Porzellanfabrik Carl Schneider's Erben (Unger, Schneider und Hutschenreuther)

 

Liebe Leser,

 

Heute möchte ich beginnen, auch dem Städtchen Gräfenthal und seinen Porzellanfirmen meine Aufmerksamkeit zu widmen. Beginnen wir mit der ersten Porzellanfabrik, die im Jahre 1861  an der Stelle eines alten Hammerwerkes gegründet wurde. Der Modelleur Carl Unger aus Schmiedefeld, der in der Wallendorfer Porzellanfabrik ausgebildete Kaufmann Carl Schneider und der Unternehmer Hermann Hutschenreuther aus Wallendorf (Porzellanfabrik Unger, Schneider und Hutschenreuther...

 

Und Sie werden jetzt nicht glauben, was ich herausgefunden habe: sowohl Carl Schneider als auch Hermann Hutschenreuther waren mit Töchtern unserer Maria Bianka Hammann (verh. Kämpfe), Tochter von Carl Magnus Hammann, verheiratet und somit Schwager. Da wundert es nicht, wo das Geld und die benötigten Rohstoffe herkamen.

 

Porzellanmasse und Glasur wurden in den ersten Jahren fertig erworben und erst später selbst hergestellt. Nachdem Carl Unger im Jahre 1885 und Hermann Hutschenreuther im Jahre 1886 ausgeschieden waren, wurde die Firma unter der Leitung von Carl Schneider fortgesetzt und firmierte nach seinem Tode unter "Carl Schneiders Erben".

 

Es wurde zunächst Gebrauchsgeschirr, Kinderservice und Küchengerät produziert und dieses mit Kobaltmustern oder mit Gold verziert. Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch Figuren im Rokoko- und Biedermeierstil, etwas provinziell und sentimental wirkend, im sogenannten Gräfenthaler Genre, hergestellt. Dazu kamen auch Tiere, Tiergruppen, Puppenköpfe, Badekinder, Putten, Heiligenfiguren und Grabschmuck.

 

Die Erzeugnisse, die auch auf den Weltausstellungen in Santiago (1875), Melbourne (1878) und Brüssel (1888) ausgezeichnet wurden, fanden vorwiegend in Nord- und Südamerika Australien, Indien und in Europa Absatz.

 

Vier Jahre nach dem Tod von Carl Schneider wurde der Betriebschemiker Dr. Wilhelm Wedel eingestellt, der 1899 zusammen mit Paul Schneider Inhaber der Firma wurde und nach dem Tod von Paul Schneider der alleinige Geschäftsführer war.

 

Die Firma hatte vier Öfen und beschäftigte 220 Arbeiter.

 

Die Marke dieser Fabrik war meist eingepresst oder eingeritzt, ein "G", von einem oder mehreren Pfeilen durchkreuzt. Die Stempelmarke mit Krone und Jahreszahl 1859 wurde, wie man annimmt, erst seit 1936 verwendet. 

 

Noch in den 50er Jahren erfreuten sich die in Antik gehaltenen Figuren und Gruppen bei den ausländischen Kunden besonderer Beliebtheit.

Ein Katalog aus dem Jahre 1955 steht mir zur Verfügung. Dort sind Porzellane mit den Modellnummern zwischen 19.000 und 22.000 abgebildet und einige ältere Heiligenfiguren. 

 

1972 wurde der Betrieb Betriebsteil des "VEB Vereinigte Porzellanfigurenwerk Gräfenthal". Das eigene Warenzeichen wurde bis 1974 weitergeführt. Der Betrieb wurde 1974 stillgelegt. Die Produktionserfahrung ging mit den Porzellanfacharbeitern und dem Formenschatz in den vorgenannten VEB ein.