Wallendorfer Porzellanformen

               Porzellan - Geschichte(n)

   

Da bin ich wieder für Sie, Ihre Porzellan-Reporterin

 de  K o g e n 's  Sylvia,

mit meinen Geschichten rund um's Porzellan.

 

Wallendorfer Porzellanformen

Formenschatz der Wallendorfer Figuren

 

Liebe Leser und Interessenten,

 

der Januar 2020 war eine Sternstunde für alle Menschen, die mit dem Schicksal der Wallendorfer Porzellanmanufaktur verbunden sind:

 

Der Formenschatz der Wallendorfer Figuren, soweit er sich in der Insolvenzmasse von Weimar Porzellan befand, wurde von der Stiftung Leuchtenburg übernommen.

 

Darüber sind wir natürlich überaus glücklich, zeigt es doch, dass unsere Bemühungen von Erfolg gekrönt waren, die Bedeutung des Nachlasses und der Tradition der Wallendorfer Porzellanmanufaktur in der heutigen Zeit aufzuzeigen. Es ist auch ein erstes Anzeichen dafür, dass die in den letzten Jahrzehnten betriebene Zerschlagung, Zersplitterung und Zerstreuung des Nachlasses der Wallendorfer Porzellanmanufaktur und der Porzellanfabrik Lichte so nicht weiter betrieben werden kann.

 

Pressemitteilungen von Anfang November 2020 zufolge wurde nun der Formenschatz der Figurenformen von Wallendorf, eingelagert in 320 Kisten, aus dem stillgelegten Werk in Blankenhain (siehe Foto) in einer spektakulären Rettungsaktion herausgeholt und wie ich jetzt erfuhr mangels anderer sich kurzfristig ergebener Möglichkeiten übergangsweise in einer stillgelegten Fabrik in Königsee untergebracht.

 

Die Liebhaber des Wallendorfer Porzellans geben natürlich die Hoffnung nicht auf, dass die Formen zurück nach Wallendorf oder Lichte gebracht werden, von wo sie herkamen und wo sie auch hingehören. Dort stehen viele Gebäude der ehemaligen Porzellanfabriken und der abgezogenen Gemeindeverwaltung leer. Der gesamte Ort ist leider in den letzten Jahren verwaist und gehört zu den wohl traurigsten Orten (lost places) in Thüringen, ein Ort, der 250 Jahre lang ein blühender pulsierender Ort geschäftigen Lebens und künstlerischen und handwerklichen Wirkens war. 

 

Auch die Menschen im Ort hätten es verdient, dass ihrer Hände Arbeit zurückgebracht wird und dort in fachmännischer Weise von Porzellanexperten, von denen noch einige zur Verfügung stehen, sogar diejenigen, die die Porzellanformen damals für den Versand nach Blankenhain sortiert und eingepackt haben, aufbewahrt und bewahrt wird. Und sie haben es mehr als verdient, dass zumindest die Porzellan-Tradition am Ort angemessen gepflegt wird, wo schon ihr Leben und Wirken als Porzelliner verwirkt wurde.

 

  

Und mit der Bergung des Formenschatzes ist natürlich auch unsere Hoffnung genährt worden, dass die Bewahrung des Formenschatzes mit seiner Sichtung und Auswertung und mit einer Aufarbeitung dieses Thüringer Kulturgutes insgesamt durch die Stiftung Leuchtenburg und die Vertreter der Thüringer Porzellanstrasse einhergehen könnte, wie dies bereits im Januar 2020 in Aussicht gestellt wurde. 

 

Wußten Sie eigentlich, dass sich, um im Blankenhainer Betriebsteil von Weimar Porzellan die Wallendorfer Figuren herstellen zu können, drei Frauen, Porzellinerinnen der ehemaligen Wallendorfer Manufaktur, jeden Tag den weiten Weg von Lichte nach Blankenhain zur Arbeit und wieder zurück gefahren sind? War es überhaupt rechtlich zulässig, die Wallendorfer Modelle mit der Bodenmarke von Weimar zu kennzeichnen ohne Verweis darauf, dass es sich um Wallendorfer Modelle handelt??

 

Wir gehen auch nicht davon aus, dass es irgendwie gerechtfertigt war, das Wallendorfer Porzellan und seine Tradition in den Iran zu verkaufen; schließlich handelt es sich ja um ein unersetzbares Gut der Thüringischen Porzellantradition, das es zu bewahren gilt; um ein Gut, das auf jahrhundertelanger unermüdlicher schwerer Arbeit, unternehmerischem Enthusiasmus, Kreativität und Handwerkskunst unserer Vorväter beruht, die uns ein besseres Leben ermöglichen sollten.  

 

Der iranischen Firma sind wir natürlich außerordentlich dankbar dafür, dass diese dem Nachlass unserer traditionsreichen Wallendorfer Porzellanfabrik, für die im vereinigten Deutschland kein Platz mehr war, eine neue Heimat gegeben hat.

 

Allein die Nachricht, dass auch die nicht nach Blankenhain gebrachten Formen der Tierfiguren, der gesamte betriebliche und historische Nachlass der Wallendorfer Porzellan Manufaktur und der Vorgängerfirmen Schaubach-Kunst und Fraureuth Kunstabteilung, sowie die Markenrechte, die Porzellanformen von Lichte Porzellan und der Vorgängerfirma Gebrüder Heubach einschließlich der von Gebrüder Heubach übernommenen Formen der Fraureuth AG., dass diese Güter wohlbehalten in Deutschland aufbewahrt wären, würde den Menschen der Region ein wenig mehr Optimismus, Lebensfreude und Zuversicht in schwierigen Zeiten vermitteln und ihr Wirken für die heutige Gesellschaft sicher nachhaltig beeinflussen.

 

Ihre Sylvia D. geb. Koge

 

Porzellanformen der Wallendorfer Porzellanmanufaktur - FormenSchatz - wohl geborgen - aber Porzellankunst für immer gestorben

 

T-online, n-TV, ZEIT, mdr ... haben am 30. Oktober 2020 Folgendes berichtet:

 

"Die Stiftung Leuchtenburg hat wertvolle Figurenformen der früheren Wallendorfer Porzellanmanufaktur gerettet. Sie lagerten in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude der insolventen Weimar Porzellan GmbH in Blankenhain.

 

320 Kisten mit wertvollen Figurenformen der früheren Wallendorfer Porzellanmanufaktur hat die Stiftung Leuchtenburg aus einem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Weimar Porzellan GmbH in Blankenhain gerettet. Auf zehn Sattelschleppern wurde die Fracht nach Königsee im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt gebracht, wie die Stiftung Leuchtenburg am Freitag mitteilte. Dort werden sie jetzt im Atelier der Galeristin Yvonne Neubeck-Aslan gelagert.

 

Die Wallendorfer Porzellanmanufaktur war den Angaben zufolge in der DDR einer der innovativsten und qualitativsten Betriebe für zeitgenössisches Figurenporzellan sowie hochwertiges Zier- und Gebrauchsporzellan. Bedeutende Modelleure, Designer und Bildhauer hätten in teilweise sehr kleinen und exklusiven Auflagen herausragende Porzellankunst für die Manufaktur gefertigt. Zu den Glanzstücken der jetzt geretteten Formen gehören 14 Formen der Figuren des Malers, Bildhauers und Medailleurs Emil Paul Börner."

 

Mehr über die berühmten insgesamt 23 Wallendorfer Börner Figuren (Figuren von Emil Paul Börner) erfahren Sie auf meiner Seite über Emil Paul Börner.

 

"Der Niedergang der Wallendorfer Porzellanmanufaktur bis 2016 sei mit einer Zerschlagung und Zerstreuung von Formenschätzen, Modellen und Rechten verbunden gewesen, hieß es. Große Teile des Figurenporzellan-Schatzes - die sogenannten menschlichen Figuren - kamen zu Weimar Porzellan. Nach der Insolvenz von Weimar Porzellan wurde nun auch das Gebäude in Blankenhain verkauft, in dem die Formen lagen und von wo sie mit Unterstützung des Beauftragten für die Thüringer Porzellankultur, Jens Walter, jetzt abgeholt werden konnten."  (Zitat Ende)

 

23 Figurenmodelle von Emil Paul Börner in Wallendorfer Manufaktur ausgefertigt