Ernst Müller, Porzellanmaler: 1890 bis 1973

 

Über den Porzellanmaler Ernst Müller konnte ich, wie Sie sehen werden, eine Menge in Erfahrung bringen. Dies verdanken wir dem Enkel von Ernst Müller, Sohn der noch lebenden über 90jährigen Tochter von Ernst Müller, Gottfried Dürr, der das Vermächtnis seines Großvaters dankenswerter Weise für die Nachwelt bewahrt hat. Allein anhand seiner Unterlagen konnten historische Zeiträume und Abläufe rekonstruiert werden. Er besitzt auch eine wunderbare Sammlung an Porzellanen der Fraureuth Kunstabteilung Wallendorf.

 

Ernst Müller erhielt seine Ausbildung als Porzellanmaler in der Porzellanfabrik Friedrich Kaestner in Oberhohndorf bei Zwickau in den Jahren 1905 bis 1909 und ist als Unterglasurmaler dort weiter tätig gewesen bis 1914. Das Bild links hat er mit 18 Jahren gemalt, das rechts abgebildete Gefäß ist sein Gesellenstück. Auf dem Foto in der Mitte steht er hinter dem Mann mit der Mütze.

 

 

Mitte Oktober 1915 wurde er in Fraureuth als Unterglasurmaler in der neu eingerichteten Kunstabteilung eingestellt. Für die Gestaltung der in Unterglasur dekorierten Wandteller waren von 1915 an neben dem Obermaler Clemens Seydel auch Ernst Müller und Max Münch verantwortlich. Aus ihrer Feder stammen die Dekorentwürfe, der allseits bekannte U-Boot-Teller wird Ernst Müller zugeschrieben. Ernst Müller war im Adressbuch von Fraureuth für das Jahr 1919 als Kunstmaler verzeichnet und wohnte in der Moltkestraße 11. Wie Ernst Müller sollen auch Max Münch und Clemens Seydel nach Wallendorf gegangen sein und zu den Künstlern der Eigenen Werkstatt E.W. gehört haben.

 

1916/17 wurde Ernst Müllers Tätigkeit durch den Kriegsdienst unterbrochen. In einem Brief an seine Frau schrieb er:

 

 "Das (es) in der Fabrik immer noch so viel zu tun gibt wundert mich, möchte nur wissen wer bei diesen Zeiten dieses Zeug noch kauft... Daß in der Unterglasurmalerei immer so ein Wechsel ist, ist ja recht bezeichnend, die besten Kräfte werden das wohl auch nicht gewesen sein."

1920 wurde Ernst Müller die Leitung der Abteilung Unterglasur in Wallendorf, wohin die Kunstabteilung der Fraureuth AG verlegt wurde, übertragen.

 

     Und hier ein besonders Foto - die Abteilung Unterglasur in Wallendorf um 1920

 

Zu den Aufgaben von Ernst Müller gehörte es, wie wir aus einem erhaltenen Schriftstück erfahren, neben seiner eigenen Malerarbeit, die im Akkord zu leisten war, den anderen Malern zu helfen, Lehrlinge auszubilden, deren Arbeiten zu überwachen, Versuche mit neuen Farben anzustellen, Farben auf die Glasuren abzustimmen usw. In der Zeit, in der er ohne seine Familie in Wallendorf lebte, erhielt er eine Zulage von 3,00 Mark pro Tag. Ihm wurde jedoch nahe gelegt, seine Familie alsbald nach Wallendorf zu holen, da die Wohnung bereits zur Verfügung stand. 

 

Die Familie von Ernst Müller soll gemeinsam mit der Familie Berwinsky und den anderen Künstlern der Eigenen Werkstatt in einem Haus in Lichte/Wallendorf gewohnt haben. Dank Frieder Dürr wissen wir jetzt auch in welchem, im altehrwürdigen Herrenhaus, das Sie auf der Wallendorf-Page auf den Fotos mit den Ansichten der Porzellanfabrik sehen können.

 

Und es gab noch eine Familie, die im Herrenhaus wohnte, dies war die Familie Grosswald. Dies ist insofern überliefert, als dass die hochbetagte Tochter von Ernst Müller und Mutter von Frieder Dürr über diese berichtet hat. Als kleines Mädchen hat sie nämlich von Frau Grosswald immer Plätzchen geschnorrt. "Frau Grosswald, haben Sie nicht ein Plätzchen für mich?" Ich erwähne dies, da es nach dem Konkurs von Fraureuth eine kleine Malerei Zehendner & Grosswald in Lichte (siehe meine entsprechende Seite) gegeben hat; deren hauptverantwortlicher Maler sicher unser Herr Grosswald aus dem Herrenhaus war. Die Malerei war im Wohnhaus der Familie Zehendner eingerichtet. Übrigens habe ich noch in Erfahrung bringen können, dass in der Liste der Fabrikarbeiter von Fraureuth ein Johann Grosswald verzeichnet ist, so dass wir davon ausgehen können, dass dieser Maler aus Fraureuth nach Wallendorf gekommen ist.

 

Und nachfolgend können Sie sie sehen, die "Plätzchenschnorrerin". 

Hier nun die wunderbaren Zeugnisse der Malkunst von Ernst Müller

 

 

Es existiert auch ein Zeugnis, das die Porzellanfabrik Fraureuth AG Wallendorf/Thüringerwald am 31.03.1926, als die Fraureuth AG in Konkurs viel, für Ernst Müller ausgestellt hat. Ich zitiere den Wortlaut aus Fraas:

 

Zeugnis, Der Inhaber dieses, Herr Ernst Müller, trat Mitte Oktober 1915 als Unterglasurmaler in unsere neu eingerichtete Kunstabteilung in Fraureuth ein und war hier bis September 1920 mit einer durch Kriegsdienst hervorgerufenen zweijährigen Unterbrechung tätig. Im September 1920 siedelte Herr Müller in unsere Zweigfabrik Wallendorf über, wohin wir unsere Kunstabteilung verlegt hatten, und ist er hier bis jetzt beschäftigt gewesen. Herr Müller hat uns bei Einrichtung unserer Unterglasurabteilung außerordentlich wertvolle Dienst geleistet, hat selbständig neue, gut verkäufliche Muster entworfen und hat durch seinen Fleiß, seine Geschicklichkeit und Intelligenz die ihm unterstellte Abteilung auf die jetzige Höhe gebracht. Aus diesem Grunde wurde Herr Müller von uns bereits vor mehreren Jahren zum Obermaler ernannt und können wir ihn als solchen nur in jeder Hinsicht empfehlen. Herr Müller war ein äußert solider und gewandter Beamter, der nur das Interesse seiner Firma im Auge hatte, und seinen Untergebenen gegenüber ein strenger, aber gerechter Vorgesetzter. Wir bedauern außerordentlich, dass wir gezwungen sind, Herrn Müller zu entlassen, da wir unseren Betrieb gänzlich aufgelöst haben und wünschen wir ihm für die Zukunft das Beste".

 

Ernst Müller ist nach dem Konkurs von Fraureuth auch in der Firma von Heinz Schaubach von Juli 1933 bis Dezember 1936 tätig gewesen. Aus dieser Zeit stammt die nachfolgende von ihm handbemalte Vase.

Zwischenzeitlich war er wohl auch in der Firma Wagner und Apel in Lippelsdorf beschäftigt. Vielleicht können wir ja darüber bald noch mehr erfahren.

 

Die mir gerade erst zur Verfügung gestellten Zeugnisse, die Sie nachfolgend sehen können, belegen die Tätigkeit von Ernst Müller in weiteren Porzellanfabriken der Umgebung, Karl Ens in Volksstedt-Rudostadt und Neue Porzellanfabrik Tettau Gerold & Co, deren Belegschaft auf dem nachfolgenden Foto zu sehen ist.

 

Und so hat er ausgesehen, unser Ernst Müller: 1940?, 1951 und 1960.

 

 

1963, er ist in diesem Jahr 73 Jahre alt geworden, siedelte er nach Leonberg über. Seine Frau Meta war bereits 1956 verstorben. Ein Sohn und eine Tochter verblieben in der DDR.

Ernst Müller verstarb im Jahre 1973 in Leonberg (Baden Württemberg).

 

Und nun folgen noch einige seiner wunderbaren Werke, die ihn für uns und für alle Zeiten unvergessen machen.

 

 

 

Gerade haben sich noch Entwurfszeichnungen von Ernst Müller angefunden. Bei der rechten Abbildung handelt es sich um eine Entwurfszeichnung für eine Dose, die gerade erst auf dem Dachboden einer Verwandten gefunden wurde.