. und F. Heubach, Ernst Kämpfe und R. Sontag stand. Zu diesem Zeitpunkt waren 500 Personen dort beschäftigt. Sowohl die Angabe des R. Sontag als auch der Beschäftigungszahl scheint fraglich.

 

Die Söhne des Gabriel Heubach (1808-1885) hießen Fridolin Heubach, Albert Heubach (1836-1904), Louis Heubach und Emil Heubach.   

 

Gabriel Heubachs Sohn Albert Heubach (1836-1904) ging durch seine Tätigkeit in der Porzellanfabrik Kloster Veilsdorf in die Geschichte ein. Von 1862 bis 1884 war er Mitbesitzer, danach leitete er als Direktor das Unternehmen. 1890 trat sein Sohn Hans Heubach als Mitarbeiter ein. Gustav Kieser (geb. 29.02.1836 in Wallendorf -Ehefrau Anna geb. Liebel - Testament vom 17.05.1898) war der weitere Mitbesitzer. Unter Kieser und Heubach verzehnfachte sich...(Keramos Bd.1 1922)

 

aus Keramos Bd. 1 S. 63, 1922:

1904 starb Kommerzienrat Albert Heubach und in die Leitung der Fabrik teilen sich nun seine Söhne Dr. Hans Heubach und Max Heubach sowie der seit 1881 im Unternehmen tätige Gustav Nestler.

 

Es gab noch einen zweiten Eduard Louis Albert Heubach, Sohn des Louis Friedrich Heubach, Enkelsohn des Philipp Jacob Heubach.

 

Wer von den beiden eine Zündwarenfabrik in Wallendorf betrieb, wie nachfolgend zu sehen ist, muss ich erst noch herausfinden.

Gemäß dem Handbuch von 1874 war ein R. Sontag (Robert Sontag, geb. 1840) auf jeden Fall im Jahre 1874, dem Erscheinungsjahr des Handbuchs, bereits Mitinhaber der Wallendorfer Fabrik, soll es jedoch dem Eintrag gemäß auch bereits im Jahre 1853 gewesen sein, was nicht stimmen kann, denn er war im Jahre 1953 erst 13 Jahre alt und wie wir jetzt erst erfahren haben, wurde sein Vater Ernst Renatus Sontag im Jahre 1854 Mitinhaber.

Ernst Renatus Sontag

               Porzellan - Geschichte(n)

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Die Sichtung der Unterlagen aus der Nachlassakte des Fabrikbesitzers Ernst Renatus Sontag in Geiersthal hat bestätigt, dass Ernst Renatus Sontag seinen Anteil von 1/3 an der Porzellanfabrik Wallendorf seinem Sohn Robert Sontag in Wallendorf vererbt hat. Seine Beteiligung an der Malerei Sontag und Söhne in Geiersthal hat er an seinen Sohn Eduard Sontag in Geiersthal übertragen. Dabei ist interessant zu erwähnen, dass beide Firmenanteile etwa gleichen Wertes waren. Der Sohn Wilhelm Sontag war bereits mit dem Erwerb der Porzellanfabrik in Tettau abgefunden worden, die im Jahre 1865 vom Geld des Vaters gekauft worden war.

 

Robert Sontag, der den 1/3 Anteil seines Vaters Ernst Renatus Sontag an der Wallendorfer Porzellanfabrik im Erbwege erhalten hat, wird wohl aufgrund der ihm von seinem Vater Ernst Renatus Sontag im Jahre 1872 erteilten Generalvollmacht bereits ab 1872 die Geschicke der Wallendorfer Fabrik mitbestimmt haben. Die Übernahme der Wallendorfer Besitzungen war testamentarisch auf den 1. Januar 1879 festgesetzt, was bisher unbekannt war und eine wichtige historische Erkenntnis darstellt.

 

Da die Geschichte des Postamtes in Wallendorf eng mit der Firma Heubach, Kämpfe und Sontag verbunden war, können wir auch hierdurch Rückschlüsse auf die Firma ziehen. Diese hatte sich vertraglich verpflichtet, das ihr gehörige Grundstück in einer Größe von 632 qm zur Verfügung zu stellen und darauf auf eigene Kosten ein Postgebäude zu errichten und dieses dem jeweiligen Postmeister vom 01.10.1893 an zum Zwecke des Post- und Telegrafendienstes für eine jährliche Miete von 2.500 Mark zur Verfügung zu stellen. Da dieser Vertrag aus dem Jahre 1893 datiert, kann daraus entnommen werden, dass die Familie Sontag zu diesem Zeitpunkt noch Inhaber des 1/3 Anteil an der Firma Heubach, Kämpfe & Sontag und Porzellanfabrik in Wallendorf war.

 

Robert Sontag zog sich wohl im Jahre 1897 wegen der Schwierigkeiten mit den Mitinhabern bezüglich der Führung der Fabrik und der Auswahl der Produktion aus der Wallendorfer Fabrik zurück. 

1897 wurde die Firma laut Stieda in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (siehe Postkarte) umgewandelt. Der Name Sontag ist hier schon nicht mehr verlautbart.

Einem neuerlich gefundenen Artikel zufolge wurde die Firma ab 1897 von Direktor und Geschäftsführer Alfred Kämpfe geführt. Als Prokuristen werden Hans Kämpfe und Alwin Fatzschke genannt.

 

Adressbuch der Keramischen Industrie 1906:

Kämpfe & Heubach GmbH, Porzellanfabrik in Wallendorf (P.T.u.E.), Sachsen-Meiningen, Telephon No. 7, Geschäftsführer: Alfred Kämpfe, Direktor.

Fabrikat:  Figuren, Gruppen, Nippes, Vasen, Schalen, Jardinieren, Badekinder. Heiligenartikel in allen Preislagen. Malerei und Druckerei. Zur Messe in Leipzig: Kaufhaus 3. Besteht seit 1765.

 

Adressbuch der Keramischen Industrie 1906:

Kämpfe & Heubach GmbH, Porzellanfabrik in Wallendorf (P.T.u.E.), Sachsen-Meiningen, Telephon No. 7, Geschäftsführer: Alfred Kämpfe, Direktor.

Fabrikat:  Figuren, Gruppen, Nippes, Vasen, Schalen, Jardinieren, Badekinder. Heiligenartikel in allen Preislagen. Malerei und Druckerei. Zur Messe in Leipzig: Kaufhaus 3. Besteht seit 1765.

 

Die Schließung der Fabrik erfolgte im Jahre 1915 .

 

Allerdings habe ich noch Folgendes entdeckt:

 

Die Firma Kämpfe und Heubach GmbH Wallendorf als solche hat selbst in den Jahren 1929 und 1930 noch bestanden. Die Tätigkeit beschränkte sich größtenteils auf die Vermietung und Verpachtung der in ihrem Eigentum stehenden Immobilien. Dies geht aus Einträgen in einem Kassenbuch der Firma Gebrüder Heubach Lichte hervor, das ich während der Ausstellung "Weisses Gold" in Piesau einsehen durfte. In diesem Kassenbuch habe ich einige wenige Seiten entdeckt, auf denen Eintragungen mit Soll und Haben für die Firma "Kämpfe und Heubach GmbH Wallendorf" verzeichnet sind.

 

Als Mieter sind dort Max Oelzner und Otto Kahl, als Pächter Otto Gräf und Wiesser Wallendorf genannt. Auch für das Postamt in Wallendorf erhält die Firma bis Februar 1930 eine monatliche Miete von 250,00 Mark, was noch in etwa der im Jahre 1893 ausgehandelten jährlichen Miete von 2.500,00 Mark entspricht. Ab März 1930 werden 93,00 Mark in Abzug gebracht, wonach die monatliche Miete nur noch 157,00 Mark beträgt.

 

Otto Kahl ist übrigens durch seine Farben- und Eisengroßhandlung in Wallendorf bekannt. Es existiert eine historische Preisliste, aus der auch hervorgeht, das er ein Lagerhaus am Bahnhof Bock-Wallendorf hatte. Seine Lieferungen erfolgten ab Bock-Wallendorf oder ab Werklager. Eines seiner Lager muss er, wie es aussieht von der Firma Kämpfe und Heubach GmbH gemietet haben. 

 

Im Jahre 1919 geschah, womit kaum jemand in Orte gerechnet hatte: die Porzellanproduktion wurde wieder aufgenommen und zwar durch die Porzellanfabrik Fraureuth, die die Wallendorfer Fabrik kauft, um dort eine Zweigniederlassung einzurichten. Aus dem Standardwerk über die Porzellanfabrik Fraureuth von Susanne Fraas "Wachgeküsst" , Verborgene Schätze der Fraureuther Porzellanfabrik kann man, wenn auch teilweise etwas versteckt, aus den Fußnoten, etwas darüber erfahren, wer zum Zeitpunkt des Verkaufs die Eigner waren und über welchem Gebäudebestand die Wallendorfer Fabrik im Jahre 1919 verfügte, was ich Ihnen heute zur Kenntnis geben möchte:

 

Die Porzellanfabrik Fraureuth Aktiengesellschaft wird am 02.07.1920 als Eigentümer im Grundbuch von Wallendorf eingetragen. Gläubiger der eingetragenen Hypotheken über 70.000,00, 30.000,00 und 4.000 Mark sind die Firma Kämpfe und Heubach, Wallendorf, der Fabrikbesitzer Gustav Kämpfe (Sohn des Andreas Friedrich Kämpfe?), Wallendorf und dessen Ehefrau Laura geb. Feihstel. Es gibt auch ein Grundbuch für Bock und Teich mit den gleichen Eintragungen, wie es bei Fraas heißt. Was es mit dem Antrag des Fabrikanten Hans Kämpfe (Sohn des Gustav Kämpfe?), Lichte und dessen Verbot, den Grundbesitz nicht zu belasten oder zu veräußern auf sich hat, kann hier nur vermutet werden.

 

Auf diese Weise sind uns jedoch vormalige Eigner der Fabrik zur Kenntnis gelangt und auch der Umstand, dass noch Zahlungen an diese vorzunehmen waren.

 

Der Gebäudebestand der Wallendorfer Fabrik wird bei Fraas wie folgt beschrieben:

- ein Rittergut von 420 Morgen,

- 3 Rundöfen von ca. 120 m³ Inhalt,

- 1 Kobalt-Ofen,

- 2 Massemühlen (mit Wasserkraft betrieben),

- eine Tonmühle,

- Malereien für Auf- und Unterglasurfarben,

- 8 Wohnhäuser.

 

Die Fabrik soll entsprechend ihrer Bestimmung ausgebaut und modernisiert worden sein.

 

Und nun schauen Sie auf meine Page zur Kunstabteilung Fraureuth, dort geht die Geschichte der Wallendorfer Fabrik in spektakulärer Weise weiter.

Wallendorfer Porzellan

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