Wallendorf und sein Porzellan

Die Porzellanfabrikation in Wallendorf

Wallendorfer Bianca-Hammann-Service

               Porzellan - Geschichte(n)

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I.

 

Wie es zur Gründung der Porzellanfabrik in Wallendorf im Jahre 1764 kam, kann man allerorts erfahren.

 

Allerdings werden auch Aussagen getroffen, die dringend korrigiert werden müssen. Es steht  geschrieben, dass Maria Bianca Hammann mit Ferdinand Friedrich Hammann jun., Forstsubstitut, verheiratet war. Dies ist doppelt falsch. Die Auflösung erfolgt am Ende der Seite.

 

Folgende ergänzende Angaben möchte ich noch hinzufügen:

 

1770-1972: Ausscheiden des Gründungsmitglieds Gotthelf Greiner aus der Wallendorfer Fabrik. Sein Bruder Gottfried Greiner war bereits vorher verstorben und sein Anteil an die Hammanns verkauft worden.

 

Wolfgang Hammann verkaufte am 29.05.1782 dem Sohn Ferdinand Friedrich Hammann sen. erst das Rittergut, dann die Porzellanfabrik und das schwarzburgische Wirtshaus (15.05.1783).

 

Vorher hatte er es an den Sohn verpachtet: Pachtbriefe vom 29.07.1776 und 19.08.1778.

 

1785 kaufte Ferdinand Friedich Hammann sen. das 1/6 seines Onkels Johann Georg Hamman in Neuhüttendorf. Dieser war 1759 Pächter der Schwarzwalder Hammerwerke (im Meininger Oberland gelegen). 1763 war er auf die Eisenhämmer von Neuhüttendorf (im Markgräflich-Bayreuthischen Amte Lauenstein) übergesiedelt. 

 

II.

 

Wer noch Genaueres über die Wallendorfer Porzellanfabrik in der Zeit zwischen 1764 und 1800, über die damaligen Fabrikarbeiter, die Produkte und Handelspartner wissen möchte, der besorge sich das Buch von Wilhelm Stieda: "Die Anfänge der Porzellanfabrikation auf dem Thüringerwalde..."

 

Das Buch wird reichlich zitiert, aber gelesen haben es wohl die Wenigsten. Im Vergleich zu anderen hochtrabenden Werken ist es ergötzend geschrieben. Für nähere Informationen können Sie sich gern an mich wenden.

 

Mich hat es außerordentlich begeistert, wie viele Details über die Hammannsche Fabrik in diesem Buch zu erfahren sind.

 

Schade, dass es scheinbar keine Fortsetzung über die Jahre von 1800 hinaus bis 1900 gibt.

 

III.

 

Ein paar Dinge, die auf der Webseite der Wallendorfer Porzellanfabrik geschrieben sind, gilt es aus Sicht der geschichtlichen Aufarbeitung zu korrigieren, da man sich auch anderen Orts darauf beruft.

 

Ich gehe nicht davon aus, dass die Firmenleitung der Manufaktur die verwandtschaftlichen Zusammenhänge nicht besser kannte. Es kam dem wirtschaftlich orientierten Unternehmen denke ich eher darauf an, die Geschichte kurz und einprägsam für seine Kundschaft darzustellen. Ich selbst, die ich in Wallendorf vis à vis der Fabrik zur Schule gegangen bin, meinen Vater dort oft besuchte und bei der Arbeit zuschaute, selbst in den Ferien dort arbeitete, habe von der älteren Manufakturgeschichte, derjenigen vor der Zeit von Heinz Schaubach, in meiner Jugend so gut wie nichts erfahren.

 

Das Nachfolgende ist demnach für diejenigen bestimmt, die es eben ein bisschen genauer wissen wollen, die sich aus Passion mit der Geschichte beschäftigen.

 

Allerorts ist geschrieben, dass der Sohn Ferdinand Friedrich Hamman jun. die Manufaktur bis zu seinem Tode 1846 leitete. Dies kann so nicht stehen bleiben, zumal sie bereits 1829 verpachtet, dann 1833 verkauft wurde und weil es, wie wir sehen werden, noch Carl Magnus, Hammann, den ältesten Sohn der Familie, gab.

 

Um eine Vorstellung von den verwandtschaftlichen Verhältnissen zu bekommen, schauen Sie sich meinen groben Stammbaum der Familie Hammann an, der auf den bei Stieda und im Internet gefundenen Daten basiert, legen Sie ihn doch zum Verständnis einfach daneben.

 

Bei meiner Recherche im Internet bin ich auf einen Nachruf für Carl Magnus Hammann (Nekrolog) gestoßen. Dieser stellt einen geschichtlich bahnbrechenden Fund dar. Den Wortlaut können Sie auf meiner Unterseite Familie Hammann lesen.

 

Mit dem vorgenannten Nachruf für Carl Magnus Hammann, den ältesten Sohn von Ferdinand Friedrich Hammann sen. und Anna Margarethe Hammann geb. Arnold sind Informationen zu Tage getreten, die die Firmengeschichte in neuem Lichte erscheinen lassen.

 

Daraus geht hervor, dass Carl Magnus seit seiner Rückkehr von der Bergakademie, gemeinschaftlich mit seinen Brüdern Ferdinand und Friedrich, der 1823 verstarb, unter der Leitung und Mitwirkung der Mutter der Verwaltung der Fabrik vorstand. Dort heißt es außerdem, und dies ist das Entscheidende, dass es Carl Magnus Hammann war, der im Jahre 1829 als ältester Sohn die Porzellanfabrik auf eigene Rechnung übernahm.

 

Bei Stieda heißt es dazu, dass Ferdinand Friedrich 1811 die Leitung der Fabrik übernahm, die aber im Besitze der Mutter verblieb und auch, dass er später Kommerzienrat wird. Ich gehe daher davon aus, dass dies vor der Rückkehr von Carl Magnus von der Bergakademie gewesen ist. Die Erneuerung der Privilegien von 1812 erfolgte jedenfalls "auf den Namen der verwitweten Frau Fabrikdirektor Anna Margareta Hammann mit ihren 5 Kindern". Dies bedeutet aus meiner Sicht, dass im Jahre 1812 noch alle Erben des Ferdinand Friedrich Hammann sen. Eigentümer/Inhaber der Wallendorfer Porzellanfabrik waren.

 

Stieda verwunderte sich zwar darüber, dass die Fabrik 1829 verpachtet wurde, obgleich Ferdinand Friedrich Hammann (Kommerzienrat) noch in den besten Jahren war, aber er sieht den Verkauf 1833 eindeutig in Zusammenhang mit dem Tod von Carl Magnus Hammann, denn er schreibt: "Der älteste Sohn" ("Kinder von denen das älteste, Karl Magnus Heinrich Christian") widmete sich dem Bergwesen und hatte es bis zum Jahre 1812 schon zum Fürstl. Schwarzburg-rudolstädtischen Bergrat gebracht...Doch wurde die Pacht schon 1833 unterbrochen, in dem der Bergrat Hamman starb und dessen Erben nunmehr den Verkauf ins Auge fassten".

 

Die im Nachruf für Carl Magnus Hammann geschilderten Zeitumstände, Schwierigkeiten und sein Gesundheitszustand werden es wohl gewesen sein, die Carl Magnus Hammann bewogen haben, die Fabrik nach seiner Übernahme alsbald zu verpachten. Sie wurde 1829 bekanntlich an Friedrich Christian Hutschenreuther und dessen Schwiegersohn Hermann Kieser verpachtet.

 

Als Carl Magnus Hammann am 29.11.1832 starb, beschloss die Familie, die Fabrik zu verkaufen. 

 

Und so schließt sich plötzlich der Kreis der Daten und es wird offensichtlich, dass das Schicksal der Fabrik nicht nur mit dem Wirken von Ferdinand Friedrich Hamman jun. sondern am Ende vor allem mit dem Wirken (oder Nichtwirken) und Ableben von Carl Magnus Hammann, dem ältesten Sohn der Familie, einherging.

 

Die Fabrik wurde 1833 an den vormaligen Pächter Friedrich Christian Hutschenreuther, an Friedrich Kämpfe und an Gabriel Heubach, beide aus Neuhaus, verkauft.

 

Diese neue Ära wird auf einer separaten Page behandelt.

 

IV.

 

Bei meiner Suche im Internet bin ich auf eine Sterbeanzeige der Familie Hammann im "Allgemeinen Anzeiger der Deutschen" gestoßen.

 

Das Interessante ist, dass dort die Vornamen der Familienmitglieder genannt sind, so dass wir sie künftig mit ihrem Rufnamen bezeichnen können. Es handelte sich um die Todesanzeige für Friedrich Wilhelm Hammann, den Jüngsten der Kinder von Ferdinand Friedrich Hammann sen. und Anna Margarethe Hammann geb. Arnold. Er starb am 02.03.1823.

Die Mutter wird Anna genannt,

Carl Magnus Hammann wird Carl genannt,

Ferdinand Friedrich Hammann jun. wird Ferdinand genannt,

ein Bruder Christian wird genannt,

eine Tochter Julie Reyn geb. Hamman (bei Stieda wird sie Johanna Juliane Margaretha genannt) sowie deren Mann Karl Reyn, fürstlich schwarzburg-sondershausener Oberforstmeister werden dort aufgeführt, dessen Nachname an anderer Stelle auch mit Keyn angegeben wird.

 

Dies waren also die verbliebenen Kinder zum Zeitpunkt 02.03.1823. Der Verstorbene trug den Vornamen Friedrich.

 

Auch im Nachruf für Carl Magnus Hammann wird er Friedrich genannt: " Sein Bruder Friedrich ist ihm im Tode vorangegangen."

 

Der Vater, Ferdinand Friedrich Hamman sen., Sohn von Johann Wolfgang Hamman, starb schon im Jahre 1786 (nur ein Jahre später als sein Vater) und hinterlies seine Frau Anna sowie zwei Töchter aus erster Ehe (23, 19 Jahre alt) und sechs Kinder aus zweiter Ehe (7, 6, 5, 3 , 1 Jahr alt, das Jüngste noch im Mutterleib).

 

Um so erstaunlicher ist, dass Anna die Kraft aufbrachte, auch noch die Porzellanfabrik weiter zu führen und das gesamte Gut zu verwalten und dies bis in die Jahre 1811/1812 hinein und sicher auch darüber hinaus ihre Mitwirkung nicht einstellte. Sie starb im Jahre 1839 in Wallendorf. Bei Stieda ist zu lesen, dass ihr bei der Führung der Porzellanfabrik Johann Andreas Müller und Georg Sebastian Wagner als Faktore und Geschäftsführer zur Seite standen.

 

Angesichts und in Erwähnung der Gründung der Porzellanfabrik im lauensteinischen Amtsdorf Tettau am 28.12.1794 hat sich die Witwe Hammann in Wallendorf mit Rücksicht auf die Konkurrenz aufgelehnt, als im Jahre 1800 eine weitere Porzellanfabrik in Pösneck gegründet werden sollte.

 

Was es sonst noch so über sie und die Familie zu berichten gibt, stelle ich auf meine Unterseite Familie Hammann. Eine nette Geschichte gibt es dort z.B. aus dem Jahre 1797 über den Schullehrer und seinen Sustituten, der den Hammannschen Kinder auch das Klavierspielen beibrachte.

 

V.

 

Bei meiner Suche im Internet bin ich tatsächlich auf die Hochzeitsanzeige von Carl Magnus Hammann im Kaiserlich priviligierten Reichsanzeiger gestoßen:

Verheirathung

Unseren auswärtigen Freunden und Gönnern machen wir unsere am 3. d. M. vollzogene eheliche Verbindung hiermit ergebenst bekannt und empfehlen uns anbey der Fortdauer ihrer Freundschaft und Wohlgewogenheit.

Wallendorf, den 14.04.1804

 

Carl Magnus Hammann, Sneorica Hammann geb. Greiner aus Breitenbach

 

Aus dieser Ehe ist die folgende Tochter hervorgegangen:

 

 

Maria Bianca Hammann,  geb. am 20.11.1804 in Wallendorf.

 

Am 3. Juni 1830 heiratet Maria Bianca Hammann den Forstsubstitut Johann Andreas Friedrich Kämpfe aus Neuhaus.

 

Diese Angaben sind dem Heiratseintrag im Archiv in Eisenach entnommen.

 

Maria Bianca Hammann ist also die Tochter von Carl Magnus Hammann, dem Bruder von Ferdinand Friedrich Hammann jun. und keinesfall, wie es allerorts verlautbart, die Ehefrau des Letzteren. Sie ist daher dessen Nichte, er ist ihr Onkel.

 

Was das Ausscheiden von Gotthelf Greiner aus der Porzellanfabrik der Familie Hamman in Wallendorf in den Jahren 1770-1772 betrifft (mehr dazu auf meiner Seite Alt-Wallendorfer Porzellan), gibt es doch noch eine versöhnliche Fügung der Geschichte:

 

Gotthelf Greiner und Johann Wolfgang Hamman wurde eine gemeinsame Urenkeltochter zuteil; auch wenn sie beide deren Geburt im Jahre 1804 nicht mehr erlebt haben. Und diese Urenkelin ist, nun halten Sie sich fest,

unsere Maria Bianka Hammann. 

 

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Johann Heinrich Hutschenreuther (23.05.1751 - 05.07.1812)

 

(Sohn des Johann Christian Hutschenreuther, Blechzinner in Wallendorf, dieser wiederum Sohn des Christian Hutschenreuther, geboren 1678 in Breitenhof, verstorben 1738 in Wallendorf)

 

kunsterfahrener Porzellan Buntmaler, Richter bei den herzoglichen Gerichten zu Wallendorf vornehmer Handelsherr, Besitzer einer Porzellanmalerei, auch Besitzer einer Porzellanfabrik zu Schleiz (seit 1802), hat seinen Sohn Carl Magnus Hutschenreuther im elterlichen Betrieb in Wallendorf ausgebildet.

 

Was die Porzellanfabrik zu Schleiz betrifft, gibt es auch die Information, dass diese 1798 von ihm in Schleiz, Arnsburg gegründet und am 22.09.1805 an den Handelsherren Johann Radefeld aus Probstzella verkauft wurde.

 

Die Ehe mit Johanna Hammann hat es dem Porzellanmaler und Dreher Johann Heinrich Hutschenreuther ermöglicht, sich als Geschirrmaler selbständig zu machen. Die weiße Ware bezieht er aus der Fabrik seines Schwiegervaters Johann Wolfgang Hammann.

 

aus Stieda:

"Ein besonderes Verhältnis bestand seitens der Fabrik zu Johann Heinrich Hutschenreuter, der im Jahre 1794 noch als Dreher nachgewiesen ist und eine Tochter des alten Hammann geheiratet hatte. Er etablierte eine eigene Porzellanmalerei, indem er wie oben erwähnt, von der Fabrik weisses Porzellan übernahm und es auf seine eigene Rechnung dekorierte. Es hat sich ein Kontobuch erhalten, das über die an ihn gemachten Lieferungen in den Jahren 1797-99 Auskunft erteilt. Vorzugsweise empfing er damals weisse und blaue Türkenkoppchen. Im Jahre 1798 beschäftigte er 4 Maler: die Gebrüder Nemmert, Rab und Dittrich."

 

Das Wallendorfer Herrenhaus

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Wallendorfer Porzellan

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