Johann Jacob Heinrich Haag und seine Familie in Limbach, Alsbach und Lichte sowie Wallendorf

Die Familie Haag in Lichte und die Familie von Balduin Haag in Hohenberg an der Eger

 

Da in der spärlich vorhandenen Literatur nur Mutmaßungen über die Begründer der Malerei und Mitglieder der Familie Haag angestellt wurden, habe ich mich in der letzten Zeit intensiv mit der Erforschung der Genealogie der Familie Haag beschäftigt und auch einen detaillierten Stammbaum erstellt.

 

Es war der Porzellanmaler Johann Jakob Heinrich Haag, der im Jahre 1790 erstmals in der Porzellanfabrik in Limbach erwähnt, sich 1797 in Lichte/Wallendorf niedergelassen hat. Er wurde 1797 Buntmaler in der Porzellanfabrik zu Wallendorf und ist dort als einer der drei besten Maler, auch als Portraitmaler geführt, wie es bei Stieda ausführlich beschrieben wird.

 

Die Verbindung zwischen der Wallendorfer Porzellanfabrik und Porzellanmalern aus Regensburg wird durch die bereits ab 1782 nachweisbaren Geschäftsbeziehungen mit der Wielandt'schen Porzellanmalergesellschaft in Regensburg entstanden sein. Wallendorf hat diese Porzellanmalergesellschaft der Herren Wielandt sen. (Johann Wieland) und jun. (Franz Matthias Wieland) mit beachtlichen Stückzahlen weißer Türkenköppchen beliefert, die dort weiter dekoriert und in die Türkei geliefert wurden. Zu den Regensburger Porzellanmalern soll auch ein Johann Jakob Friedrich Haag gehört haben, der später in Limbach erwähnt ist. Hier könnte es sich um einen Bruder von Johann Jakob Heinrich Haag handeln oder um diesen selbst  - ein Schreibversehen Friedrich/Heinrich vorausgesetzt. Der Porzellanmaler Franz Matthias Wieland aus Regensburg hat sich dann nach 1800 einer Porzellanmalergesellschaft (Deichl und Schwarz) in Ingolstadt angeschlossen; auch dorthin dürfte noch Wallendorfer Weißware gegangen sein,

 

Über das Leben und Wirken von Johann Jakob Heinrich Haag vor seiner Ankunft in Wallendorf habe ich inzwischen Folgendes herausgefunden:

 

Johann Jacob Heinrich Haag, dritter Sohn des Johann Karl Haag, Porzellanhändler zu Nürnberg, heiratete 1790 in Limbach die Tochter des Schneidermeisters Johann Christoph Kiehn (Kiehm, Kiehme) zu Meißen, Johanna Christiana Kiehn. Er war zu dieser Zeit in der Porzellanfabrik zu Limbach tätig und wird als kunsterfahrener Buntmahler bezeichnet.

 

Es war übrigens der Porzellanmaler und Porzellanhändler Karl Haag (auch Hagen, Hagn) genannt, aus Regensburg oder Nürnberg stammend, der 1779 nach Ersuchen die Genehmigung für den Betrieb einer Porzellanfabrik in Passau erhielt. Er hatte zu diesem Zeitpunkt vier Kinder und sich, wie es heißt, von seiner Frau getrennt. Karl Haag schied auf Veranlassung seines Kompagnon allerdings bereits 1781 aus der Porzellanfabrik Passau aus. Es könnte sich um den Vater von Johann Jakob Heinrich Haag handeln. Wenn Johann Jakob Heinrich Haag ca. 1770 geboren wurde, war er neun Jahre alt und als 3. Sohn eines der vier genannten Kinder. Sein Vater Johann Karl Haag könnte nach seinem Ausscheiden 1781 in  Passau als Porzellanhändler in Nürnberg weiter gemacht haben und war es um 1790 bei der Eheschließung seines Sohnes s.o. noch. Dadurch können auch die unterschiedlichen Herkunftsangaben Nürnberg/Regensburg für unseren Johann Jakob Heinrich Haag bei Stieda herrühren.

 

Als Anfang 1791 sein 1. Sohn, Maximilian Florentinus Friedrich Haag, geboren wurde, wird er als Porzellanbuntmahler aus Siegmundsburg bezeichnet. Der Sohn von Gotthelf Greiner, Besitzer der Porzellanfabrik zu Limbach, Jacob Florentinus Greiner, gehört zu den Paten bei der Geburt des Sohnes und hat wohl auch zu dem Namen Florentinus beigetragen. Die Einwohner von Siegmundsburg nährten sich als Fabrikarbeiter zu Limbach und Alsbach.  Limbach war nach Siegmundsburg eingeschult und nach Steinheid eingepfarrt.

 

Als 1793 seine 1. Tochter, Christiana Friederica Haag, in Limbach zur Welt kam, ist vermerkt, das er in Limbach gewohnt,  jedoch in Alsbach gearbeitet hat. Das muss in der dortigen Glashütte gewesen sein, denn als Pate erschien der älteste Sohn Johann Ludwig Friedrich ?? des Glasmeisters Joh. ?? in Alsbach. In Limbach gab es keine weiteren Geburten.

 

Nun kommen wir zu seinem Leben und Wirken in Lichte und Wallendorf.

 

Am 21.07.1797 kommt eine Tochter in Lichte zur Welt, weitere Kinder folgen. Insgesamt 8 Kinder aus erster Ehe sind momentan bekannt.

 

Von den Söhnen haben, wie es aussieht, nur Carl Haag (Johann Georg Michael Carl) und Friedrich Haag (Johann Carl Friedrich Louis/Ludwig) das heiratsfähige Alter erreicht, die wir uns vorerst merken sollten.

 

Bei der Geburt des letztgenannten Friedrich im Jahre 1808 gehen aus dem Geburtseintrag viele wichtige Informationen, die sich bei weiteren Nachforschungen bestätigt haben, wie z.B. der Name der Ehefrau von J.J.H. Haag sowie die Benennung seines davor unbekannten Sohnes, des Fabr. und Buntmahlers Maximilian Florentin Friedrich Haag, Einwohner in Ascherbach, als Paten. Der Vater wird im Geburtseintrag wie folgt bezeichnet:

Heinrich Haag, Fabrikant, Kunstmaler und Einwohner in Ascherbach.

 

Ascherbach: Dies ist der erste Hinweis für den frühen Wohnort der Familie (mehr unter der Rubrik: Standort der Malerei Haag).

 

Fabrikant: würde ich so interpretieren, dass sich Johann Jakob Heinrich Haag zu diesem Zeitpunkt (1808) bereits selbständig gemacht hatte und nicht mehr der Wallendorfer Porzellanfabrik als Buntmaler diente oder vielleicht nur zum Teil. Die Weißware wird er sicherlich noch von dort bezogen haben. Und so kann es sein, dass der Grundstein für die Malerei Haag schon an dieser Stelle gelegt war. Seinen ältesten Sohn Maximilian Florentin hatte er wohl als Buntmaler bereits angelernt und in die Firma einbezogen. Gut muss es der Familie jedoch nicht gegangen sein. Maximilian Florentin Haag starb 1808 im Alter von 18 Jahren an Auszehrung...

 

Desweiteren ist im o.g. Geburtseintrag ein Sterbedatum genannt, das zunächst nicht zugeordnet werden konnte: 29.03.1812: In die Zeit zwischen 1808 und 1815 fällt das Ende der 1. Ehe des J.J.H. Haag, wie aus den Geburtseinträgen ersichtlich ist. Es könnte sich bei dem Sterbedatum daher um das der Mutter handeln. Eine weitere Recherche im Parramt Wallendorf hat ergeben, das die Benennung der Kindsmutter und der Sterbevermerk 29.03.1812 mit einer andersfarbigen Tinte und Handschrift dem Geburtseintrag zugefügt wurden, so dass jetzt davon ausgegangen werden kann, dass es sich bei dem Sterbedatum um das der Kindsmutter handelt, zumal es die Sterbedaten der anderen Personen nicht sein können (Ausschlussverfahren).

 

Dem ursprünglichen Geburtseintrag ebenso hinzugefügt wurde, dass Johann Jacob Heinrich Haag aus Regensburg stammte und katholischer Religion war.

 

Aus der 2. Ehe des Porzellanmalers Johann Jakob Heinrich Haag mit der Illingschen aus Sonneberg, wie ich sie nenne, ist nur 1 Sohn hervorgegangen, Georg Friedrich Albert Haag, der 1843 mit Johanne Müller ein uneheliches Kind gezeugt, jedoch 1854 eine Frau aus und in Lauchröden geheiratet und sicher dort seine Familie gegründet hat. Aus den Geburtseinträgen der Kinder der 2. Ehe geht hervor, dass Johann Jakob Heinrich Haag spätestens im Jahre 1816 mit der neuen Ehefrau nach Neuhaus gezogen war.

 

Was wohl aus den Kindern der 1. Ehe (Johanna 18 Jahre, Carl 13, noch zwei Töchter 12, 10, Friedrich 8 Jahre ) geworden ist, ob sie im Ascherbach geblieben sind? Die Kinder der 1. Ehe sind in den Geburtseinträgen der Kinder der 2. Ehe jedenfalls an keiner Stelle als Paten erwähnt. Friedrich Haag aus 1. Ehe hat 1830 im Alter von 22 Jahren, als er Pate bei der Geburt der ersten Tochter von Carl Haag war, im Ascherbach gewohnt. Im Geburtseintrag heißt es: "der Junggeselle und Porzellanmaler Friedrich Haag zu Ascherbach". Die Frau, die Friedrich Haag im Jahre 1832 geheiratet hat, war die älteste Tochter des Johann Friedrich Diettrich, Kunstmalers zu Ascherbach.

 

Wie aus dem Stammbaum ersichtlich ist, gibt es auch einen Emil (Emil Loius) Haag, den Sohn der ledigen Luise Haag, den Sohn Heinrich Carl Haag der ledigen Friedrike Haag und Adolph Haag, den Sohn der ledigen Henriette Haag, die den Namen weiter getragen haben.

 

Mit dem vorgenannten Carl (Georg Michael Carl), dem 3. Sohn, sind wir schon bei des Rätsels 1. Lösung angelangt. Bei einem Blick auf den Stammbaum kann nur er der Begründer der

Malerei Carl Haag (Inhaber: Traugott Haag und Emil Haag) bzw. Carl Haag's Söhne

sein. Im Jahr der Gründung der Firma (eine Quelle: 1844, eine andere: 1847) war er bereits 41/44 Jahre alt und hatte 7 Kinder. Leider verstarb er bereits im Jahre 1848. Zu diesem Zeitpunkt waren seine beiden Söhne Traugott  Haag und Ewald (Carl Ewald) Haag, gerade mal 17 und 15 Jahre alt, die Einzigen, die als Nachfolger für die Malerei in Frage kamen. Unserer Nachfolger Traugott Haag ist also auch gefunden. Die beiden letzten Jungs des Carl Haag hießen Julius Caesar Haag, geb. am 10.01.1842, und Carl Alois Haag, am Todestag des Vaters noch im Mutterleib.

 

Einen Emil Haag hat es, wie oben erwähnt, auch gegeben, den Sohn der ledigen Luise Haag (diese vielleicht die Tochter von Friedrich Haag). Dieser ist jedoch erst 1857 geboren und war um 1867 (Weltausstellung Paris) gerade mal 10 Jahre alt. Ein Emil Haag in Lichte taucht bei der Intenetsuche in den E-Books bisweilen als Experimentator für die Herstellung von Porzellanfarben auf. Vielleicht war er es ja, der die Farben für die matte Malerei - eine Erfindung der Malerei Haag hergestellt hat. War er wirklich der Mitinhaber der Firma von Carl Haag? Ich denke, des Rätsels 3. Lösung muss erst noch gefunden werden.

 

Nun ist auch dieses Rätsel gelöst; es gab auch einen Sohn Emil Haag, 3. Kind des Carl Haag.

 

Durch eine Leserin ist bekannt geworden, dass der Sohn von Carl Haag, Julius Cäsar Haag, geb. am 10.01.1842, der mit Thekla Karoline Haag geb, Löchner, geb. am 02.08.1841 in Lichte, verheiratet war, nach Köln am Rhein verzogen ist. Aus dieser Ehe ist der Sohn Robert Louis Haag, geb. am 08.08.1881 in Lichte hervorgegangen, der später Werkmeister geworden ist und in der Filsstraße in Großeislingen gewohnt hat. Dieser hat am 07.04.1905 in Tübingen Elise Maria Bonnet aus Ulm geheiratet. Er soll den Familienerzählungen zufolge ein mäßig erfolgreicher Erfinder gewesen sein. Unter seinen Erfindungen befand sich allerdings, wie überliefert ist, ein Porzellanbrennofen. Die Kinder der beiden waren Kurt, Walter (keine Nachkommen), Trude und Else. Die Nachkommen von Kurt und seiner Frau Elisabeth sind in Ellwangen aufgewachsen: Katharina lebte in Mössingen bei Tübingen, Robert lebte in Villingen-Schwemmingen, Gunther lebt in Freiburg. Seine beiden Kinder Babette Haag (geb. 1980) und Benjamin Haag sowie dessen Sohn Tom Henri Haag sind die Personen, die den Namen Haag weiter getragen haben.

 

Und noch ein Herr Haag ist in aller Munde: der Modelleur Balduin Haag aus Lichte, denn es existiert ein Arbeitsvertrag aus dem Jahre 1855 zwischen "der Porzellanfabrik C.M. Hutschenreuther hier und dem Modelleur und Maler Herrn Balduin Haag aus Lichte in Schwarzburg-Rudolstadt". Alle bekannten Informationen über Balduin Haag sind in meinen nachfolgenden Blogs verarbeitet, viel Freude beim Lesen.

 

Balduin Haag News

               Porzellan - Geschichte(n)

mehr lesen

Balduin Haag

               Porzellan - Geschichte(n)

mehr lesen