Das Wallendorfer Herrenhaus

               Porzellan - Geschichte(n)

 

Da bin ich wieder für Sie, Ihre Porzellan-Reporterin

 de  K o g e n 's  Sylvia,

mit meinen Geschichten rund um's Porzellan.


Herrenhaus der Wallendorfer Porzellanfabrik

Das Wallendorfer herrenhaus

 

Die vorstehende Tasse zeigt die Altwallendorfer Porzellanmanufaktur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Unterhalb der Wallendorfer Kirche erkennt man das Herrenhaus, mit dem sich der nachfolgende Blog beschäftigt.

 

Viel wird über das Wallendorfer Herrenhaus in der Öffentlichkeit nicht mehr verlautbart, denn es wurde ungeachtet seines  Denkmalcharakters und seiner Eintragung in der Denkmalliste Thüringens in den Sommermonaten des Jahres 1993 abgerissen und musste einem Industriebau -  der neuen Porzellanfabrik Wallendorf in der Hillebrandschen Ära weichen. Der Industrieneubau steht heute ebenso einsam und verlassen da, wie alle anderen modernen Gebäude, die sich um den ehemals historischen Marktplatz des Ortes Wallendorf gruppieren.

 

Schauen Sie sich das Hammannsche "Neue Wohnhaus" -  das Wallendorfer Herrenhaus doch erst einmal an; es ist auf den nachfolgenden historischen Aufnahmen jeweils unterhalb der Kirche zu sehen.

 

 

Wilhelm Stieda schreibt im Jahre 1902 in "Die Anfänge der Porzellanfabrikation auf dem Thüringerwalde..."  auf Seite 96 über das Herrenhaus: 

 

Die Photographie von dem ältesten Gebäude der Anlage, dem einstigen Herrenhaus des Rittergutes, das heute zum Teil Geschäftsräume, zum Teil Wohnräume der Besitzer enthält, ist auf dem folgenden Bild dargestellt.“

 

 

In den Jahren 1918-1926 lebten im Wallendorfer Herrenhaus die auswärtigen Künstler der Kunstabteilung Wallendorf der Fraureuth AG, die in den Gebäuden der Wallendorfer Porzellanfabrik ihre Kunstabteilung eingerichtet hatte. Das bedeutet, dass dieses Haus auch das künstlerische Zentrum für die Entwicklung all der weltbekannten Porzellane war, die unter der Marke Fraureuth Kunstabteilung entstanden sind..

 

 

Die Familie von Ernst Müller, die Familie Berwinsky und die anderen Künstlern der Eigenen Werkstatt haben im altehrwürdigen Herrenhaus gelebt.

 

Und es gab noch eine Familie, die im Herrenhaus wohnte, dies war die Familie Grosswald, was insofern überliefert ist, als dass die heute hochbetagte Tochter von Ernst Müller und Mutter von Frieder Dürr über diese berichtet hat. Als kleines Mädchen hat sie nämlich von Frau Grosswald immer Plätzchen geschnorrt. "Frau Grosswald, haben Sie nicht ein Plätzchen für mich?" Nach dem Konkurs der Fraureuth AG hat es auch eine kleine Malerei Zehendner & Grosswald in Lichte gegeben.

 

Und nachfolgend können Sie sie sehen, die "Plätzchenschnorrerin" und einstige Bewohnerin des Herrenhauses.

 

 

Auch in den DDR-Zeiten der Wallendorfer Porzellanfabrik waren im Herrenhaus sowohl Verwaltungsräume als auch Wohnräume für Familien von Betriebsangehörigen untergebracht wie beispielsweise die Familie von Otto Korndörfer.  Da eine Schulfreundin von mir im Herrenhaus gewohnt hat, hatte ich selbst auch einmal die Gelegenheit, in den Wohnräumen des Herrenhauses zu verweilen. Man hatte einen schönen Ausblick auf den Marktplatz, das Zentrum des Ortes Wallendorf vor seiner "historischen Entkernung". 

 

  

Und noch etwas war im alten Herrenhaus untergebracht: das Wallendorfer Musterzimmer (siehe meinen diesbezüglichen blog), das später seinen Platz im neu erbauten Kulturhaus erhielt.

 

Das Wallendorfer Herrenhaus wurde 1993 nach einem harten Ringen der beteiligten Behörden und der Wallendorfer Porzellanmanufaktur unter der Leitung des Bauunternehmers Hillebrand abgerissen. 

 

Das im ähnlichen Erscheinungsbild vor der Übersiedlung der Hammannschen Familie von Katzhütte nach Wallendorf in Katzhütte errichtete und noch ältere Katzhütter Herrenhaus wurde übrigens saniert und dort das Gemeindezentrum eingerichtet.

 

Das historisches Ensemble mit dem Herrenhaus und der Kirche Wallendorf existiert nicht mehr. 

 

Aber es besteht dennoch Hoffnung auf einen Wiederaufbau, denn die Genehmigung zum Abriss war verbunden mit der Verpflichtung, das Kellergeschoss zu erhalten und das Herrenhaus wieder neu zu errichten.

 

Dies hinderte den Eigentümer jedoch nicht daran, die Abrissfirma auch mit dem - sicher wegen des mit der Auflage der Denkmalschutzbehörde zur Fertigung einer Dokumentation - um 3-4 Wochen verzögerten Abriss des Kellergeschosses und die Verfüllung mit Bauschutt zu betrauen, so dass davon ausgegangen werden kann, dass auch das Kellergeschoss nicht mehr existiert.

 

 

Und abschließend stellt sich die alles entscheidende Frage:

 

Auf wen ist wohl die Verpflichtung übergegangen, das Wallendorfer Herrenhaus wieder neu zu errichten ???