Wallendorfer Porzellan - Porzellan Mal Farben

               Porzellan - Geschichte(n)

 

Da bin ich wieder für Sie, Ihre Porzellan-Reporterin

 de  K o g e n 's  Sylvia,

mit meinen Geschichten rund um's Porzellan.


Wallendorfer Porzellan - Glanzgold

Porzellan Mal Farben und ihre Hersteller

Glanzgold - Es ist nicht alles Gold, was glänzt

 

"Und tatsächlich, allein vom rein Handwerklichen her stellt die Porzellanmalerei außerordentliche Anforderungen und setzt langjährige Erfahrung und Einfühlungsvermögen voraus. Nur die besten, meist aus Paris bezogenen Farben (Metalloxide) wurden benutzt. Sie mußten, obwohl sie sehr fein waren, noch mehrere Stunden mittels eines Glasreibers, einer Art Stempel, auf einer Glasplatte gerieben werden. Das war die Beschäftigung des Abends. Die Farben wurden dann mit Nelkenöl, mit Terpentin edelster Art sowie mit Dicköl angesetzt und "standen" selbst in der Sonne. Wichtig war auch ein hochwertiges Pinselmaterial, und Voraussetzung für das Gelingen waren natürlich einwandfreie Porzellanplatten. Die mittleren und größeren Formate, das wurde schon gesagt, bezog man in Lichte meist von der "Königlichen" in Berlin, die kleineren wurden am Ort selbst hergestellt. Über die notwendigen zeichnerischen Fähigkeiten beim Anlegen des Sujets mußten die einem mehrfachen Muffelbrand unterworfenen Platten in den sich verändernden Pigmenten sicher und erfahren vorgetragen und, wenn erforderlich, korrigiert, d.h. lasierend übermalt und neuerlich gebrannt werden. Eine besondere Schwierigkeit aber besteht eben darin, daß den Porzellanplattenmalern nur eine begrenzte Palette von Scharffeuerfarben zur Verfügung steht und daß die Farben zudem bei unterschiedlichen Temperaturen gebrannt werden müssen. Das bestimmt auch, in der Abfolge, den Vortrag der einzelnen Pigmente. Die fertigen und gelungenen Platten aber bestechen durch die Intensität und die Leuchtkraft der Farben, durch den Schmelz und die Wärme der differenzierten Töne. Das Zustandekommen der feinen Zwischenwerte, etwa beim Inkarmat, ist besonders hoch zu bewerten. Mitunter zersprang auch die Platte oder die Farbe verdampfte in der Schmelze; dann war der Kummer nach aller Mühe groß...."

aus dem Aufsatz von Helmut Scherf: Porzellanplattenmalerei aus dem Lichtetal, Leistung und pflege einer überlokal bedeutsamen Tradition.

  

 

Die vorstehenden Tütchen mit Porzellan-Malfarben habe ich im Nachlass meines Großvaters und Vaters entdeckt und möchte die Information, welche Farben welcher Hersteller von den Porzellinern von Lichte und Wallendorf verwendet wurden, der Nachwelt weitergeben.

 

- Carl Rudy, Schmelzfarbenfabrik Nürnberg - S. : 20 g

 

- Franz Schröder & Co., ehem. techn. Fabrik, Karlsbad Bahnhof Böhmen, gegr. 1880: 10 g Saturnrot A

 

 

-  Dr. Möckel Schmelzfarbenfabrik Zwickau Sa.: 10 g dunkelblau 2519a

 

 

- W.C. Heraeus GmbH, Keramische Abteilung Hanau (Main): 10 g Blau A 1242

 

Die Firma Heraeus in Hanau hat dank ihres Mitarbeiters Richard Kuch im Jahre 1896 die technischen Voraussetzungen geschaffen, Glanzgold in großem Maßstab herzustellen. Wie Sie oben sehen können, hat sich auch von dieser Firma ein Fabentütchen für die Nachwelt erhalten. Die Firmengeschichte dieser Firma ist im Internet bestens dargestellt, so dass sich hier weitere Ausführungen erübrigen.

 

Aber es hat noch eine, bei wikipedia noch nicht benannte Firma gegeben, die bereits 1857 das so beliebte 

Glanzgold

 

erfunden, hergestellt und auch über die Grenzen Deutschlands hinaus verkauft hat...

 

Die Firma Bergeat & Siemroth in Passau

 

Ein Briefumschlag aus dem Jahre 1880 - gerade (08.08.2023) entdeckt -  verweist auf die Geschäftsbeziehung der Firma Gebrüder Heubach in Lichte mit der Firma Bergeat & Siemroth in offener Gesellschaft in Passau. Diese Firma wurde, wie aus den Internet verlautbart,  wie Sie nachfolgend sehen können, am 8. Januar 1863 gegründet. Es handelte es sich um ein Porzellanfarben-Geschäft in Passau, deren Inhaber Christoph Bergeat und Hugo Siemroth waren.

 

Bereits im Jahre 1857 wirkten Christoph Bergeat und Hugo Siemroth als Firma (chemisches Laboratorium). "Bergeat dahir fabricierte Goldlösung hat unter der Firma Bergeat & Siemroth eine sehr große Verbreitung nicht nur in Deutschland sondern in vielen außerdeutschen Ländern gefunden. Diese Goldlösung unter dem Namen "Glanzgold" in den Handel gebracht, dient der Vergoldung von Porcellanen, Steingut und Glas. Sie besitzt verschiedene Vorzüge vor der bisher bekannten Vergoldung hauptsächlich dadurch, daß die damit decorierten Gegenstände glänzend aus dem Feuer kommen, und deshalb wie bei der früheren Methode einer Politur nicht bedürfen ."

 

In dem Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie Band 12, aus dem Jahre 1866 heißt es in einer Anmerkung: "Ein vortreffliches Glanzgoldpräparat, dessen man sich in vielen Porcellanfabriken bedient, ist von Herrn Bergeat, Professor in Passau an der Donau, zu beziehen."

 

Das chemische Laboratorium für Glanzgold bestand noch im Jahre 1874.

 

Und so könnte es ja sein, dass die Firma Gebrüder Heubach in Lichte von dieser Firma in den 1870/1880er Jahren ihr Glanzgold bezogen hat.

 

Ihre Entdeckerin de Dietrich