Limbacher Porzellanfiguren und Wallendorfer Porzellanfiguren des 18. Jahrhunderts

               Porzellan - Geschichte(n)

 

Da bin ich wieder für Sie, Ihre Porzellan-Reporterin

 de  K o g e n 's  Sylvia,

mit meinen Geschichten rund um's Porzellan.


Limbacher Porzellan Figuren 18. Jahrhundert

Wallendorfer Porzellan Figuren 18. Jahrhundert

  

Wie aus allen von Stieda untersuchten Büchern und Quellen der Zeit von 1764 bis 1800 eindeutig hervorgeht, wurden Wallendorfer Figuren höchst selten und wenn, nur in geringer Anzahl hergestellt und spielten so gut wie keine Rolle. 

 

Es existiert allerdings ein Verkaufsbuch aus dem Jahre 1770 (Stieda nennt es eine alte Klatte, die schwer zu entziffern ist), welches sich in den Unterlagen der Limbacher Fabrik befunden hat. Dort werden, wie ich es verstanden habe, Porzellane aufgeführt, die von Juli 1767 bis zum 03.08.1771 in Wallendorf gefertigt und verkauft wurden, bis Gotthelf Greiner das Buch übernommen und es geschlossen hat.

 

Wenn es eines von zwei Verkaufsbüchern war, wie es heißt, und dieses mit der Nummer I. das Verkaufsbuch für Figuren, könnte dies heißen, das erstmals im Juli 1767 eine Wallendorfer Figur verkauft wurde. Der Umstand, das Gotthelf Greiner das Verkaufsbuch erhalten hat, könnte bedeuten, dass man sich in Wallendorf zu dieser Zeit ggf. gänzlich der Figurenherstellung entsagt und diese Gotthelf Greiner überlassen hat, so unbedeutend sie eben für Wallendorf war.

 

Dazu muss man wissen, dass Gotthelf Greiner sich um 1770 mit den Hammanns in Wallendorf überworfen hatte und zwei Jahre später in Limbach eine eigene Porzellanfabrik aufgebaut hat. Als Abfindung erhielt er wohl alle Weissware, die sich in Wallendorf befand. Auf diese Weise werden natürlich auch einige in Wallendorf modellierte Figuren nach Limbach gekommen sein, die dort bemalt und von dort aus verkauft worden sind.

 

Folgende Figuren werden nach Stieda in dem Verkaufsbuche genannt:

 

"bunte Figuren", "Welttheile, Planeten, Jarzeiten", "Soldaten und Weltgötter", bunter Husar,

weiße Figuren: Husar, Hirsch, Jagdbauer, Schäfer und Schäferin, Jäger, Ungar, Mousquetier, Grenadier.

 

Ob "Husaren" und "Hercules" Figuren oder Pfeifenverzierungen sind, ist nicht geklärt, ebenso Wachteln, Rebhühner, Eichhörnchen, Eulen. Eine Butterdose in Form einer Kuh, sollte wohl zu den Figuren zählen, ebenso ein "Cupido" auf einem Schreibzeug.

 

Joseph Adam Langer bemalte 1794 drei Figuren, die einen Pfaffen darstellten, Gruppen wie "Kanapé", "Doctor Marmor", "vier Jäger mit Hunden und im Arm Hasen". J. Fr. Greiner malte "1 Gruppe vorstellend Rauch Altar".

 

Dies waren wohl nur vereinzelte gesondert beauftragte Stücke; von einer Figurenfabrikation kann kaum nicht die Rede sein. Bei der Inventarisierung des Porzellans am 16.12.1786 nach dem Tode von Johann Wolfgang Hammann wurden gerade einmal 83 Figuren verschiedener Art und Größe, teilweise auch defekt, gegenüber zigtausenden Stücken an Geschirr verzeichnet.

 

Ich habe die Alt-Wallendorfer Figuren des 18. Jahrhunderts, die in diversen Druckerzeugnissen abgebildet und ausführlich beschrieben sind, danach untersucht, ob diese mit dem blauen W unter der Glasur gemarkt sind. Dabei habe ich festgestellt, dass sehr viele Figuren des 18. Jahrhunderts zwar der Porzellanfabrik Wallendorf zugeordnet, diese jedoch nicht gemarkt sind.

 

Lediglich folgende Figuren sind mit dem blauen W unter der Glasur gemarkt:

- Ländliches Frühstück (9), 1775, TME,

- Der Trinker, 1775, (9), TME,

- Sitzender Gelehrter mit Perücke, Dame Buch reichend, 1780, (9), TME,

- Geiger, 1775-80, (13), Weimar,

- Fagotist, 1775-80, (13), TME,

- Menage Amor als Bogenschütze, 1775-80, (21), Hamburg

 

Hierzu möchte ich zunächst anmerken, dass es unverständlich und unerklärlich scheint, dass die angesehene Porzellanfabrik der Familie Hammann in Wallendorf, welche die Figuren wohl nur als einzelne Prestigeobjekte auf besondere Bestellung fertigte, es unterlassen haben sollte, diese mit ihrer Marke zu versehen.

 

Eher ist daher zu vermuten, das es sich dabei um solche Porzellane handelt, die als Lagerware (weiss unglasiert oder auch bereits glasiert) in den Jahren 1770 bis 1772 als Abfindung mit Gotthelf Greiner nach Limbach gekommen sind und dort weiterverarbeitet, insbesondere bemalt wurden. Auch Formen für einzelne in Wallendorf modellierte Figuren können in sein Eigentum übergegangen sein. Die gesamte in den Jahren 1770-1772 vorhandene Lagerware an Porzellan wurde von Wallendorf nach Limbach gebracht. So hat es wohl mehrere Tausend Stück Porzellan gegeben, das in Wallendorf produziert und in Limbach weiterverarbeitet wurde. Diesem Umstand hat man bei der Bewertung der Figuren aus dieser Zeit aus meiner Sicht ggf. nicht den gebührenden Stellenwert eingeräumt. Eine Zuordnung dieser Porzellane ist daher natürlich äußert schwierig, obwohl es einige Kriterien der Zuordnung gibt. Eines der Hauptkriterien ist natürlich die Bodenmarke.

 

Ich würde daher vorerst die Hypothese aufstellen, dass solche Porzellane, die nicht gemarkt oder in Purpur über der Glasur gemarkt sind, zumindest der Bemalung durch die Fabrik in Limbach zuzuordnen sind. Dies war die typische Farbe, in der die polycromen Limbacher Porzellane gemarkt wurden; diese Farbe wurde mit Sicherheit in Wallendorf für Bodenmarken oder Malersignaturen nicht verwendet.  Es könnte auch sein, dass Gotthelf Greiner jene Figuren, die er auf Formen, die in Wallendorf modelliert waren, später ausgefertigt hat, genau aus diesem Grunde nicht mit seiner Bodenmarke versah; er war ein sehr genauer Geschäftsmann.

 

Dies vorausgeschickt, möchte ich nun zu einem Porzellanstück kommen, das wohl im Belvedere in Weimar ausgestellt ist und Ausgangspunkt meiner Untersuchungen war. Es handelt sich um die Figur des Alchemisten, die der Wallendorfer Porzellanfabrik zugeordnet wurde. Sie ist insofern von besonderem Interesse für mich, als diese das Malersignum des Johann Heinrich Haag und die Jahreszahl 1792 trägt und zwar in Purpur über der Glasur... Aufgrund dieser Einordnung wurden auch noch drei weitere gleichartige Figuren, die des Geografen, des Astronomen, des Bildhauers und des Malers der Wallendorfer Fabrik zugeordnet.

 

Wie Sie vielleicht wissen, habe ich die Genealogie des Johann Jacob Heinrich Haag erforscht und die Ergebnisse auf meine Haag-Seite eingestellt. Daraus ist zweifelsfrei zu entnehmen, dass das Leben und Wirken von Johann Jacob Heinrich Haag im Orte Lichte/Wallendorf erst im Jahre 1797 begonnen hat.

 

Auch die Ausführungen von Wilhelm Stieda in seinem Buch "Die Anfänge der Porzellanfabrikation auf dem Thüringerwalde..." belegen eindeutig, dass dieser tüchtige Porzellanbuntmaler erst ab dem Jahre 1797 in der Wallendorfer Fabrik tätig wurde. Von dieser Zeit an war er einer der drei besten, wenn nicht sogar der beste Buntmaler der Wallendorfer Fabrik. Es gibt ausführliche Unterlagen über die von ihm geleistete Arbeit.

 

Ein Porzellanstück, das im Jahre 1792 von ihm bemalt und signiert wurde, kann daher nicht in der Fabrik in Wallendorf gefertigt und bemalt worden sein.

 

Da Wilhelm Stieda auch die Porzellanfabrik des Gotthelf Greiner in Limbach untersucht hat, war bereits bei Stieda festzustellen, das Johann Heinrich Haag (gebürtig in Regensburg,  aus Nürnberg kommend) im Jahre 1790 in Limbach in der dortigen Porzellanfabrik des Gotthelf Greiner tätig war. Die Liste der Beschäftigten der Limbacher Fabrik wurde von Pfarrer Langguth in Steinheid anhand der Tauf- und Traubücher zusammengestellt. Es sind daher nur diejenigen Beschäftigten angegeben, die in den betreffenden Jahren im Ort geheiratet oder Kinder bekommen und in den Büchern ihren Beruf nach Maßgabe der Vorschriften angegeben haben.

 

Meine genealogischen Forschungen haben nach Einsicht in Tauf- und Traubücher zusammenfassend ergeben, dass Jacob Heinrich Haag bei seiner Heirat 1790 in Limbach in der Porzellanfabrik zu Limbach tätig war. Er wird als kunsterfahrener Buntmahler bezeichnet. Als Anfang 1791 sein 1. Sohn geboren wurde, wird er als Porzellanbuntmahler bezeichnet und der Sohn von Gotthelf Greiner, Jacob Florentinus Greiner, gehört zu den Paten. Als 1793 seine 1. Tochter in Limbach zur Welt kam, hat er wohl bereits in Alsbach gearbeitet. Dort muss eine Glashütte gewesen sein, denn als Pate erschien der älteste Sohn des Glasmeisters in Alsbach. Ausführliche Informationen erhalten Sie auf meiner Seite zur Familie Haag.

 

Ein weiterer Hinweis ist das der Malersignatur hinzugefügte  "fec." (lat.: fecit: gemacht, gefertigt), welches sich noch einmal bei einem anderen Limbacher Stück, einer Porzellanplatte, wiederholt, die von Heinrich Elias Dressel bemalt wurde. Dieser Zusatz scheint dort "üblich" gewesen zu sein.

 

So könnte aus dem Gesagten aus meiner Sicht geschlussfolgert werden, das die oben benannte Figur des Alchemisten sowie die des Geografen, des Astronomen, des Bildhauers und des Malers, sofern diese ebenfalls im Jahre 1792 durch Johann Jacob Heinrich Haag bemalt wurden, nicht in der Fabrik in Wallendorf sondern in der Fabrik in Limbach gefertigt wurden.

 

Aus dem Umstand heraus, dass diese Figuren auch zwanzig Jahre nach der Gründung der Limbacher Fabrik nicht gemarkt wurden, könnte man vermuten, dass sie ggf. noch nach alten Formen aus Wallendorf gefertigt wurden. 

 

Was das Ausscheiden von Gotthelf Greiner aus der Porzellanfabrik der Familie Hamman in Wallendorf betrifft, gibt es doch noch eine versöhnliche Fügung der Geschichte:

 

Gotthelf Greiner und Johann Wolfgang Hamman wurde eine gemeinsame Urenkeltochter zuteil; auch wenn sie beide deren Geburt nicht mehr erlebt haben.

 

Und diese Urenkelin ist, nun halten Sie sich fest, unsere Maria Bianka Hammann (siehe meine Seite Hammann & Co. am Ende).