Porzellanmalerei Haag - Lichte

Die Haag 'sche Porzellanfabrik in Lichte

               Porzellan - Geschichte(n)

 

Da bin ich wieder für Sie, Ihre Porzellan-Reporterin

 de  K o g e n 's  Sylvia,

mit meinen Geschichten rund um's Porzellan.


Haag 'sche Porzellanfabrik in Lichte

Die Haag's Fabrik

 

Liebe Leser,

 

es hat sie tatsächlich gegeben - die Haag'sche Porzellanfabrik in Lichte.

 

Es war Emil Haag, Sohn des Carl Haag und Enkelsohn des Jakob Heinrich Haag, der diese Porzellanfabrik im Jahre 1882 in Lichte gegründet hat.

 

Nachdem ich, auf der Suche nach ganz anderen Dingen, in den letzten Tagen erfahren habe, dass sich in den Archivakten in Rudolstadt der Antrag des Emil Haag auf Neubau einer Porzellanfabrik aus dem Jahre 1882 befindet, konnte kein Zweifel mehr bestehen. Es gab nicht nur die altehrwürdige Malerei Carl Haag's Söhne, sondern auch eine Haag'sche Porzellanfabrik, nämlich die des Emil Haag in Ascherbach in Lichte bei Wallendorf,

die Haag's Fabrik.

 

Bereits im Jahre 1864 hatte Emil Haag die Baugenehmigung für ein stattliches Wohnhaus eingeholt, das er auf einem Bauplatz errichten wollte, der bereits in seinem Eigentum stand. Wo dieses Wohnhaus errichtet wurde, habe ich noch nicht herausgefunden. Diesem Rätsel bin ich nun schon viele Jahre auf der Spur.  Mein Elternhaus ist es, wie ich hoffte, jedenfalls nach den vorliegenden Bauplänen nicht. Es war ja auch die jüngste Töchter des Traugott Haag, Bruder des Emil Haag, die um 1900 dort noch Eigentümerin war. Bei den vielen Kindern, die die Familien damals zählten, hat sicher jede Familie ein eigenes Haus gebraucht.

 

In den Jahren zwischen der Errichtung des Wohnhauses und der Porzellanfabrik war Emil Haag auch nicht untätig, er stellte den Bauantrag für den Bau einer Holzremise (1871), eines Backofens im Mahlmühlengebäude zu Ascherbach (1877) und beantragte die Versetzung einer Wand zum Mahlraum (1880).

 

Daraus geht jetzt natürlich auch zweifelsfrei hervor, dass im Eigentum der Familie Haag eine Mahlmühle im Ascherbach stand (Grundriss anbei).

 

Dies bedeutet aber auch, dass dieser Standort bis 1880 nicht der Standort der Malerei Carl Haags Söhne war und es nährt sich die Hoffnung, dass diese in meinem Elternhaus betrieben wurde. Und zwar in der mittleren, vom Hof aus zugänglichen Etage, die keine

typischen Wohnungen beherberte.

 

 

 

Und nun halten Sie sich fest, liebe Leser. die Porzellanfabrik des Emil Haag in Lichte bei Wallendorf war ein An- und Umbau an der bestehenden Mühle im Ascherbach (Haus im Vordergrund).

 

  

Und da können Sie sie nun sehen:

 

die Porzellanfabrik des Emil Haag,

 

ein wirklich imposanter Bau für seine Zeit.

 

 

Aus dem Adressbuch der Keramischen Industrie von 1883, aus welchem mir von einem Leser  dankenswerter Weise ein Auszug zugegangen ist,  geht hervor , dass im Jahre 1883 die seit 1882 in dieser Form bestehende Porzellanfabrik Emil Haag in Lichte  mit eigener Malerei, in der 50 Arbeiter beschäftigt waren,  bestanden hat und Emil Haag der Inhaber war.

 

So hat Emil Haag also nicht nur die Malerei Carl Haag's Söhne fortgeführt, wie ich bislang glaubte, sondern sogar eine Haag''sche Porzellanfabrik in Lichte unter seinem Namen gegründet.

 

Zu den Fabrikaten der Haag''schen Porzellanfabrik in Lichte zählten 1883:

 

Figuren, insbesondere Biscuit-Figuren, Vasen, Thiere, Leuchter, Kinderservices usw.

 

Die Fabrik hatte Niederlassungen in Berlin , Hamburg und Paris und war auch zur Messe in Leipzig vertreten.

 

 

1885: Zeitschrift für bildende Kunst:

 

Der Fabrikant Emil Haag in Lichte (Thüringen) hat ein Verfahren erfunden, Porzellan mit Wollstaub zu verzieren.

 

Es ist tatsächlich einem ebayer gelungen, die diesbezügliche Patentschrift ausfindig zu machen.

 

Was ist mit der Haag 'schen Porzellanfabrik des Emil Haag geschehen??

 

Bereits im Jahre 1884, das heißt, bereits zwei Jahre nach deren Gründung, scheint diese an die Porzellanfabrik Heubach verkauft worden zu sein, denn er heißt:

 

"Eine wesentliche Vergrößerung erfährt der Betrieb (der Heubachschen Porzellanfabrik) durch den Erwerb der "Haags Fabrik" im Jahre 1884..."

 

Bisher war ich zurückhaltend, denn das Manuskript des Albert Brödel, aus dem der Sohn Wolfgang Brödel 50 Jahre nach dem Tode seines Vaters diesen Satz formte, enthält lediglich die Worte 1883/1884: Haags Fabrik, aber doch in Verbindung mit anderen Erweiterungen und Modernisierungen. Immerhin war es bisher eine Hoffnung ohne zu wissen, ob es sie tatsächlich gegeben hat, die "Haags Fabrik". 

 

Aber nun wissen wir es , es hat sie tatsächlich gegeben - die Haag 'sche Fabrik in Lichte. 

 

 

Vorstehend noch eine Fundstelle aus der hervorgeht, dass der Fabrikant Emil Haag aus Lichte und Therese Deible 1864 eine Offene Handelsgesellschaft unter der Firma "Deible & Haag" mit Sitz in München gegründet haben. 

 

Ausgewandert ist Emil Haag jedenfalls nicht, die Auswanderungen können online eingesehen werden und das habe ich für Sie getan. Nur eine Person aus der Familie Haag ist ausgewandert und das ist die ledige Ottilie Christiane Haag aus Neuhaus und zwar im Jahre 1860..Dafür sind eine ganze Reihe Mitglieder der Familie Heubach ausgewandert.

 

Nun, das waren die Neuigkeiten, die ich Ihnen berichten konnte und ich hoffe, Sie sind genauso glücklich, wie ich es bin...

 

Ihre Porzelline de Dietrich

 

Balduin Haag News

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Das Leben des Porzellan Modelleurs Balduin Haag in neuem Lichte in Ascherbach und Plaue

 

Liebe Leser,

 

über unseren Balduin Haag, 1. Sohn des Friedrich Haag aus der Porzellinerfamilie des Johann Jakob Heinrich Haag in Lichte konnte ich im Jahre 2017 dank der Unterlagen des Johannes Zürner aus Hohenberg an der Eger einen ausführlichen Blog gestalten.

 

Lieber Hannes, es gibt neue Nachrichten über den Vorfahren Deiner Frau und Deiner Sohnes Michael:

 

Schon damals habe ich mich gewundert, wieso die Kinder des Balduin Haag in Plaue in Thüringen geboren wurden, wo er doch in Hohenberg an der Eger bei der Firma Hutschenreuther gearbeitet haben soll, wie es ihm bescheinigt wurde, habe mich jedoch nicht gewagt, meine Vermutung öffentlich zu machen...

 

 

Was ist geschehen??

 

Ein neuer Fund auf der Suche nach etwas Anderen:

 

Der Bauantrag des Balduin Haag für ein Haus auf einem von der Gemeinde noch neu zu erwerbenden Grundstück in Lichte bei Wallendorf im Ascherbach aus dem Jahre 1858 hat sich angefunden. Der Hausbau wurde mit Schreiben vom 14. Mai 1858 vorbehaltlos genehmigt.

 

Dieses Grundstück hat nach meiner Recherche gemäß dem beigefügten Situationsplan heute die Anschrift Waschdorfstraße 18.

 

 

Dies bedeutet aus meiner Sicht Folgendes:

 

Balduin Haag hatte tatsächlich vor, sich in Lichte, seinem Heimatort niederzulassen. Geheiratet hat er 1857 in Hohenberg an der Eger, da seine Frau von dort stammte. Und sicher hatte er im Jahre 1857/Anfang 1858 auch seine Tätigkeit bei der Firma Hutschenreuther in Hohenberg bereits aufgegeben. Für eine Arbeitsaufnahme in der Porzellanmalerei der Familie Haag in Lichte im Ascherbach, wo er sich niederlassen wollte, hätte er kein Zeugnis gebraucht.

 

Aber es muss etwas dazwischen gekommen sein. Deshalb hatte er Lorenz Hutschenreuther im Juni 1858 nachträglich gebeten, ein Zeugnis über seine vormalige Tätigkeit in der Porzellanfabrik Hutschenreuther auszustellen. Dies wurde ihm am 28. Juni 1858 bekanntlich von Lorenz Hutschenreuther ausgestellt und dort heißt es deutlich, dass er dort beschäftigt "war".

 

 

Dieses Zeugnis hat er mit Sicherheit dafür gebraucht, sich an der Schierholzschen Porzellanfabrik in Plaue in Thüringen zu bewerben. Denn dort in Plaue sind dann von November 1858 bis 1962/63 seine Kinder Agatha Haag, Bianka Haag, Mathilde Haag und wohl auch Margaretha Haag geboren.

 

In der dortigen Porzellanfabrik könnte er die für diese Porzellanfabrik berühmten Lithophanien (Lichtbilder) hergestellt haben, wie er es in der Porzellanfabrik bei Lorenz Hutschenreuther auch getan hatte.

 

st 

Im Hause Haag-Zeitler-Zürner haben sich noch mindestens 10 weitere Lithophanien-Platten angefunden, vorstehend eine davon.

 

Die dann folgende erste Lampe stammt von C.M Hutschenreuther, die zweite Lampe  von Schierholz Plaue. Die nachfolge kleine Lithophanienplatte aus der Porzellanfabrik Schierholz Plaue  habe ich selbst einmal erworben.

 

 

Erst im Jahre 1868, d.h. zehn Jahre später, beantragte Balduin Haag seine Entlassung aus dem Fürstentum Schwarzburg/Rudolstadt und erhielt das Heimatrecht für Hohenberg an der Eger, was bedeutet, dass er zu diesem Zeitpunkt seine Tätigkeit in Plaue aufgegeben und beschlossen hatte, sich in Hohenberg an der Eger niederzulassen. 

 

 

Und an dieser Stelle geht es wieder mit der bisher bekannten?? Geschichte des Balduin Haag in Hohenberg an der Eger weiter.

 

Hat er das für Lichte im Ascherbach geplante Haus nach den Plänen des Zimmerermeisters Johann Nicol Kirchner aus Rohrbach, für das ja bereits eine Baugenehmigung vorlag, in an die Lage in Hohenberg an der Eger angepasster Form dort erbauen lassen?

 

Darüber kannst wohl nur Du, lieber Hannes, der Du noch in diesem Haus lebst, was ich hoffe und wünsche, urteilen, schaue Dir die Pläne an, was sagst Du?

 

 

Und hat Balduin Haag nach seiner Rückkehr 1868 eigentlich seine Tätigkeit als Modelleur in der Porzellanfabrik von C.M. Hutschenreuther wieder aufgenommen, oder hat er vielleicht ausschließlich sein Fotogeschäft und den Fotoverlag in Hohenberg an der Eger betrieben? Lesen Sie nachfolgend weiter...jetzt in 2024 habe ich auch dafür eine Antwort gefunden.

 

Nachfolgend Nachweise für das von ihm betriebene Foto-Atelier und den Verlag.

In der Mitte eine ganze besondere Porzellanplatte mit Signatur: Balduin Haag gemalt von Oskar Dietrich aus Lichte ohne Bodenmarke von Hutschenreuther, so dass ich einmal davon ausgehe, dass diese Porzellanplatte in der Malerei Haag in Lichte gefertigt wurde. 

 

Heute, am 19.05.2024, stelle ich noch folgende neuen Informationen ein:

 

Am 21.04.1866 kommt in Hohenberg Balduin Haags Sohn Carl Hermann Friedrich Haag, sein 6. Kind und 2. Sohn zur Welt. Die Familie war also wieder zurück in Hohenberg an der Eger. Als Balduins Wirkungsorte als Modelleur werden allerdings Selb, Rehau und Hohenberg genannt. Als Pate zugegen war der Modelleur Karl Haag aus Lichte. Die Verbindung zu den Haags in Lichte hat demnach noch bestanden.

 

Am 03.12.1867 wird die Tochter Hedwig Christiana Emilie Wilhelmine Elise Haag geboren. Balduin Haag ist Modelleur in Hohenberg und wohnt im Haus Nr. 1. Als Patin ist Hedwig Haag aus Lichte gekommen. Auch die Fabrikbesitzerstochter Emilie Hutschenreuther war zugegen, ebenso Wilhelm Haag und Fritz Dornkäfer als Buntmaler der hießigen (Hohenbergschen) Porzellanfabrik waren Paten.

 

Am 20.06.1869 erblickte Hugo Haag das Licht der Welt. Vater Balduin Haag ist Modelleur in Hohenberg, die Familie wohnt in Haus Nr. 96. Paten waren Ferdinand Haag aus Lichte und Georg Günther aus Wallendorf.

 

Als Kinder des Hugo Haag, jüngster Sohn des Balduin Haag, und seiner Frau Anna geb. Neuberger werden geboren:

14.06.1895: Mathilde Haag, Hugo ist Maler in Hohenberg, .. und Rehau.

14.12.1896: Jakob Haag, Hugo ist Porzellanmaler in Hohenberg, Selb und Rehau.

16.07.1898: Emma Haag, Hugo ist Graveur in der Fabrik.

13.10.1906: Heinrich Haag, Hugo ist Graveur in der Fabrik. Das Wohnhaus der Familie ist die Nr. 96. Als Pate wird Heinrich Haag, Modelleur in Selb benannt.

 

Balduin Haag

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Haag-Hype oder Hommage für den Modelleur und Fotografen Balduin Haag

 

Die Einen nennen es amüsiert oder auch in liebevoller Art "Haag-Hype" und wundern sich, selbst noch nicht auf diese Idee gekommen, warum den Anderen auf einmal nichts wichtiger im Leben erscheint, als sich auf die Suche nach den Spuren ihrer Väter zu begeben.

 

Doch irgendwann wird jeder in seinem Leben einmal an diesem Punkt ankommen, wo er mehr über sein Vorfahren wissen möchte. Sei es um herauszufinden, wer er ist oder wer er nicht geworden ist im Leben, warum er an seinem Geburtsort hängengeblieben ist oder es ihn woandershin verschlagen hat. Oder einfach nur, weil ihm die Zeugnisse der Geschichte auf wundersame Weise zu einem Zeitpunkt in die Hände gelangt sind, zu dem er sie nicht mehr weglegen konnte.

 

So haben sich zwei Menschen getrennt voneinander auf die Suche nach den Spuren der Familie des Johann Jakob Heinrich Haag in Lichte und der Familie seines Enkelsohnes, Balduin Haag in Hohenberg an der Eger gemacht.

 

Er, ein Nachfahre des Balduin Haag, Michael Zürner aus Hohenberg an der Eger, Sohn der Gerda Zeitler-Zürner, diese Tochter des Adolf Zeitler, dieser Sohn der Mathilde Zeitler geb. Haag, diese Tochter des Hugo Haag, jüngster Sohn des Balduin Haag.

 

Als Kinder des Hugo Haag, jüngster Sohn des Balduin Haag, und seiner Frau Anna geb. Neuberger werden geboren:

14.06.1895: Mathilde Haag, Hugo ist Maler in Hohenberg, .. und Rehau.

14.12.1896: Jakob Haag, Hugo ist Porzellanmaler in Hohenberg, Selb und Rehau.

16.07.1898: Emma Haag, Hugo ist Graveur in der Fabrik.

13.10.1906: Heinrich Haag, Hugo ist Graveur in der Fabrik. Das Wohnhaus der Familie ist die Nr. 96. Als Pate wird Heinrich Haag, Modelleur in Selb benannt.

 

Und Sie, Erben- und Porzellanforscherin, Tochter der Porzellinerfamilie Koge in dem Orte Lichte/Wallendorf in Thüringen, in dem die Porzellinerfamilie des Johann Jakob Heinrich Haag ihren Ursprung hatte.

 

Friedrich Haag, einer der Stammhalter des Johann Jakob Heinrich Haag war  Porzellanmaler und Fotograf, wurde bei der Trauung seines 1. Sohnes im Jahre 1857 auch "Fritz" genannt. Und dieser 1. Sohn war niemand Anderes als

Balduin Haag,

der in Hohenberg an der Eger als Modelleur und Fotograf bekannt wurde. Dort hat er im August 1857 Margarete Marie Wagner, die Tochter des Porzellandrehers Georg Wagner, geheiratet.

 

Und noch etwas hatte sie dank Internet in Erfahrung gebracht. Es existierte ein Schriftstück aus dem Jahre 1855, das in einem Hohenberger Privathaus gefunden wurde, der Arbeitsvertrag zwischen dem Modelleur Balduin Haag und der Porzellanfabrik C.M. Hutschenreuther in Hohenberg an der Eger, den sie in ihre Webseite aufnahm und der ihr Schicksal bestimmen sollte. Sie erfuhr auch, dass Balduin Haag bei C.M.  Hutschenreuther die früher sehr beliebten Lithophanien (Lichtbilder) aus Porzellan fertigte und dass er darüber hinaus der erste Fotograf der Gegend war. Seine Kamera transportierte er wegen der Schwere auf einem mit zwei Ziegen bespannten Wagen, wie es hieß.

 

Contract

 

Zwischen der Porzellanfabrik C. M. Hutschenreuther hier und dem Modelleur und Maler Herrn Balduin Haag aus Lichte in Schwarzburg-Rudolstadt kam heute nachstehender Contrakt zu Stande.

  1. die benannte Porzellanfabrik engagiert genannten Herrn Haag als Modelleur für Lichtbilder zu dem monatlichen Salaire von Vierzig Gulden,
  2. die stipulierte Summe von f 40.— soll, wenn sich die Anstalt mit seinem Fleiß und Leistungen zufrieden gestellt sieht, erhöht werden, darüber behält sich jedoch die Fabrik ihre eigenen Bestimmungen ausdrücklich vor,
  3. die Zeit, in welcher sich Herr Haag für die Fabrik zu beschäftigen hat, ist in den Wintermonaten von Morgens bis Abends, so lange man sehen kann; in jenen Monaten aber, wo die Tage sich verlängern, von Morgens sechs Uhr bis Abends sieben Uhr, mit einer Mittagszeit von einer Stunde festgesetzt,
  4. Herr Haag verpflichtet sich auf sein Gewissen und Ehrenwort, keinen Missbrauch von den angefertigten Modellen, sei es mit wem es wolle, ob es der Fabrik zum Nachteil gereiche oder nicht, treiben oder verüben zu wollen und begibt sich genannter Herr Haag für einen jeden solchen Fall, wenn er ihm nachgewiesen werden kann, nicht nur in eine Conventionalstrafe von Fünfzig Gulden, sondern es soll der Fabrik noch außerdem freistehen, gerichtliche Verfolgungen gegen ihn anzustellen,
  5. die Kündigung dieses Contrakts soll zwei volle Monate vorher geschehen und hört nach Verlauf dieser Frist erst die Verbindlichkeit gegenseitig auf. Damit soll aber nicht gesagt sein, dass, sollten später sich noch Veruntreuungen des Herrn Haag herausstellen, solche nicht noch eben erwähnte Strafe und Verfolgungen nach sich ziehen können. — Vorstehender Vertrag wurde wohl überlegt und ohne Zwang und Überredung ausgefertigt und beiden Theilen je ein Exemplar zum Gebrauch überlassen und dasselbe laut Unterschrift bestätigt.
Hohenberg, den 5 Januar 1855. ppa. C. M. Hutschenreuther / Eichel, Balduin Haag
(Anmerkung: Sollte das Einspielen dieses Dokuments in Original und Übersetzung nicht erlaubt sein, wird es nach Aufforderung sofort herausgenommen, die Familie Zürner hat jedenfalls aktuell Erlaubnis erteilt)

 

An dieser Stelle endete die Geschichte auf ihrer Webseite "lichteramporzellanhimmel" und an dieser Stelle begann seine Geschichte auf seiner Webseite www.mizter-photo.com, die sie durch Zufall entdeckte. Aber zu weit lagen die Interessen auseinander, er, selbst Hobby-Fotograf, der sich für die Fotografie des Balduin Haag und dessen Kamera begeisterte und sie, die die Erbfolge ergründen wollte und begeistert war, das sie tatsächlich einen der Haags, den Balduin Haag, zu Gesicht bekam und seinen mit Ziegen bespannten Wagen. Wer ihn auch sehen möchte, schaue bitte auf die genannte Webseite des Michael Zürner. 

 

 

 

 

Auch eine von ihr am Heimatort zu Ostern 2016 gefundene Aufnahme der Familie des Balduin Haag aus dem Jahre 1866, aufgenommen in Hohenberg, sicher von dem Vater Friedrich Haag aus Lichte gefertigt, konnte ihn nicht aus der Reserve locken.

 

Da musste das Schicksal erst noch den Vater des Michael in die Waagschale des Lebens werfen, um die Verbindung zwischen Ost und West, Nord und Süd zu knüpfen. Ein Gleichaltriger, auch einer von "zwischen den Zeiten", ein liebevoller Balduin-Hype-Vertreter, Johannes Zürner. Dank seiner Unterstützung und mit Zustimmung seines Sohnes Michael geht es mit der Erforschung der Familie Haag nun auf ihrer/meiner Webseite weiter.

 

Da wären erst einmal die Namen der Kinder von Balduin Haag, die auf dem Foto zu sehen sind: Heinrich Haag, Agatha Haag, Bianka Haag, Mathilde Haag, Margaretha Haag und Friedrich Haag sowie die später geborenen Kinder Elise Haag und Hugo Haag. Alle haben mit ihren Geburtsdaten in meinen Stammbaum des Johannn Jakob Heinrich Haag Aufnahme gefunden. Nachfolgend sind deren Geburtsdaten und die bei der Geburt anwesenden Paten, bei denen auch Mitglieder der Familie Haag auftauchen, von der Familie Zeitler-Zürner überliefert, aufgeführt.

 

Wie aus dem nachfolgenden Heimatschein hervorgeht, bekam die Familie des Balduin Haag erst im Jahre 1868 das Heimatrecht für Hohenberg als bereits sechs der Kinder geboren waren. Im Jahre 1866 kam noch der Sohn Fritz Haag in Hohenberg zur Welt, wozu als Pate Carl Haag aus Lichte angereist war. 1867 wurde Elise Haag geboren. Als jüngster Sohn des Balduin kam am 20.06.1869 Hugo Haag zur Welt. Zu dieser Geburt war der Pate Ferdinand Haag aus Lichte gekommen. Über Hugo Haag gibt es in meinem neuen Blog weitere Informationen.

 

Balduin Haag war, wie ich Ihnen bereits berichtet habe, neben seiner Tätigkeit als Modelleur in der Porzellanfabrik von C.M. Hutschenreuther auch einer der bekanntesten Hobby-Fotografen seiner Zeit und an seinem Orte Hohenberg an der Eger. Und wie wir den nachfolgenden Fotos entnehmen können, die neuerlich aufgetaucht sind, hat er auch musiziert und ist zur Jagd gegangen.

 

Nachfolgend Nachweise für das von ihm betriebene Foto-Atelier und den Verlag.

In der Mitte eine ganze besondere Porzellanplatte mit Signatur: Balduin Haag gemalt von Oskar Dietrich aus Lichte ohne Bodenmarke von Hutschenreuther, so dass ich einmal davon ausgehe, dass diese Porzellanplatte in der Malerei Haag in Lichte gefertigt wurde. 

 

Wie Sie auf der Webseite www.mizter-photo.com erfahren konnten, ist es ihm, dem Nachfahren von Balduin Haag, dem Hobby-Fotografen Michael Zürner gelungen, die alte Kamera von Balduin Haag wieder in Gang zu bekommen. Alles funktioniert, sowohl die Kamera, als auch die Technik, die alten Glasplatten von Balduin Haag, die im Hause Haag-Zeitler-Zürner die neue Zeit überdauert haben, zu beschichten. Einen kleinen Einblick davon erhalten Sie ja schon auf der vorgenannten Website.

 

Die Bemühungen um die Bewahrung und Aufarbeitung des fotografischen Nachlasses von Balduin Haag gipfelt nun in einer Ausstellung, die ich Ihnen heute ankündigen darf, nachdem ich selbst auf wundersame Weise gerade erst, aber noch rechtzeitig davon erfahren habe.

 

Die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Hohenberger Stadtarchiv organisiert wurde, wurde am 30.6.2017 um 17,00  Uhr im Vortragssaal des Ärztehauses in Hohenberg an der Eger eröffnet. Zu sehen sind Aufnahmen, die von Balduin Haag selbst gemacht wurden; es handelt sich sowohl um Originale Glasplattennegative aus dem Bestand von Michael Zürner, die vom Archiv digitalisiert wurden, als auch um Aufnahmen, die im Archiv bereits als Positive vorlagen. Am Tag der Eröffnung, zu der ich auch zugegen war, gab Michael Zürner mit seinem Vortrag eine kurze Einführung und stand im Anschluss auch für ein persönliches Gespräch zur Verfügung stehen. Nun bleibt mir nur noch, den Organisatoren für diese Ausstellung meinen Dank zusagen und allen Besuchern viel Freude und anregende und bleibende Eindrücke zu wünschen. 

 

Nachfolgend noch das Haus des Balduin Haag in Hohenberg an der Eger gestern und heute und heute mit der Technik von gestern.

Balduin Haag hatte einen Bruder namens Albinus Haag, er war auch Pate bei der Geburt seines ersten Sohnes Heinrich. Sowohl der Vater von Balduin Haag, Friedrich Haag, als auch der Bruder von Balduin Haag, Markus Haag, wurden als Fotografen in den Büchern bezeichnet, da liegt es ja nahe, dass der Sohn Albinus Haag auch Fotograf war, eine Porzellanmalers -Modelleurs und Fotografenfamilie eben. Albinus war auch bei einer anderen Geburt Pate, bei dem Sohn von Louise Haag, so dass diese vermutlich auch eine Schwester von Balduin Haag und Albinus Haag war. Vielleicht war "Alb" ja sein Spitzname.
Und dies war die Vorgeschichte für einen neuen Fund im Hause Haag-Zeitler-Zürner, den sie nachfolgend sehen können.

Entwicklerschale aus gebranntem und glasiertem Ton mit der Aufschrift Alb Haag Photograph

 

Im Nachgang noch Beispiele für Lithophanien:

 

Im Hause Haag-Zeitler-Zürner haben sich noch mindestens 10 weitere Lithophanien-Platten angefunden, die wir später bestimmt noch bewundern dürfen, hier erst einmal eine davon.

 

Die dann folgende erste Lampe stammt von C.M Hutschenreuther, die zweite Lampe  von Schierholz Plaue.

 

Am Ende meines Blogs aber noch längst nicht am Ende der Suche angekommen kann man es wohl nicht trefflicher formulieren als mit Goethes Worten aus Iphigenie, die mir ein von meiner Webseite begeisterter Leser übermittelt hat:

 

"Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt, der froh von ihren Taten, ihrem Leben den Hörer unterhält und, still sich freuend, am Ende einer schönen Kette sich geschlossen sieht"

 

Einen herzlichen Dank an Hannes Zürner für seine Unterstützung in Zeiten, in denen das Leben es ihm nicht gerade leicht macht...
Ihre Forscherin

Sylvia Dietrich geb. Koge